Skiwandern Lappland Pulka
Mit der Pulka unterwegs auf dem Inari See
Skiwandern Lappland Pulka
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Reiseziel im Überblick
Die Idee, ein Traum
Planung im Detail
Unsere Tour auf einer virtuellen Karte
Inari See mit allen wichtigen Informationen
Nützliche Links
Ausführlicher Erlebnisbericht
Skiwandern Lappland Pulka Video
Eingescannte Bilder vom Sommer 2000 zum Vergleich
Erste Eindrücke von Finnland 2017 im tiefsten Winter
Weitere Eindrücke von den Hütten
Das Reiseziel im Überblick zurück zur Liste
Land | Region | Skandinavien Finnland | Lappland Inarisee |
Reiseroute | ab/an Inari im Uhrzeigersinn über den Inarisee, Rundtrip |
Reisezeit | Dauer | 04.Februar bis 12.Februar 2017 für 8 Tage, auf dem See 7 Nächte |
Klima | Wetter | trockenes, kaltes Klima mit Schneegarantie (30-50cm) | bis -23 Grad, teilweise bewölkt, meist sonnig |
Reiseart | Aktivität | Wandern mit Langlaufski und Pulka (Zugschlitten) |
Übernachtung | 3 Nächte im Zelt, 3 Nächte in einer Open Wilderness Hut und eine Nacht in einem Lapp Pole Tent |
Flora | Fauna | Mischwald aus Birken und Kiefern | nur Rentier gesehen, Wölfe und Elche können vorkommen |
Tourismus | viele Nordlicht-Touristen in Inari, der See an sich sehr ruhig, gute Infrastruktur (Supermarkt, Tankstelle in Inari) |
Anreise | mit Flugzeug ab/an Frankfurt via Helsinki mit Finnair nach Inari, auch Direktflüge ab/an Frankfurt mit Lufthansa möglich, weiter mit Privattransfer nach Inari |
Wildnis-Faktor | sehr hoch | wild zelten erlaubt, siehe Jedermannsrecht | viele kostenfreie Hütten | sauberes Wasser und keine großen Städte in der Nähe |
Kocher Info | Tankstelle direkt in Inari | Im Supermarkt Schraub- und Steckkartuschen |
Einkaufsmöglichkeiten | Supermarkt mit umfangreichem Sortiment direkt im Ortszentrum von Inari |
Die Idee, ein Traum zurück zur Liste
Es war nur eine Frage der Zeit und logische Konsequenz, dass wir diese Reise mal in Angriff nehmen würden. Gründe dafür gibt es genug. Nachdem ich schon einmal im Jahr 2000 für 3 Wochen mit dem Kanu auf dem Inari See unterwegs gewesen war, wollte ich dort noch einmal hin. Die Gegend dort oben ist wie geschaffen für Outdoorer, die abseits der Zivilisation uneingeschränkt die Wildnis erleben wollen. Wild zelten, Feuer machen, Wasser aus dem See unbehandelt trinken, alles kein Problem.
Nun sammelten wir im Februar 2016 Wintererfahrungen im Sellraintal bei -15 Grad und konnten Ausrüstung, Kondition und Leidensfähigkeit im Schutze der überbevölkerten Alpen testen. Tja und dann wuchs die Idee, zwei Fliegen mit einer Klatsche zu schlagen. Zwei lang ersehnte Wünsche, zum einen die Nordlichter live sehen und zum anderen mit einer Pulka auf Skiern unterwegs sein.
Natürlich ist die Erfüllung solcher Träume auch an Komplikationen gebunden. Hält man dort oben Kälte bis zu -30 Grad aus? Gibt es Notunterkünfte und was wird mit Täve zu dieser Zeit? Allein hier müssen wir an dieser Stelle meinen Eltern danken, die Täve nun für eine Woche nehmen werden, obwohl er davon selbst nicht so begeistert ist, weil er gerne mitkommen würde. Ich bin mir sogar fast sicher, dass er der Kälte besser trotzen würde als Yvonne, aber das Jugendamt hätte was dagegen, glaubt uns.
