Wild Zelten Deutschland weltweit
Näher kann man der Natur nicht sein
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Voraussetzungen | So wird ein Schuh draus
Platzsuche | Das A und O des wild zelten’s
Erlaubt, Geduldet, Verboten | Die Gesetze
Gewusst wie | Tipps und Verhaltensregeln
Erfahrungen | Unsere Wild-Zelten-Gebiete
Voraussetzungen | So wird ein Schuh draus zurück zur Liste
Wild Zelten in Deutschland und weltweit
Die Voraussetzungen für wild zelten sind erst einmal trivial. Man braucht Wildnis und ein Zelt. Bei beiden Sachen ist das Verständnis jedoch subjektiv. Während für den Einen bereits der Wald um die Ecke Wildnis bedeutet, bedeutet für den Anderen Wildnis erst, wenn man 7 Tage keine Menschen sieht und die Bevölkerungsdichte bei 1 Einwohner/qkm liegt. Beim Zelt das Gleiche, der Eine gibt einen vierstelligen Betrag aus, der Andere will sein LIDL Zelt mal eben ausprobieren. Am Ende kommt es aber aufs gleiche raus, dass der Gedanke und der Wille wild zu zelten wichtig ist. Die besondere Form Biwakieren/ Tarpen werde ich dabei ebenfalls ansprechen und darauf näher eingehen.
Vorausgesetzt, man hat nun die nötige Grundausrüstung, die man auch für den Campingplatz benötigt, muss man sich nun vor Augen halten, was einem die Wildnis alles (nicht) bietet und was man nun zusätzlich an Utensilien mitnehmen oder auch zu Hause lassen kann/sollte. Dabei spielt natürlich die persönliche Komfortzone und Survivalerfahrung eine wichtige Rolle. Was der Eine für unnötig hält, will der Andere nicht missen. Daher war es auch bei uns so, dass wir bei den ersten Malen mehr als nötig dabei hatten und immer mehr abgespeckt haben. Auch jetzt ist immer noch nicht das Nötigste mit auf Tour, aber lieber „Haben als Hätte“.
Auf was muss man nun verzichten? Sicher kommt den Meisten das gleiche und wichtigste in den Sinn: Sanitäreinrichtungen, d.h. Dusche, Klo, Waschmöglichkeit und Reinigungsmöglichkeit fürs Geschirr. Hier liegt sicher die Crux, ob man wild zelten als Lebensstil oder als Sparmaßnahme betrachtet. Für uns trifft ersteres zu und persönlich ist das dann eher kein Verzicht, sondern ein Gewinn. Lieber baden wir in einem klaren Bach und machen große Geschäfte in ein Erdloch als auf unhygienische Einrichtungen zurück zu greifen. Okay, am kritischsten ist sicher die Wasserversorgung zu betrachten. Wo bekomme ich Wasser her? Ist es trinkbar? Wir bereite ich es auf? Wo kann ich mich waschen und was muss ich beachten? Bei der Platzsuche primärer Betrachtungspunkt.
Zweite wichtige Sache, die vor allem umso wichtiger wird je länger man wild unterwegs ist, sind die fehlenden Stromquellen. Da in der heutigen Zeit ohne Strom nicht mehr viel geht, muss man sich hier seine Gedanken machen und Erfahrungen sammeln, wie man das Ganze umgeht. Auf Stromfresser gänzlich verzichten heißt kein Handy (Sicherheitsverlust), keine Taschenlampe (Notfall!), kein GPS Gerät (Simplizität) und was weiß ich noch. Für uns definitiv die falsche Lösung, da ein Handy nicht nur im Notfall sondern auch als Infoquelle hinsichtlich Wetter oder Routenänderung eine echte Hilfe darstellt. Über die Taschenlampe lässt sich in Polartaggebieten sicher diskutieren, ansonsten bei uns immer ein Muss. Naja und Navi ist halt bequem, einfach und sicher.
Daher muss man sich um Strom kümmern, in Form von Ersatzbatterien oder aufladbaren Akkus. Wir bevorzugen letztere, der Umwelt und dem Gewicht zuliebe. Um diese zu laden, kommt nun die Technik ins Spiel. Ein Powerbank (eine Art riesiger Akku mit 16000mAh), ein Solarpanel fürs wandern und beim Rad ein Dynamo zur Stromerzeugung. Ab und an in der Zivilisation Steckdosen nutzen um den Powerbank zu laden, fertig! Diese Sache stellt für uns immer das größte Problem dar und wir versuchen immer noch, eine optimale Lösung zu finden.
Eine wichtige dritte Sache sind die Lebensmittel. Man muss alles mitschleppen, an alles denken, Rationen planen, Notreserven berücksichtigen und ganz wichtig, den entstandenen Müll auch wieder bis zur nächsten Entsorgungsstelle mitnehmen. Dabei spielt sicher auch das Wasser wieder eine Rolle. Brauche ich Wasser zur Zubereitung meines Essens? Brauche ich einen Kocher? Alles individuelle Entscheidungen. Wir kochen lieber und genießen einmal mehr und schleppen dafür auch mehr. Das sorgt dann meistens für Neid bei den Leichtgewichtswanderern, wenn wir unser Buffet ausbreiten, während die an einer Möhre knabbern.
Andere wichtige Verzichtspunkte bzw. Nachteile sind mehr Zeitaufwand bei der Platzsuche, pure Einsamkeit und damit für Einige zu wenig Sicherheit, mehr Arbeit vor Ort am Platz um ein Notklo zu bauen, eine Wasserstelle zu suchen, Holz fürs Feuer zu besorgen, den Platz fürs Zelt zu ebnen und und und. Subjektiv kommen sicher noch einige Punkte hinzu, die wild zelten auch ein wenig zur Herausforderung avancieren lassen. Dabei wird aber alles mehr und mehr zur Routine.
Bestimmte Dinge werden anfangs vergessen, unwichtige Dinge beim nächsten Mal zu Hause gelassen, notwendige Dinge angeschafft. So haben wir sicher die ersten drei Male das weiche weiße Papier vergessen. So mussten dann natürliche Ressourcen herhalten, aber Not macht erfinderisch und auch diese Erfahrungen sammeln wir immer wieder gern.