Wie es der Zufall aber so wollte, traten zwei Personen in unser Leben, die uns ähnlicher nicht sein können. Wir kamen durch unsere Homepage in Kontakt, da sie hier für die Azoren recherchierten und nun nach Kirgistan wollten und wieder auf unsere Seite stießen. Nun schrieben wir hin und her, trafen uns zu einer Wanderung, übernachteten zusammen in eine Hütte und kamen halt über Träume und Wünsche ins Gespräch. Dabei fiel auch das Thema „Nordlichter und Pulka“. Schnell war klar, die Chemie stimmt und Andreas fragte gerade heraus „Wollen wir die Tour nicht zusammen angehen?“ So fühlten sich beide Mädels Julia und Yvonne nun bestärkt und würden nun die „Hüttenfraktion“ zusammen bilden. Da ich mir über diese Reise schon lange Gedanken gemacht hatte und viele Ideen in der Schublade bereit lagen, konnte es nun ans Eingemachte gehen.
Jetzt fragt Ihr Euch aber sicherlich auch, warum gerade Inari See. Viele gehen dann lieber im Sarek Nationalpark auf Wintertour. Wer mich aber schon mal auf Skiern erlebt hat, der weiß, dass das nicht meine Sportart ist. In den Bergen würde es auf und ab gehen, Keiner weiß, was die Pulka hinter mir für ein Eigenleben entwickeln würde. Auf der glatten Seeoberfläche kann man von Steigungen gen Null ausgehen und auch da werde ich noch die einen oder anderen Stabilitätsprobleme haben, aber es geht nicht durch Dickicht, man gleitet auf Schnee oder Eis (keine Steine, kein Gras) , hat keine Leistungspitzen, die Einem schwitzen lassen um dann wieder bei einer Abfahrt völlig auszukühlen. Ergo gleichmäßiges Tempo auf einer ebenen Fläche, dazu in regelmäßigen Abständen Schutzhütten. Ein weiterer Schritt in die kalte Winter-Wildnis und doch nabeln wir uns mehr und mehr von der Zivilisation ab.
Aber immer noch gilt: Abenteuer ist das, was Du daraus machst.
Planung im Detail zurück zur Liste
Auf der rechten Karte könnt Ihr Euch einen groben Überblick darüber verschaffen, wie der Inari See aufgebaut ist und wo Ivalo, der Zielflughafen und Inari, der Start- und Zielpunkt liegen. Der Inari See selbst liegt im Norden von Finnland, nahe der russischen Grenze und 200km von Murmansk entfernt.
Der Plan sieht es nun vor, aufgrund der kurzen Zeit von einer Woche vor Ort, nach Ivalo zu fliegen. Die zeitraubende Anreise per Zug wie damals im Sommer 2001 ist nicht zwingend preisgünstiger. Hätten wir uns eher aus gemehrt, wären Flugpreise von 350 Euro realistisch gewesen, nun aber liegen die Preise bei ca. 480 Euro pro Person, wobei wir die umständliche Variante mit Finnair über Helsinki gewählt haben um vor Ort volle 7 Tage zu haben, Anreise also am Samstag, Rückreise am Sonntag. Es gibt auch noch Direktverbindungen mit Lufthansa ab/an Frankfurt , die aber nur samstags starten, so hätten wir nur 6 Tage vor Ort gehabt und außerdem wäre Lufthansa im Vergleich 200 Euro teurer gewesen.
Die Flüge sind nun gebucht, Skier als Übergepäck für gesamt 30 Euro angemeldet und die Pulken auch für 30 Euro. Ob das so funktioniert, werden wir sehen. Da Surfbretter mit wesentlich größeren abmaßen auch so berechnet werden, hoffen wir, dass die kleineren Paris Expedition Pulken auch so durch gehen. Andreas und Julia nutzen den Paris Sled, während wir vom Gedanken Abstand genommen haben, Pulken selbst zu bauen. Wir werden uns vor Ort welche mieten.
In Ivalo werden wir am späten Abend ankommen und wollen aus Zeitgründen gleich noch nach Inari mit einem Privattransfer weiterreisen. Die andere Option wäre gewesen, in Ivalo zu übernachten und preisgünstig mit dem Linienbus nach Inari zu fahren. Wir wollen aber zeitig am Tag darauf ab Inari starten, also kam nur der Direkttransfer ab Ivalo nach Inari je Weg und Person für 27 Euro in Frage.
Vor Ort haben wir uns in Inari in einer Hütte für eine Nacht eingemietet um dann am Sonntag, den 5.Februar durchzustarten. Tankstelle und Supermarkt gleich gegenüber. So können wir dann 10 Uhr starten und erste Schritte auf dem 30cm dicken Eis mit der Pulka wagen. Wir nehmen unsere Langlaufski mit und hoffen, dass diese ihren Dienst tun. Wichtig sind dabei die Schuppen um vorwärts zu kommen. Ob und wie es geloipt ist, wird sich zeigen und hier später berichtet. Julia und Andreas haben ihre Paris Pulken ein wenig modifiziert und nehmen diese mit nach Finnland. Wir leihen uns beim örtlichen Anbieter für 75 Euro/ Woche/ Pulka die Teile. Es sind richtige Pulken mit Abdeckung, Zuggestänge und Geschirr.