Jeder muss nun selbst für sich entscheiden, ob er es hasst oder liebt. Dabei sollte man sich auch klar werden, ob man wild zeltet um Geld zu sparen oder um mit der Natur im Einklang zu leben. Wir persönlich würden das Doppelte fürs wild zelten bezahlen als irgendein Camp nutzen zu müssen. Dabei spielt auch das Umweltbewusstsein eine wichtige Rolle. Das Gespür hierfür hat man aber nur, wenn man die Natur liebt. Wir mussten immer wieder feststellen, dass die Pfennigfuchser immer leicht daran zu erkennen sind, dass sie mehr als nur ihre Fußabdrücke hinterlassen haben. Deshalb….
„LEAVE NOTHING BUT FOOTPRINTS, TAKE NOTHING BUT PICTURES AND KILL NOTHING BUT TIME“
Platzsuche | Das A und O des wild Zeltens zurück zur Liste
Die Platzsuche fängt bereits zu Hause vorm Rechner an. Während man seine Tour plant, sollte man bereits hier schon nach geeigneten Plätzen schauen. Dabei sollte man nicht erst nach 20km das Nachtlager einplanen, wenn man Tagestouren von max. 20km als Limit sieht. Der am Rechner optimal recherchierte Platz kann sich vor Ort als suboptimal entpuppen, dass man weitere 5km laufen muss und die Suche erneut beginnt.
Wir planen immer ca. 2km vor der magischen Tagestouren-Kilometergrenze die Suche ein, lokalisieren am Rechner und unter Zuhilfenahme von Google Earth die besten Plätze. Wegpunkte wie Quellen, Flüsse, Seen und mögliche Lagerplätze werden als Wegpunkte auf dem Navi gespeichert. Außerdem macht es Google Earth möglich zu schauen, ob Häuser in der Nähe sind und ob diese überhaupt bewohnt sind. So kann man noch einmal sicher gehen, dass man abseits der Zivilisation Keinen stört oder schlafende Hunde weckt.
Vor Ort ärgern wir uns dann ab und an, weil wir tagsüber an den besten Lagerplätzen mit den besten Aussichten vorbeilaufen und wenn wir dann einen am Abend brauchen, sind das echt die letzten. Deshalb empfehlen wir Euch, wenn Ihr einen akzeptablen Platz gefunden habt und noch Zeit ist, lieber noch einmal 500m weiter um die Ecke zu schauen. Wir sind der Meinung, dass für das wilde Nachtlager immer nur das Beste in Betracht kommen sollte. Bevor man sich überhaupt auf Platzsuche machen kann, suchen wir aber immer zuerst nach was anderem: Eine Wasserstelle.
Sie muss nicht zwingend am Zelt liegen, aber auch nicht weiter als 1km entfernt. Erst wenn diese gefunden wurde, kann man sich auf die Suche nach einem Platz machen. Die Wasserstelle ist uns dabei wichtiger als der Lagerplatz. Wenn es dann noch ein Bach oder See ist, wo man baden kann, umso besser für Schlafsack und Mitreisende. Ob das Wasser trinkbar ist oder nicht kann man oberflächlich mit der Sicht- und Riechprobe ermitteln. Sicher geht Ihr mit 1 Minute abkochen oder mit Filtersystem/-tabletten.
Je weiter weg die Wasserstelle von der Zivilisation ist und je höher sie im Gebirge liegt umso wahrscheinlicher ist es, dass es nach Fiji Wasser schmeckt. Zum (Ab)waschen empfehlen wir Euch Outdoorseife. Da diese aber auch nicht 100%ig biologisch abbaubar ist, bitte nie direkt in die Wasserstelle geben. Immer mindestens 3-4m vom Wasser entfernt Geschirr abwaschen oder sich mit Töpfen/Wassersäcken duschen.
Worauf ist nun vor Ort zu achten? Welchen Ansprüchen sollte der Platz gerecht werden? Bei einem exponierten Platz stellt sich die Frage, ob mich Andere sehen können. Wenn Häuser in der Nähe sind, ist das gar nicht gut. Sind es nur Wanderer, die mich sehen können, sollte das Zelt erst in der Dämmerung auf- und sofort zeitig am Morgen wieder abgebaut werden. Straßen sollten nicht in der Nähe sein, das ist doch keine Wildnis und außerdem stören die Autogeräusche die Idylle. Man sollte sich immer im Klaren sein, dass Jeder, der Einen sieht, ein potentieller Verräter sein kann.
Also je weniger Blicke man auf sich zieht umso geringer ist die Gefahr „erwischt“ zu werden. Bei einem exponierten Platz stellt sich außerdem die Frage, will ich am Abend dem Sonnenuntergang zuschauen oder am Morgen bei Sonnenaufgang frühstücken. Letzteres ist im Zweifel die bessere Wahl, da am Morgen das Zelt aufgewärmt wird und man eher aus den Federn kommt. Habt Ihr schon mal in einem Zelt geschlafen, wo 2 Stunden lang die Sonne drauf prasselt? Man will dann da einfach nur raus.
Das Wetter spielt natürlich auch eine Rolle. Bei starkem Wind und Regen schützt ein Wald besser vor den Witterungsbedingungen, man kann sich außerdem besser im Dickicht verstecken und hat Holz griffbereit um ggf. ein kleines Feuer oder den Holzkocher zu nutzen. Bitte bedenkt aber, dass ein Feuer weit sichtbar ist, ein Kocher eventuell Lärm macht. Apropos beim wild zelten sollte man sich ruhiger als sonst verhalten. Lärm, Musik und Holzfällarbeiten erregen das Gehör Anderer. Die große Geburtstagsparty im Wald würde ich unterlassen. Besser Ihr hört und seht die Anderen und könnt reagieren als anders herum. Toller Nebeneffekt – Man kann der Natur lauschen, Tiergeräusche identifizieren und sicher auch das ein oder andere Wildtier sehen.
Dass der Platz eben sein sollte, der Untergrund weder steinig noch sumpfig versteht sich von selbst. Das Zelt sollte nicht unbedingt die tollsten Leuchtfarben haben, damit es nicht bereits 20km entfernt aus dem Wald heraus leuchtet. Wir haben uns sogar extra ein grünes Zelt für diese Unternehmungen gekauft, da unser Erstzelt knallig rot leuchtet.
Erlaubt, geduldet, verboten | Die Gesetze zurück zur Liste
Ich möchte und kann hier nicht mit Paragraphen um mich werfen. Dazu gibt es genügend andere Artikel im Netz und noch nicht einmal diese bieten die Rechtssicherheit, die Einige haben möchten. Ich kann aber das moralische Empfinden, die Theorie und die Praxis gegenüberstellen, durchaus Konsequenzen aufzeigen, wenn man erwischt wird und Verhaltensempfehlungen darlegen. Das gibt aber keinerlei Garantie, dass alles glatt läuft.
Wer sich das erste Mal mit dem Thema wild zelten befasst, der stößt sicher auf das Jedermannsrecht, was unweigerlich mit Skandinavien verbunden ist. Jedoch regelt dieses Recht den Umgang mit der Natur nicht nur dort. Dieses Recht gibt es auch in Schottland oder der Schweiz, doch nur von Skandinavien ist es mir bis dato bekannt, dass es auch das freie Übernachten in der Natur legitimiert. Man muss nur bestimmte Regeln wie Abstand zu Häusern und Privatbesitz beachten, ansonsten kann man in ganz Skandinavien kostenfrei in der Wildnis übernachten. Ergo ein ideales Ziel um das wild zelten legal zu praktizieren. Ansonsten ist mir kein Ziel bekannt, wo es schriftlich niedergelegt ist, das wild zelten kein Verbot darstellt.
Es gibt aber nun genügend Gebiete, wo es geduldet wird. Wenn man sich also richtig verhält, hat Keiner (Einheimische) was dagegen, das wild gezeltet wird. Selbst Erfahrungen haben wir hier mit den kompletten Azoren, Kanada, Sächsische Schweiz, Island und Südfrankreich gemacht. Dabei haben wir uns nie auf die Internetrecherchen verlassen, sondern stets vor Ort mit Einheimischen drüber gesprochen, denn die sind es ja am Ende, die sich daran stören könnten und ggf. die Polizei rufen würden. Ist man sich nicht sicher, ob der Lagerplatz in Privatbesitz ist, einfach fragen, mit den Bauern oder Einwohnern um die Ecke reden. So haben wir schon oft auf Privatbesitz wild gezeltet, aber vorher gefragt und die Erlaubnis bekommen.
Zwar hat man uns schräg angeschaut und immer wieder auf Campingplätze verwiesen, weil sie es nicht glauben konnten, dass man so abgeschieden zelten will, aber mit einem Lächeln haben sie dann zugesagt. Andere Gebiete, wo wild zelten geduldet wird, habe ich bereits im Netz recherchiert, jedoch noch nicht selbst bereist. Dazu gehören der Shannon und Barrow River in Irland. Auch Hawaii, Grönland oder Kamtschatka haben sich da nicht so eng. Generell kann man sagen, je einsamer und verlassener eine Region ist umso eher ist wild zelten auch möglich.
Tja und verboten ist es halt in Ländern wie Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Schweiz und und und. Jedoch stellen die Alpen oder global gesehen Hochgebirge eine Sonderrolle dar und auch, wo es verboten ist, gibt es Ausnahmen. Wie Ihr aber bereits gelesen habt, haben wir auch in Südfrankreich bereits wild gezeltet und das nur, weil uns erstens die Einheimischen dazu ermutigt hatten, frei nach dem Motto „Ach klar, da oben könnt Ihr zelten“ und zum anderen die Eselanbieter direkt Touren mit wild zelten offerieren. Daher ist die Theorie meist weit von der Praxis entfernt.
In den Alpen ist das Biwakieren/Tarpen und wild zelten oberhalb der Baumgrenze (1500m) erlaubt. Auch der DAV hat sich schon des öfteren mit diesem Thema befasst und eine klare Linie gibt es da nicht. Jedes Land, jeder Kanton hat da so seine eigenen Maßgaben. Da wir aber nicht immer jedes Gesetz studieren möchten, gehen wir von aus, dass es geht. Gerade in der alpinen Region ist das der Fall, nur Schutzgebiete sollte man dabei meiden. Notbiwaks sind nach meiner Erkenntnis aber auch da erlaubt.
Was aber eine Not darstellt, ist dabei ein sehr dehnbarer Begriff (Wetter, Wohlbefinden, Defekt etc). In den französischen Alpen ist es sogar richtig schriftlich fixiert und klar beschrieben. Man kann von 19 bis 9 Uhr sein Biwak/ Zelt aufschlagen und das sogar direkt im Nationalpark. Bitte hier aber auch die Regeln der einzelnen Parks beachten!
Es gibt aber speziell in Deutschland Ausnahmen und gute Lösungen um die Verbote zu umgehen und dem Naturfreund doch die Möglichkeit zu bieten, im Freien wild zu übernachten. Wie wild es dann wirklich noch ist, wenn es legal ist, sei dahin gestellt. Für uns läuft es aufs gleiche hinaus. In der Pfalz kann man gegen ein Entgelt Wildplätze nutzen, die verstreut im Pfälzer Wald liegen, dazu später mehr weiter unten. Das Projekt heißt Trekking in der Pfalz und war bis vor kurzem noch ein Novum.
Nun zieht der Schwarzwald nach und bietet seit 2017 im mittleren/nördlichen Schwarzwald gleiches an. Dazu unter Erfahrungen | Unsere Wild-Zelten-Gebiete mehr dazu. Die andere Region ist meine alte Heimat, die Sächsische Schweiz. Dort konnte man eine Zeit lang fast überall boofen. Es wurde geduldet bis es überhandnahm. Nun gibt es 58 ausgewiesene Boofen (Höhlen/ Felsvorsprünge), die genutzt werden können. Infos findet Ihr hier.
Bei allen Gesetzen, Regeln und Verboten läuft es doch am Ende auf eines hinaus. Wenn man erwischt wird, will man die finanziellen Folgen in Grenzen halten. Also verhält man sich also gegenüber dem Ordnungshüter am besten reumütig, passiv, freundlich, gesprächsbereit und einsichtig. Dazu kommt natürlich auch, dass bis dato an den Tag gelegte Verhalten gegenüber der Natur. Ist der Lagerplatz sauber? Wurden keine frischen Äste verfeuert oder sich mit Duschbad im Bach gewaschen? Ich hatte bis jetzt eine Begegnung mit einem Förster in der Sächsischen Schweiz. Wir waren dort boofen und es war damals nicht richtig klar, ob es erlaubt oder verboten war bis uns der Förster erwischte.