Zeit werden wir ca. bis 15.30 Uhr haben, dann ist es dunkel. Ob wir bis dahin die Unterkunft errichtet oder aufgesucht haben, werden wir vor Ort operativ entscheiden wie kalt es ist, wie fit wir sind und wie schnell wir voran kommen. Effektiv haben wir jeden Tag 5 Stunden Zeit zum fahren, ich plane erst einmal mit 15-20km je Tag. Da es ein Rundtrip über einen zugefrorenen See ist, können wir die Tour vor Ort beliebig erweitern oder abkürzen. Apropos Unterkunft. Wir werden nicht komplett auf unsere Zelte als Unterkunft gestellt sein, es gibt in regelmäßigen Abständen auch Hütten, die man kostenfrei nutzen kann. Die Männerfraktion möchte das auch so handhaben, dass diese nur im Notfall und bei extremer Kälte genutzt werden, die Frauenfraktion sieht es da ein wenig anders. Wie es vor Ort läuft, hängt sicher von vielen Faktoren ab, lassen wir uns überraschen.
Die Zelte werden wir entweder auf eine der vielen Inseln platzieren. Dafür haben wir Schneeheringe dabei. Es ist aber auch durchaus denkbar, die Zelte mal auf dem Eis aufzubauen. Bloß wie arretiert man die Heringe im Eis? Ganz einfach, wir haben eine Eisschraube dabei, die schräg angesetzt ins Eis geschraubt wird. In dieses Loch wird einfach ein normaler Hering reingesteckt, fertig. Zusätzlich soll die Eisschraube die Wasserversorgung sicherstellen. Hierfür wird die Eisschrauben (22cm lang) komplett in das Eis gedreht.
Bei einer Eisdecke von 30cm hoffen wir auf dünnere Stellen am Ufer. Durch dieses Loch wird ein sogenannter Schüttelschlauch gesteckt. Durch Schütteln wird das Wasser nach oben befördert. Dabei ist zu beachten, dass der Schlauch vorher auf ca. 1m gekürzt werden muss, denn mehr schafft man mit permanenten schütteln nicht zu überwinden. Eine Idee, die hoffentlich Früchte tragen wird. Ansonsten muss Schnee geschmolzen werden. Jeder nimmt 3 Liter Benzin mit, genügend um zu kochen, zu heizen oder Schnee zu schmelzen.
Klar ist, dass man bei so einem Reiseziel zu so einer Jahreszeit auch über die richtige Ausrüstung sprechen muss. Während Daunenschlafsäcke bis Extremtemperaturen von -37 Grad schon vorhanden sind, war unsere erste Anschaffung für diese Tour nach den Erlebnissen im Sellraintal 2016 klar. Die Kälte zog permanent von unten in den Schlafsack. Nun haben wir uns Beide die Thermarest X Therm Max (aufblasbar) gegönnt. Als dritte Matte greifen wir als Backup und zur Pause auf eine Thermarest Z-Lite (faltbar, konventionell). Natürlich wurde auch bei den Klamotten ein wenig aufgestockt. Wir haben uns Beide die Winterschuhe Kamik Alborg gekauft, die bis -50 Grad wärmen sollen.
Naja, wir bleiben mal misstrauisch, was das anbelangt, aber primär ging es uns bei dem Kauf um die herausnehmbaren Innenschuhe, die man so im Zelt und im Schlafsack anlassen kann. (Hier mehr Details zu diesen Schuhen: https://www.taeve-supertramp.de/winterstiefel/ ). Yvonne meinte, dass ihr ein Daunenanzug gut stehen würde, ich meinte, dass wir uns nach Anschaffung die Flüge nicht mehr leisten könnten, denn solche Anzüge bewegen sich im vierstelligen Kostenbereich. Ich fand aber einen gefütterten Winteroverall von Helle Hansen, der preislich erschwinglicher ist und in Kombi mit anderen Klamotten sicher auch warm halten wird. Nun werden noch ein Paar Winterhandschuhe, dicke Unterwäsche, dicke Socken und vielleicht noch VBL Socken und VBL Schlafsackinlet angeschafft.