Mit aggressivem Ton stand er auf einmal, sein Gewehr geschultert, vor uns. Die Lagerfeuerstimmung war vorbei. Er durchleuchtete die Höhle, wir kamen ins Gespräch, wir boten ihm ein Bier an. Er lehnte dankend ab, setzte sich aber zum quatschen. Wir legten unsere Situation dar, dass wir die Natur lieben und gern draußen sind, wir am Ende alles wieder sauber hinterlassen und sogar noch den Mist der Vorgänger aufräumen und mitnehmen. Auf einmal schmunzelnd meinte er nur „Wenn es mehr von Eurer Sorte geben würde, würde der Wald ja glänzen“ Er verabschiedete sich mit den Worten „Das Feuer bisschen kleiner machen“ und Alle waren zufrieden. Wir waren erleichtert. Diese Anekdote zeigt, dass es wichtig ist wie man in den Wald rein ruft.
Gewusst wie | Tipps und Verhaltensregeln zurück zur Liste
Bevor ich noch zu den Tipps komme, möchte ich noch auf die Art des wild zeltens kurz eingehen. Dies kann natürlich auch gänzlich ohne Zelt erfolgen, dann eventuell mit Biwaksack, Tarp oder Hängematte. Das Zelt erregt dabei das meiste Aufsehen ist aber die wettersicherste und komfortabelste Option. Als guten Mittelweg sehe ich das Tarp. Es schützt vor Sonne, Schnee und Regen von oben, ist leicht, schnell aufzubauen und man schläft direkt in der Natur mit 360 Grad Rundumblick. Dafür ist man dem Wind mehr ausgesetzt und schläft direkt auf dem Boden ohne Schutz vor Insekten, Kleintieren o.ä..
Ich habe es dieses Jahr auf einer Radtour durch die Ostschweiz ausprobiert und bin begeistert. Noch mehr Outdoorfeeling, noch mehr Freiheit, aber auch mehr Risiko. Mich erwischte ein Hagelsturm auf 1500m, wo ich mich sicher im Zelt besser aufgehoben gefühlt hätte. Also für den Anfänger würde ich schon ein Zelt empfehlen oder Tarp nur bei optimalsten Wetterbedingungen. Steigern kann man sich ja dann immer noch.
Einige Tipps konntet Ihr ja schon im oberen Text zwischen den Zeilen lesen, hier aber noch einmal alles stichpunktartig aufgelistet:
- Route und Lagerplätze planen, mit Google Earth schon vorab mögliche Plätze lokalisieren, auch Wasserressourcen markieren
- Wetterprognosen berücksichtigen, danach Ausrüstung wählen (bei schönem Wetter reicht auch ein Tarp)
- Bei Regen und Wind lieber im Wald Schutz suchen, aber Vorsicht bei Sturm kann Wald auch Gefahr bedeuten
- Zusatzausrüstung zusammenlegen – Was brauche ich fürs wild zelten, was ich sonst alles auf einem Campinglatz vorfinde und nicht mitnehmen muss
- Erst vor Ort eine Wasserstelle suchen, dann den Lagerplatz
- Tarp/ Zelt sollte grün oder camouflage sein, damit es aus der Ferne schwer erkennbar ist
- Tarp/ Zelt erst in der Dämmerung aufbauen und bei den ersten Sonnenstrahlen wieder abbauen
- Wenn Ihr den Platz gefunden habt, vergewissert Euch, dass Euch Keiner beim Verlassen des Weges beobachtet hat
- Wer Euch nicht sieht, kann Euch immer noch hören- Verhaltet Euch also ruhig in der Wildnis
- Wenn Ihr Feuer macht, dann stellt Tarp/Zelt zwischen Euch und dem nächstgelegenem Weg als Sichtschutz auf
- Die dünne weiße äußere Birkenrinde ist ein idealer Feueranzünder, trockene Äste findet Ihr immer am Baum unter dem dichten Baumkleid, auch nach Regen
- Grabt ein Loch für Eure Geschäfte und hebt die Grasdecke/ den Untergrund aus, wo Ihr Feuer macht – beim Verlassen beides wieder verschließen
- Nehmt Euren Müll wieder mit oder verbrennt das, was rückstandslos verbrennt
Erfahrungen | Unsere Wild-Zelten-Gebiete zurück zur Liste
Alphabetischer Überblick Wild Zelten Regionen (direkt zu den Destinationen klicken)
Allier / Loire
Alpen
Azoren
Frankreich
Island
Italien
Kirgistan
La Réunion
Madeira
Mauritius
Mongolei
Montenegro
Neufundland
Pfälzer Wald
Österreich
Sächsische Schweiz
Schwarzwald
Schweiz
Skandinavien
Zypern
Sächsische Schweiz zurück zur Liste
Mein erstes Mal und Yvi will es auch noch einmal machen. Das Boofen, sprich Übernachtung in Höhlen oder unter Felsvorsprüngen, wurde eigentlich durch die Kletterer ins Leben gerufen. Anfangs bin ich noch nicht geklettert, wir waren aber trotzdem boofen. Gerade aber in Kombi mit dem Klettern war es ein abgerundetes Erlebnis. Direkt an der Boofe mit Klettern loslegen. Unten am Feuer köchelt der Kaffee, oben am Fels Morgensport. Tolle Sache.
Es gibt immer noch sehr abgelegene Boofen, wo sich kein Förster oder Ranger hin verirrt. Auch die Wasserversorgung ist im „Sächsischen“ gesichert und ohne Aufbereitung trinkbar. Ein Zelt ist nicht nötig, empfehlenswert ist ein alter Baumwoll-Armee-Biwaksack als Schmutzschutz für den Schlafsack. Meist sind Feuerstellen und Sitzmöglichkeiten vorhanden. Da der Bekanntheitsgrad enorm gestiegen ist, sitzt man in beliebten Boofen eigentlich nie allein am Feuer.
Pfälzer Wald zurück zur Liste
Nachdem wir 2012 an den Bodensee gezogen waren, begannen meine ersten Recherchen im Netz zum Thema wild zelten. Dabei stieß ich auf Trekking-in-der-Pfalz. Cooles Konzept. Warum muss man alles verbieten und keine Alternativen schaffen, dachten sich die Initiatoren. So schafften sie legale Plätze mit Feuerstelle und Plumpsklo, für die man bezahlen und vorab buchen muss, da die Kapazitäten begrenzt sind. Wir sahen und sehen dieses Ziel auch für Andere als eine Art Bewährungsprobe für den großen Urlaub in der Ferne. Schauen, ob (wild) zelten was für Einen ist.
Die Ausrüstung optimieren und testen. So war es auch bei uns, denn wir wollten ja 2013 auf unsere erste große Tour gehen. Also dauerte es nicht lange und die Tour war gebucht. Da die Plätze zwischen 12 und 16km auseinander lagen, buchten wir alle damals vorhandenen 7 Plätze. Der Pfälzer Wald ist ein sehr idyllisches und ursprüngliches Waldgebiet mit kleinen Städtchen und Dörfchen. Die meiste Zeit wandert man für sich, in den kleinen Orten gibt es Lebensmittel, Benzin und Brunnen. Die Burgenlandschaft brennt sich schnell ins Gedächtnis ein. Auf jeden Fall ein Tipp, auch für einen Kurztrip.
Nur ein kleines Manko: Einige Plätze liegen so weit von Wasserstellen entfernt oder die empfohlenen Stellen sind ausgetrocknet, dass die Wasserversorgung zum Hauptproblem wird. Ich kann mich an eine Nacht erinnern, da habe ich von Wasser geträumt und heimlich an der Flasche von Täve genuckelt, weil kein Wasser mehr da war. Die Wasserstelle war 4km entfernt und verschlammt. Also Wasser zeitig genug besorgen oder gleich mitnehmen. Hier eignet sich das Zelt gut, Tarpen ist aber auch gut möglich.
Skandinavien zurück zur Liste
Egal, ob Finnland, Schweden oder Norwegen. Hier wird es einem leicht gemacht, dem Jedermannsrecht sei Dank. Nicht nur, dass man wild zelten kann, sondern auch die Natur und die Menschen sind einmalig, das Wasser überall trinkbar. Je weiter man in den Norden kommt, umso einsamer wird es. Besonderer Tipp ist Lappland. Einsamkeit, die schönsten Nachtlager, in Finnland sogar Stippfischen erlaubt, überall Pilze und Beeren zum Essen, Holz für Feuer ohne Ende.
Für mich immer noch das Wild-Zelten-Gebiet schlechthin. Hier stimmt das ganze Gesamtpaket, okay das Wetter ist unberechenbar. Den einen Sommer 40 Grad, den anderen nur 15 Grad. Egal, dafür gibt es viele kostenfreie Schutz- und/oder Nothütten, die man bei sclechtem Wetter nutzen kann. Ein, wenn nicht das Wanderparadies!
Azoren zurück zur Liste
2013 unser erster großer Trip mit Täve. In den 3 Wochen haben wir nur 2x in einem Appartement geschlafen, bei An- und Abreise, also reisetechnisch bedingt. Das Wetter und die Landschaft bieten sich wie keine andere an, wild zu zelten. Es ist immer warm, es weht eine frische Brise, ABER es kann auch mal stürmen und aus Kübeln schütten. „Gefällt Dir das Azoren-Wetter nicht, warte 5 Minuten“ Daher ist ein Zelt, ein gutes Zelt ratsam. Einmal goss es von 17 bis 10 Uhr durchweg. Dann hörte es schlagartig auf, die Sonne kam raus und der ganze Tag war Bullenhitze angesagt. Man findet auf den ausgedehnten Weiden immer einen Platz. Es gib in den Orten und an den Stränden oder Meeresbädern oft Plätze, die auch von Einheimischen als Nachtlager zweckentfremdet werden.
Auch viele neu angelegte Barbecue-Plätze kann man auf Nachfrage bei Einheimischen nutzen. Fragen kostet nichts, Die Azorianer sind ein aufgeschlossenes nettes Volk und helfen gern weiter. Beim Wasser würde ich vorsichtig sein und lieber um die Ecke den Bauern nach Wasser fragen. Was aus dem Hahn kommt ist trinkbar, bei Seen und Flüssen würde ich aufpassen, dass keine bewirtschafteten Weiden in der Nähe sind. Die Azorianer düngen gerne und viel. Im Inselinneren kann man aber das Wasser bedenkenlos trinken und man trifft keine Menschenseele. Das Haben Insel an sich. Die Mehrheit tummelt sich am Meer.
Island zurück zur Liste
Hier als Sonderrolle, obwohl geographisch zu Skandinavien gehörend, da hier kein Jedermannsrecht offiziell festgelegt ist. Auch hier gilt das Sprichwort „mit dem 5 Minuten auf besseres Wetter warten“ Wo gilt das eigentlich nicht? Vor Island hatten wir ein wenig Respekt. Was hörte man nicht für Stories über weggeflogene Zelte, Rescueteams, die Wanderer bergen mussten und und und. Alles halb so wild, wenn man sich richtig verhält, das Wetter im Auge behält und immer einen Plan B im Gepäck hat. Wir haben ab und an innerhalb der Orte Camps genutzt, aber im Hochland und in den Westfjorden immer wild gezeltet. Da es dort geduldet wird, haben wir immer weit und abseits der Häuser unser Zelt aufgebaut.
Keiner hat sich daran gestört, im Gegenteil, ab und an sahen wir auch andere, die wild zelteten. Die Landschaft ist meist sehr offen und exponiert, wenig bis keine Bäume, den Wikingern sei Dank. Also sollte ein sturmerprobtes Zelt ins Gepäck. Die Wasserversorgung ist optimal. Überall Flüsse, Seen und Bäche. Sofort trinkbar und echt lecker. Die Platzsuche stellte sich manchmal als Such & Find-Aktion heraus. Entweder steinig, Hanglage oder von Schafen durch getrampelter Boden. Wenn man aber dann was gefunden hatte, stiegen diese Plätze im Ranking schnell in die Top10 auf.