Das VBL Zubehör kann man durchaus mit Mülltüten improvisieren. VBL steht für Vapor Barrier Liner, dieser Barriere sorgt dafür, dass die vom Körper abgegebene Feuchtigkeit nicht in den Schlafsack oder die Schuhe geht und dort kondensiert. Es ist eine Dampfsperre und Mancheiner meint, man schläft in seinem eigenen Saft. So schlimm ist es nicht, wenn man in dem VBL Liner ein Fleece Inlet und Unterwäsche trägt. Lieber soll das feucht sein als ein Daunenschlafsack, der dann nicht mehr wärmt.
Diese Ausrüstung werden wir einpacken um der Kälte zu trotzen:
- Gaslampe (hoffentlich gibt es Schraubkartuschen in Inari)
- Zwei Peacock Taschenöfen (hoffentlich gibt es Feuerzeugbenzin in Inari)
- Drei Thermoskannen für Tee
- Trinkrucksack mit Camelbak, der unter der Jacke getragen wird, damit der Schlauch nicht einfriert und die Batterien warm gehalten werden
- Eine Hilleberg Zelt Ersatzstange (sicher ist sicher)
- Ein Benzinkocher, die wesentlich Kälte unempfindlicher sind als Gasbrenner
- HoBo um schnell ein kleines Wärmefeuer zu starten
- Powerbank, zwei Stirnlampen, Navi, Karte
- 3. Kunstfaser Schlafsack und zwei Fleece Inlets
- Ein Biwaksack für die Pausen, den Notfall oder als improvisierter VBL
- Gletschersonnenbrillen
Unsere Tour auf einer Karte zurück zur Liste
Wie Ihr sehen könnt, möchten wir uns generell immer im Schutze des Ufers oder der Inseln fort bewegen um in stürmischen Situationen Schutz im Wald oder im Lee zu finden. Gut zu erkennen ist, dass die Route stets die Hütten kreuzen wird, die dann zur Pause oder zur Übernachtung genutzt werden könnten.
Die knappen 140km sind erst einmal auf 7 Tage bemessen mit 20km pro Tag veranschlagt, jedoch schließen wir nicht aus, mal zwei Nächte an einem Ort zu bleiben und eine Tagestour mit Skiern ohne Gepäck zu unternehmen. Das entscheidet sich spontan vor Ort. Genau so die Möglichkeit der Abkürzung direkt über den See von Nord nach Süd, falls ein Vorankommen schwerer als gedacht ist.
Die Route gibt’s auch als GPX und kann gern auf Anfrage verschickt werden. Parallel dazu haben wir aber noch eine Landkarte vom Inari See 1:100 000 dabei (Karttakeskus Verlag ISBN 951-593-312-9). Mit dieser sind wir damals mit Kanu gut zurecht gekommen.
Inari See mit allen wichtigen Informationen zurück zur Liste
Was ist so faszinierend am Inari See? Man muss m.E. dort gewesen sein um die Magie des großen Sees zu spüren. In finnischer Sprache nennt man ihn Inarijärvi und trägt den Spitznamen „Threethousand Island Lake“. Der drittgrößte See Finnlands und sechstgrößte See Europas hat eine Fläche von 40 x 80 km und ist bis zu 92m tief. Eine markante Erhebung (von uns Haifischflosse getauft) und gleichzeitig heilige Stätte der Samen ist Ukonkivi (Insel Ukko), eine Insel mit 360 Grad Rundumblick, die ca. 30 hoch ist. Diese sieht man bei guter Sicht bereits ab Inari. Ansonsten ist die Umgebung des Sees hügelig bis flach, in der Ferne runde Berge, die sicher bis 1000m reichen.
Der Baumbestand wird geprägt durch Birken und Kiefern, man kann im See fischen (Stippfischen ist umsonst und es ist keine Permit nötig), kostenfrei an den Ufern und auf den Inseln zelten. Feuerstellen und bereits angelegte Lagerplätze gibt es zur Genüge, diese sollten, wenn möglich dann auch genutzt werden. Das Wasser ist trinkbar und sehr sauber und klar. Anfangs sieht man um Inari noch ein paar Wochenendhütten, die aber immer mehr nachlassen, je mehr man gen Osten fährt. Dann sieht man hier und da noch eine der Wildnis-Hütten, die man kostenfrei nutzen kann und das wars.
Ein interessantes Ausflugsziel scheint noch die Eishöhle Korkia-Maura auf der gleichnamigen Insel zu sein, wo sich auch ein rudimentär angelegter unbewirtschafteter und kostenfreier Campingplatz befindet. Die Höhle hat sogar im Sommer Eis und wurde früher zur Lagerung von Fisch genutzt. Dies soll auch Teil unserer Reise sein. Mal schauen, was uns dort erwartet.