Schwarzwald zurück zur Liste
Immer nur in der weiten Welt wild zelten? Nein, nun wollten wir es mal im nahe gelegenen Schwarzwald versuchen. Den Südschwarzwald kannten wir bereits von einigen Tageswanderungen, wir wollten uns nun in den Zentralschwarzwald nahe der Donauquelle wagen. Dort sind die meisten und größten zusammenhängenden Waldgebiete. Wir sind begeistert von der einsamen Natur. Überall Totholz zum feuern, Trinkwasserversorgung kein Problem und abgeschiedene Nachtlager findet man allemal. Okay, die Suche erwies sich als schwer, wir befinden uns ja schließlich in Mitteleuropa. Wildnis sieht für uns anders aus. Sicher reicht auch ein Tarp aus, aber auch im Schwarzwald kann man mal schnell ein Unwetter erleben.
Durch seinen Nord-Süd-Verlauf prädestiniert dafür. Wir kommen aber wieder und werden weitere Gegenden erkunden. Seit 2017 gibt es ein gleiches Projekt, was es in der Pfalz gibt und dort mehr und mehr ausgebaut wird. Trekking im Schwarzwald bietet 6 Camps im mittleren und nördlichen Schwarzwald an, davon drei Camps im Nationalpark und deshalb auch mit Holzplattformen versehen. Bei den Camps Erdbeerloch, Bösellbach und Seibelseckle also ein kleines 2-Mann-Zelt einpacken. Im Gegensatz zu den Pfalz-Camps heiße ich eines wirklich gut: Es gibt Wasser immer in der Nähe des Camps.
Alpen zurück zur Liste
Berge üben auf uns schon immer eine hohe Anziehungskraft aus. Wir sind mehr in den Alpen wandern als sonst wo. Okay, es ist das bevölkerungsreichste Hochgebirge der Welt, das merkt man allein daran, dass man selten auf einem Gipfel steht und im Umkreis mal keine Stadt oder ein Dorf sieht. Jedoch bringt ein Hochgebirge auch mehr Gefahren mit sich. Wetterumschwünge, Temperaturstürze, Schnee, Eis, Unerreichbarkeit (Telefon, Straßen) etc. Daher wollte ich dieses Jahr mein erstes Mal allein ohne Familie in den Alpen verbringen. Es ist schon sehr speziell, bergiges Terrain, undurchdringbare Gebiete, aber auch traumhafte Landschaften, klare Gebirgsseen und -bäche.
Mit dem Tarp kommt man schnell an seine Grenzen, dann doch lieber mit Zelt, abgeschiedenen Täler gibt es mehr als man denkt. Je höher man in den Alpen kommt, umso einsamer (aber auch kälter) wird es. In der Nähe von Passhöhen habe ich bis jetzt die besten Plätze gefunden und glücklicherweise immer ohne Ausblick auf irgendwelche urbanen Räume. Mit dem Rad immer gerne wieder, sicher aber auch noch zu Fuß ganz oben auf unserer to-do-Liste. Einen guten Überblick gibt Euch auch dieses Schriftstück vom Deutschen Alpenverein.
Österreich zurück zur Liste
Bis jetzt haben wir nur im Winter im alpinen Gelände gezeltet und da hatte sich Keiner beschwert und es wurde geduldet. Allein habe ich aber auch schon in der Baumzone mit Tarp genächtigt, mich aber stets tief im Wald versteckt und unauffällig verhalten. Österreichs Bundesländer handhaben es alle ein wenig anders. Grundsätzlich aber sollte man in zwei Zonen unterscheiden. Die Baumzone, die komplett tabu sein sollte oder man sich hier wirklich sehr unauffällig und leise verhalten sollte. Das alpine Ödland stellt eine besondere Rolle dar, wo man zwischen Nofall Biwak und Voirsatz Biwak unterscheidet. Letzteres kann teuer werden, wenn es Euch nachgewiesen werden kann.
Beim Durchlesen bekommt es mit der Angst zu tun und sollte echt aufpassen, wenn man in Österreich wild zelten/ campieren/ biwakieren möchte. Klar, wo kein Richter, da auch kein Henker und nicht Jeder sieht den Naturburschen als Unheil im Wald. Daher äußerste Rücksichtnahme, defensives Verhalten und es wird schon klappen. Hier gibt es gute Seiten, um sich ein zu lesen:
österreichischer Alpenverein
österreichisches Bundesminsterium | Campen im Wald
österreichisches Bundesminsterium | Campen allgemein
Schweiz zurück zur Liste
Hier sind wir am häufigsten unterwegs um dann und wann auch mal um wild zu zelten. Bis vor kurzen dachte ich immer noch, dass in der Schweiz wild zelten generell verboten ist, es aber geduldet wird und/oder Ausnahmen gibt. Anders herum wird aber ein Schuh daraus. Grundsätzlich ist wild zelten nicht verboten, aber es gibt Einschränkungen, die man ernst nehmen sollte, denn wie alles in der Schweiz, kann es ansonsten sehr sehr teuer werden (Strafen bis 10000 Euro).
Italien zurück zur Liste
Im Land der Pasta und Pizza soll es angeblich etwas verschärfter zugehen, Regeln und Gesetze werden da teilweise sehr flexibel beachtet. Laut Focus gibt es sogar vier Behörden, die sich nur auf Wildcamper konzentrieren, diese aber nur in Küstennähe oder in touristischen Gebieten suchen. Also gute Karten für uns Wildcamper, die abseits der Pfade wild zelten. Wir haben zu Ostern 2017 in der Lombardei und Südtirol wild gezeltet und uns wie immer unauffällig verhalten und keine Spuren hinterlassen. Waren sogar mit richtigen Zelt und nicht mit Tarp unterwegs, aber auch hier in Italien hat man das Gefühl, dass sich alle Welt ab Nachmittag in die Zivilisation zurück begeben.
Wir haben dann ab 16/17 Uhr Niemanden mehr im Wald und in den Bergen getroffen. Wer es vorsichtiger und legaler angehen will, für den wären die Biwakschachteln vielleicht eine Option. Eine Liste dieser Biwaks in Südtirol gibt es hier. Der italienische Alpenverein CAI bietet ebenso 774 Biwaks an, die Ihr hier findet. Ich weiß nur von Freunden, dass diese Biwaks im Val Grande kostenfrei sind und auch als Selbstversorgerhütten beschrieben werden. Ob sie aber generell kostenfrei sind, kann ich nicht beurteilen, kommt sicher auch auf die jeweilige Region an. Eine Sache fand ich aber noch interessant: Laut Focus darf man wild campen um seine Fahrtüchtigkeit wieder herzustellen (Alkohol, Müdigkeit) Also schön abends bechern, dann ist wild zelten legal.