Der See ist um Inari noch sehr verwinkelt und die Weite des Sees erst weiter draußen spürbar. Manchmal erweckt der Blick in die Ferne dann den Anschein als wäre man auf dem Meer. Immer wieder muss man sich im Wirrwarr der vielen Inseln zurecht finden. Eine Landkarte ist hier sicher praktikabel, wo dann auch die Seezeichen eingezeichnet sind. Hier und da findet man Orientierungshilfen um nicht völlig den Weg zu verlieren. Manche Inseln sind so klein, dass nur zwei Zelte Platz finden, andere Inseln haben 6km Durchmesser.
Sicher kann man auch von anderen Orten starten, jedoch bietet Inari all das, was einen guten Ausgangs- und Zielort ausmacht: Gute Verkehrsanbindung, gute Einkaufs- und Übernachtungsmöglichkeiten und eine Tankstelle. Mehr braucht der Outdoorer doch nicht. Hier sollte man sich mit allem eindecken, was man für die gesamte Tour benötigt. Es gibt zwar noch andere Orte an den Ufern des Sees (bspw. Nellim mit Lebensmittelladen), doch diese sind lange noch nicht so gut strukturiert wie Inari. Boote, Skier und andere Ausrüstung, die man am und im Inari See benötigt, kann man in den großen Hotels mieten.
Ich habe den Inari See bis jetzt nur im Sommer erleben dürfen und bin gespannt, von welcher Seite er sich im Winter zeigen wird. Ich freue mich schon sehr auf die Wiederkehr, wo ich eigentlich kein zweites Mal irgendwo hin reise. Der Inari See hat es mir aber angetan und ich habe diesen Virus auf Andre übertragen. Auch auf Euch?
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Privatransfer nach Inari (27 Euro je Weg und Person) oder auf Anfrage auch in andere Orte. Email einfach an [email protected] senden. |
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Linienbus kostet ca. 8.20 Euro je Person und Weg, allerdings teilweise mit bescheidenen Fahrzeiten. . |
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15km nördlich von Inari gelegen, auch ab hier kann man Rundtouren durch die Nationalparks oder den Inari See gehen und auch in Vasatokka übernachten. Equipment wie Pulka (richtige Pulken) , Skier (50 Euro/Woche) und alles, was man draußen braucht, kann man auch mieten und kann, falls Inari der Startpunkt ist, auch in Inari hinterlegt werden. |
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Die Unterkunft liegt direkt in Inari, Tankstelle und Supermarkt (jeden Tag 9-21 Uhr geöffnet) gleich gegenüber. Hier kann man auch Equipment mieten, aber anscheinend teurer und nicht zwingend bessere Ausrüstung. Hier werden nur Paris Sled Pulken vermietet und Skier kosten eine Woche 120 Euro. |
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Eine Liste aller wichtigen Seen mit Eisdicke in Finnland. |
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Hier findet Ihre alle Open Wilderness Huts, Lapp Pole Tents und Day Trip Huts. Erstere ist groß, komfortabel. Die beiden letzteren eher Notunterkünfte, da klein und sehr rudimentär ausgestattet. Sie sind kostenlos und die Benutzungsordnung besagt, dass Wanderer und Skifahrer vor allen anderen Reisenden (Schneemobil, Husky etc.) das Recht der Nutzung haben, denn vorab kann man die Hütten nicht reservieren. |
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Wichtig, um zu wissen, wann der Himmel richtig dunkel ist um Polarlichter zu sehen (Neumond) und wann die Sonne auf- und untergeht und man weiß, wieviel Zeit man tagsüber im Hellen hat, um von A nach B zu kommen. |
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Hier findet Ihr in einer zoombaren Karte die Netzabdeckung für Vodafone und T-Mobile Kunden. |
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Hier ein zweiter Anbieter für Vodafone und T-Mobile. |
Erlebnisbericht | (K)ein drittes Mal nach Inari!? zurück zur Liste
Wir sind wieder zurück und alle Zehen sind noch dran. Nachdem ich im Jahre 2000 mit dem Kanu dort unterwegs war, war ich nun ein zweites Mal „da oben“. Es ist wieder einmal viel passiert, Unerwartetes wie Geplantes. Eins vorab: Alle meine drei Wünsche, die ich mir mit dieser Reise erfüllen wollte, sind realisiert worden und stimmt mich persönlich genau so glücklich wie meine Mitstreiter. Ein wenig wird das Ganze jedoch getrübt durch die Tatsache, dass wir mehr in Hütten als im Zelt geschlafen hatten. Warum? Das lest Ihr bald hier in einem, wie immer gewohnten, ausführlichem Bericht mit vielen Bildern.