Frankreich zurück zur Liste
Dachten wir anfangs, dass das wild zelten das eigentliche Problem ist, stellte sich vor Ort eher die Wasserversorgung als Herausforderung dar. In den alpinen Regionen wird man diese Probleme nicht haben, aber in der trockenen südfranzösischen Gegenden. Dafür ist da unten das Wetter ein Traum. Die Sonne lacht permanent, eine leichte Brise erfrischt einem das Gemüt und überall blühen und duften Kräuter und Blumen. Die Einheimischen zeigen einem sogar mögliche Plätze fürs wild zelten, unterwegs haben wir auch viele dieser Plätze am Fernwanderweg GR4 gesehen.
Die Naturparks sind aber tabu (bspw. Gorges de l’Ardeche) Also immer die jeweilige Region vorher genauer studieren, den Nationalparks wie Ecrins oder Mercantour erlauben biwakieren und zelten wieder. Wir sind nach unserem ersten Urlaub in Frankreich so begeistert, von der Landschaft, aber auch von den Menschen, dass wir wiederkommen werden, dann aber die alpinen Regionen unsicher machen, Hautes Alpes, Rhone Alpes. Dort wird ja sogar von lokalen Anbietern explizit das wild zelten in Kombi mit Touren offeriert. Also wenn das nichts ist.
Allier | Loire zurück zur Liste
Durch Zufall stießen wir auf die Loire und in Folge dann auch auf den benachbarten noch einsameren Allier. Was wir dort im Mai 2016 erlebt haben, findet Ihr hier im Detail. An den beiden Flüssen ist nicht ausnahmslos aber größtenteils das Biwakieren an den Ufern und auf den Sandbänken erlaubt. Auf dem Allier darf man bspw. nicht im 25km langen Réserve Naturelle Val d’Allier wild zelten, nur auf zwei ausgewiesenen Campingplätzen. Das muss dann bei der Routenplanung beachtet werden. Wir haben so kurz vor Beginn und kurz nach Ende des Reservats unser Zelt aufgeschlagen.
Man braucht hierfür keine Permit o.ä. . Wir haben auch Feuer gemacht, meist aber in einer kleineren Sandgrube, die nach Nutzung zugeschüttet wurde. Bei Trockenheit und Waldbrandwarnstufe ist Feuer machen verboten. Müll wieder mitnehmen und alles ist bestens. Plätze gibt es Unmengen. Auf kleinen idyllischen Sandbänken mitten im Fluss, am Ost- oder Westufer oder auf größeren Inseln. Grüne Wiesen mit Wasserzugang eher meiden, da es sich meist um Weiden handelt, die schlammig und verschissen sein könnten. Feuerholz gibt es aufgrund des Treibholzes immer genug, das Wasser haben wir abgekocht zur Essenszubereitung genutzt, als Trinkwasser hatten wir separate Kanister mit.
Kirgistan zurück zur Liste
Lange haben wir nicht mehr so ein unkompliziertes Ziel vorgefunden. Es ist förmlich fürs wild zelten geschaffen. Da die Nomaden auch überall in den Bergen ihr Camp aufschlagen dürfen, wo sie wollen und es nur wenig Zäune und Verbotsschilder gibt, ist man völlig frei in der Wahl seines Platzes. Dies wiederum schafft ein nächstes Problem. An jeder Ecke und aller Furze lang kommt ein Traumplatz und man am Ende nie, ob man nun den besten Platz des Tages erwischt hat. So passierte es des öfteren bei uns, dass wir am Tag darauf 100m einen Traumplatz verpasst hatten. Man sollte nur in gewisser Distanz zu den Nomaden-Zelten sein Zelt aufbauen, das wars. Das Wasser ist trinkbar, viel Totholz fürs Lagerfeuer. Das ideale Land für den freiheitsliebende Wanderer.
Madeira zurück zur Liste
2017 haben wir uns für ein wohl bekanntes und touristisches Ziel entschieden, so war uns klar, dass wir hier auf die bereits angelegten Camps zurückgreifen mussten. So planten wir auch die Touren und meistens war es ja auch irgendwie wild zelten, weil sonst Niemand mit uns zeltete. Uns war aber von vorn herein klar, dass in der Not auch wild gezeltet werden sollte. So kam es dann auch zweimal. Wo wir vorher im Netz lasen, dass viele Wanderer von unwegsamen, steilen Gelände berichteten ohne eine Möglichkeit zu haben ein Zelt zu errichten, können wir dem nur widersprechen.
Nicht an jeder Ecke findet man eine kleine Fläche für ein Zelt, doch auf den klassischen Wanderrouten über die hohen Berge Areiro, Ruivon und Encumeada fanden wir aller 1-2km immer mal eine Stelle. Das andere Problem sahen wir eher beim Wasser. Abseits der Touristenpfade sah uns nie Jemand wild zelten. Zelt spät aufbauen, zeitig abbauen, kein Richter, kein Henker. Sicher werden wir Madeira noch einmal machen, dann vermutlich aber komplett wild, dafür bieten sich die abgelegenen Routen und einsamen Berge geradewegs an. Die eingerichteten Camps an den Straßen waren okay, aber für uns zu überlaufen.
La Réunion zurück zur Liste
Diese kleine Insel im Indik ist ein Traumziel für Wanderer, die nun selbst entscheiden, ob sie Tagestouren vom Hotel aus machen, in die Berghütten (Gites) gehen, einen offiziellen Campingplatz in den Orten mit rudimentärer Ausstattung ansteuern oder wie wir wild zelten. Letzteres ist nämlich, entgegen vielen Falschaussagen im Netz, sehr praktikabel, wenn man den Unterschied zwischen Camping und Biwak kennt. Camping ist oftmals verboten und wird mit Zeichen „Camping interdit“ gekennzeichnet. Dies bedeutet aber nicht, dass Ihr nicht Euer Zelt aufbauen dürft. Denn wenn Ihr nur eine Nacht Euer Zelt aufbaut, nennt man das dort in der Praxis Le Bivouac, was sogar im Nationalpark erlaubt ist.