Da es sich bei uns langsam eingebürgert hat, drei größere Touren im Jahr zu unternehmen, stand für 2017 nun die erste davon an. Nach 17 Jahren wollte ich noch einmal nach Inari (Lappland, Finnland) Damals im Sommer mit Kanu, sollte es dieses Mal im Winter mit Skiern und Pulka sein.
Da sich mein Können auf Skiern wahrlich in Grenzen hält und ich schon froh bin, wenn ich mir selbst nicht die Augen mit den Stöcken aussteche, war es keine Option, nun auch noch zusätzlich mit einer Pulka in bergiges Gelände zu gehen. So bot sich der Inari See gerade zu an, mit seinen Null Höhenmetern und keinerlei Gefälle oder Steigungen. Auch meine Mitstreiter waren nun angefixt von der Idee, mit Pulka über den See zu wandern.
Mit dieser Reise wollte ich mir persönlich drei Wünsche erfüllen:
Mit Pulka unterwegs sein, Noch einmal im Winter nach Inari und Polarlichter sehen. Da unter den vier Reisenden auch zwei Frauen waren, plante ich die Tour auch an den kostenfreien „Open Wilderness Huts“ vorbei. Im Nachhinein sicher ein großer Fehler für Diejenigen unter uns, die lieber gezeltet hätten. Da jedoch bei dieser Reise die Prioritäten anders gesetzt worden, verbuche ich persönlich die Reise trotzdem als Erfolg.
Planung
Eine 1:100 000er Karte existierte noch vom Inari See aus dem Jahre 2000. Diese kombinierte ich mit einem Garmin, was bei den vielen kleinen Inseln vor Ort manchmal sehr hilfreich war. Ebenso die direkte Anpeilung des Ziels mit Kilometerangabe. Der direkte Weg auf dem vereisten See stellte ja nie ein Problem dar. Zu Hause legte ich eine Route fest, die mit 15km/ Tag rechnete. Ein Rundweg um Uhrzeigersinn ab/an Inari. Nach 3 Tagen dann Querung des Sees über viel Freifläche. Abkürzungen und Streckenänderungen waren vor Ort möglich und vorprogrammiert, da Keiner wusste, wie schnell wir vorankämen oder welche Steine uns in den Weg gelegt werden würden.
Nun stand die Runde vor Ort, der Flug mit Finnair über Helsinki wurde im Januar gebucht, leider waren da die Direktflüge mit Lufthansa ab/an Frankfurt nach Ivalo bereits 150 Euro teurer. Aus diesem Grund und weil sie immer nur samstags verkehren, buchten wir Finnair. So hatten wir vor Ort 7 Tage komplett auf den Skiern. 15 Euro je Weg gaben wir für die Skier aus (2 Paare plus Schuhe und Stöcke in einer Tasche), weitere 15 Euro kamen für die Pulken hinzu. Während Andi und Julia ihre Paris Sleds mitnahmen, mieteten wir vor Ort für 75 Euro je Pulka die Teile. Ich war dann doch zu faul, mir die Pulken für das erste und vielleicht letzte Mal selbst zu bauen (@Plautze: Danke Paul für Deinen Rat und die Tipps).
Transfer ab/an Ivalo dann mit Kleinbus ab Airport bis Inari je Weg und Person 27 Euro. Sparfüchse können auch günstiger ab Ivalo Zentrum mit dem Linienbus nach Inari kommen. Darauf hatten wir Alle keinen Bock. Wir kamen am Samstag 11.02. sehr spät an, also ging es in Inari in eine Cabin. Im Hotel Inari (Inarintie 38) sollte es dann am 12.02. zur Stärkung vor der Tour noch ein letztes zivilisiertes Frühstück geben und dann losgehen.
05.02.
Nur schemenhaft konnte ich mich an den Ort Inari erinnern, aber der Supermarkt und die Tankstelle waren auch nach 17 Jahren noch an der gleichen Stelle und letzter Anlaufpunkt vor unserer Tour. Mit gesättigtem Gefühl gingen wir nun einkaufen, aber trotzdem löhnten wir 140 Euro. Nein, der warmhaltende Alkohol war es nicht, was den Preis in die Höhe trieb, denn die Alko-Läden haben sonntags geschlossen und wir mussten uns mit 4,7% Bier begnügen. Da Andi und Julia auf Alkohol nicht so das Hauptaugenmerk legten wie wir, halfen sie uns bei alternativen Beschaffungsmaßnahmen. Alles half aber nichts, es blieb bei der „Plörre“.
Glücklicherweise gab es dafür aber in dem Supermarkt Schraub- und Stechkartuschen sowie Feuerzeugbenzin, für die wärmende Gaslampe und die Taschenöfen unverzichtbar. Wir tankten noch 2.5 Liter Benzin je Kocher, zwei Benziner (Primus und Optimus) waren mit von der Partie. Wir gingen davon aus, das gesamte Wasser aus dem Schnee gewinnen zu müssen, doch einen kleinen Lichtschimmer sah ich am Horizont und packte eine Schüttelpumpe mit ein um vielleicht das Wasser direkt vom See nach oben befördern zu können. Bei einer Eisdicke von 45cm machte ich mir dann aber keine Aussichten.
Alles war gerichtet, die Pulken waren beladen, der erste Abhang zum See wartete auf uns. Keiner wollte sich die Blöße geben, sich bereits hier von der schnelleren Pulka überfahren zu lassen. Also ging es zu Fuß zum See hinunter, die Skier unter den Armen. Ein letztes Foto und das anvisiertes Ziel in der Ferne hieß die Insel Ukko, eine haifischflossenähnliche Felsformation mitten im See. Es war kalt bei ca. -12 Grad, der Wind wehte von hinten ein wenig, es war bewölkt und man hatte bereits jetzt um 11 Uhr das Gefühl in die Dämmerung zu laufen.
Wir motivierten uns mit den sonnigen Wetteraussichten und versuchten auf den ersten Kilometern nun ein Gefühl, eine Routine, einen sinnvollen Bewegungsablauf hinzubekommen. Viele dieser Versuche scheiterten in Stürzen und Gott-ich-muss-mein-Gleichgewicht-halten-Verrenkungen. Wie blöd kann man sich eigentlich im Flachen anstellen? Tja, wir Alle waren nicht die Könner, mag es vielleicht auch an den Langlaufskiern gelegen haben? Wir haben genug Ausreden gesucht, aber immer wieder mussten wir uns am Ende eingestehen, dass wir blutige Anfänger waren und noch immer sind.
Nicht lange und Inari war weiter entfernt als unser anvisiertes Pausenziel. Wir orientierten uns am Nordufer entlang und mit 4km/h waren wir nicht flott, aber gut unterwegs. Dieser gottverdammte Felsen wollte aber nicht näher kommen. Er war so greifbar nah in den Augen, doch so fern in den Beinen. Gegen frühen Nachmittag standen wir dann endlich davor. Wir stiegen die eisigen Stufen empor und rasteten auf dem 30m hohen Aussichtspunkt und genossen die 360 Grad Aussicht. Weiter in der Ferne machten wir unser Tagesziel am Nordufer aus. Windgeschützt und nicht mehr weit. Lange konnte man ohne Feuer nicht pausieren, nach 30min ging es weiter.
Ab hier sollte es nun spürbar ruhiger werden, da Ukko ein attraktives Tagesausflugsziel ab Inari darstellt. Wir liefen zum Nordufer und keine Ahnung, ob es bereits die Dämmerung war oder die Wolken sich verdunkelten. Doch als wir dann endlich ein Camp gefunden hatten und diese windgeschützte Stelle auch noch von 30cm hohen Schnee befreien mussten (jaja, Schnee liegt auch gern im Windschatten) wurde es Zeit für die Stirnlampen. Es war gegen 16 Uhr, eindeutig zu spät. Lieber im Dunkeln aufstehen und früh im ersten Morgenlicht loslaufen als abends dann im Dunkeln zu agieren.
Bald standen nun die Zelte, die Eisschraubenlöcher wurden erst mit 27.5 Grad gebohrt, aber die Heringe zog es immer wieder raus, bei einem noch spitzerem Winkel von 17 bis 20 Grad hielten sie dann aber perfekt. Die Kocher wurden entfacht, Schnee in Massen herangetragen um Wasser aufzukochen. Da meine Freundin und ich im Zelt die Zeit meist damit verbringen, Essen zu zubereiten und das als eine Art Abendunterhaltung zelebrieren, waren Andi und Julia schnell mit Ihren Tütengerichten fertig. Cool zu sehen, wie unterschiedlich man an ein und dieselbe Sache herangehen kann. Beide führen aber zu dem Ergebnis, am Ende satt und zufrieden zu sein. Meine Freundin hätte die Essenszubereitung gerne noch länger ausgedehnt, der Kocher spendete doch eine wollige Wärme im Zelt.