Dazu kommt, dass es wirklich viele Traumplätze gibt, man muss aber suchen und ein geschultes Auge dafür haben. Wasser gibt es meistens auch in der Nähe, nur die Vulkanregion stellt ein Problem dar. Konkret für den Nationalpark Reunion findet Ihr eine 42-seitige PDF über die Reglementierungen hier , der wichtige Auszug aus Seite 38 hier, wo geschrieben steht, dass sogar im Nationalpark Biwak mit leichtem Zelt von 16 bis 8 Uhr erlaubt ist. Hier noch eine inoffizielle private Seite auf www.randoptions.re , die zusätzliche Informationen zu Camping und Biwak bereit hält.
Mauritius zurück zur Liste
Obwohl der Nachbar von Réunion, zicken sie dort ein wenig mehr herum, was Übernachten im Nationalpark anbelangt. Das ist strikt verboten und die Kontrollen sind verschärft. Wir haben zwar einmal im Park übernachtet, aber eher aus Verzweiflung. Daher raten wir davon ab, denn an den öffentlichen Stränden (public beach) darf man offiziell wild zelten. Wir haben auch einmal außerhalb des Nationalparks im Hinterland gezeltet, wurden da dann erwischt, aber am Ende doch geduldet. Die Ländereien sind weitestgehend in privaten Händen, die Grenzen meist nicht gekennzeichnet oder abgesperrt. Also wenn wild zelten, dann tagsüber wandern im Hinterland, abends wild zelten an den wirklich traumhaften Stränden.
Zypern zurück zur Liste
Wenn man diese Insel meint, spricht man meist über den zypriotisch griechischen Südteil und nicht den türkisch besetzten Nordteil. Während es im Nordteil geduldet und erlaubt wird, ist es im Südteil gesetzlich verboten und ab und an weisen Schilder auch darauf hin. Diese sollte man ernst nehmen und woanders einen ruhigen Platz suchen. „Prohibited but nobody cares“ sind die meisten Aussagen von Einheimischen. Da wir stets nur auf Einheimische trafen und sie sich nicht daran störten, sehe ich wenig Gefahr, erwischt und bestraft zu werden, wo doch die Wanderwege wenig frequentiert sind.
Man findet immer tolle Stellen im Dickicht, die man hier und da noch vom vertrockneten Gestrüpp befreien muss. Dafür gibt es zwei andere Probleme. Wasser kann stellenweise knapp werden und man sollte entweder genug dabei haben oder das Wasser entscheiden lassen, wo man nächtigt. Das andere Problem ist die Waldbrandgefahr und da verstehen die Zyprioten keinen Spaß. Also Lagerfeuer vermeiden und für den Kocher eine Grube graben bis feuchte Erde kommt, diese mit Steinen absichern um wirklich sicher zu gehen.
Mongolei zurück zur Liste
Langsam bestärkt uns das Gefühl, dass die touristisch am wenigsten erschlossenen Gebiete die sind, die es auch mit dem wild Zelten einfach handhaben. Speziell im Khovsgol Nuur Nationalpark war sogar das wilde Zelten erlaubt. Es gab zwar ein paar Restriktionen, aber nicht wirklich Jemanden, der dies aktiv kommuniziert oder kontrolliert hat. Eher muss man nach diesen Regeln suchen. Dazu gehört es, Feuerstellen nur dann neu anzulegen, wenn im Umkreis von 50 Meter keine ist. Feuerstellen sollten 5 Meter vom Wald entfernt sein. An mehr mussten wir uns nicht halten.
Wir nutzten selten die vorhanden Lagerplätze, da die durch Einheimische schon etwas vermüllt waren. Bei der Hülle und Fülle an traumhaften Plätzen, suchten wir immer unser eigenes Plätzchen, ließen aber die Feuerstelle beim Verlassen wieder unter der Grasdecke verschwinden. Die Mongolei ist echt wie gemacht für Wildniswanderer. Wenig Zivilisation, wenig Kontrolle, viele Traumplätze, das Wasser trinkbar und viel Holz fürs Lagerfeuer und nicht zu vergessen sehr viel Einsamkeit. Was will man mehr?
Montenegro zurück zur Liste
Wie in den meisten Ländern, ist auch hier die offizielle Aussage „Wild zelten verboten“. Doch vor Ort machten wir mal wieder ganz andere Erfahrungen. Wir haben uns anfangs versteckt oder ein wenig Angst davor gehabt, erwischt zu werden. Als uns dann aber vermehrt die Einheimischen gezeigt haben, wo wir unser Zelt aufschlagen können, wurden wir da entspannter. Einer meinte sogar, dass es hier wirklich Keinen stört. Wir sollen uns einfach ein schönes Plätzchen aussuchen und fertig. Mit einem Ranger sprach ich über das wild zelten im Durmitor. Er meinte nur, dass die ausgewiesenen Camps Wasser zu bieten haben und man sicher keine andere Option in den Bergen findet. Wenn wir aber unbedingt woanders wollen, dann sollen wir das ruhig machen. Die Leute sind halt echt entspannt, sogar im Nationalpark.
Neufundland zurück zur Liste
Klare Vorgabe „Wild zelten verboten“. Nahe von Ortschaften haben wir uns also dementsprechend versteckt und uns auch nicht wirklich wohl dabei gefühlt. Als wir jedoch vermehrt am T’railway auch Einheimische haben zelten sehen, hatten wir nun auch kein Skrupel mehr. Mehrere Einheimische und Jäger bestätigten uns das auch. Schlagt Euer Zelt dort auf, wo es Euch gefällt. Nur bitte kein Feuer machen, wenn es lange nicht geregnet hat. Die Nationalparks meiden, aber Wilderness Areas oder Reserves sollen kein Problem darstellen. Einheimische bieten Einem teilweise sogar das eigene Privatgrundstück an.
WILD ZELTEN . . . IHR WERDET ES ENTWEDER LIEBEN UND IMMER WIEDER TUN ODER HASSEN UND VERFLUCHEN
Hinweis: Da wild zelten in vielen Regelwerken immer noch als Ordnungswidrigkeit gesehen wird und Anstiften zu selbigen nach §116 Abs.1 ebenfalls als Ordnungswidrigkeit zählt, möchte ich hier ausdrücklich klarstellen, dass ich nur meine Erfahrungen hier nieder geschrieben habe ohne dabei zu einer mit Geldbuße bedrohten Handlung aufzufordern. Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er dieses Risiko eingeht erwischt zu werden und damit auch die resultierenden Konsequenzen selbst tragen muss.