Doch wer Optimus und Primus kennt, der weiß, das sind echte Kommunikationskiller. Kein Wunder, warum ich meine Frau auch zu Hause immer so anschreie. Bald waren die Kocher aus und wir unterhielten uns durch die Zeltwände. Andi und Julia meinten, dass sie bereits in der Horizontalen lägen, aber wir uns trotzdem noch unterhalten können. Nachdem ich mit der alltäglichen Katzenwäsche draußen fertig war, war es ruhig im Nammatj geworden. Wir folgten der Schlafeinladung, es war, glaube ich, noch nicht einmal 20 Uhr. Andy sollte für morgen den Weckruf 7 Uhr einleiten, Start sollte nun 10 Uhr sein. So der Plan.
06.02.
Der erste richtige volle Tag begann mit einem schrecklichen Weckruf aus dem Nachbarzelt. „7 Uhr aufstehen!“ Ich fühlte mich ein wenig in meine Wehrdienstzeit zurück versetzt. Wenigstens war ich nun nicht der Buhmann, der Yvi jeden Morgen wecken musste. Ich schälte mich aus dem Schlafsack, zog mein Thinsulate Underall über, denn ich eigentlich als Overall missbrauchte. Bevor die Kommunikation wieder einmal durch rauschende Kochergeräusche gestört wurde, warf ich noch ein kratziges „Guten Morgen“ ins grüne Nammatj rüber. Ich hatte aus Deutschland einen Reizhusten mit Halsweh mitgebracht. Nun weiß ich auch, warum das Reizhusten heißt, denn Yvi hatte einen anderen Grund gefunden, auf mich gereizt zu reagieren: Meine stündlichen Hustenanfälle die ganze Nacht durch. Ich nahm’s gelassen.
Der Kocher rauschte, das Frühstück wurde aufbereitet. Gegen 8.30 Uhr dann Zeltabbau, Pulka packen und 10 Uhr Start war abgemachte Sache. Für uns war es neu, mit Anderen draußen unterwegs zu sein. Das wir unterschiedliche Kochrituale hatten, war nebensächlich, was mich jedoch positiv erstaunte, dass wir stets zeitnah Alle zum Abmarsch bereit waren und Keiner rumtrödelte, einen auf Extrawurst machte und/oder nicht mit anpackte und sich bedienen ließ. Es funktionierte auch so mit Absprachen und Abläufen immer sehr diplomatisch ohne große Diskussionen. Sollte sich das im Laufe des Urlaubes etwa noch ändern?
Der heutige Tag sollte noch einmal bewölkt sein, erst morgen sollten wir die Sonne zu spüren bekommen und der LSF15 zum Einsatz kommen. Andy und Julia stoppten aber Yvi’s Euphorie, die Sonne ganztags anzubeten mit den Worten „Die taucht mal kurz auf und dann verschwindet sie auch schon wieder“. Danke an Euch Beide, dass ihr so ehrlich seid. Die Vorfreude auf morgen war dahin, die Stimmung vorerst auch. Bloß gut, dass Taschenofen und Heizsohlen mein Schatz die Nacht und den Morgen über warm gehalten haben, sonst müsste ich als Strafe nun auch noch eine 2.Pulka ziehen.
Es ging heute am Nordufer zwischen Inseln weiter. Die Männer liefen zusammen vorn und gewannen immer wieder Abstand zu den Frauen, die Wartezeit verbrachten wir mit fotografieren und Lage checken. Es waren wieder einmal zweistellige Minusgrade, die erste Schicht des Schnees gefroren. So nutzten wir, wenn vorhanden die weicheren Schneemobilspuren oder mussten sonst selbst spuren. Der 2.Tag brachte in den Bewegungsablauf schon mehr Routine rein, die Bewegung wurde flüssiger und das Zuggewicht der über 30kg schwer beladenen Pulka waren an der Hüfte kaum spürbar.
Unterwegs tranken wir in kurzen Päuschen aus der Trinkblase, den Yvi unter den Jacken auf dem Rücken trug. Auch der Trinkschlauch war dort so vor Kälte geschützt und somit stets eisfrei. Ich trug einen kleinen, eigentlich für eine Trinkblase gedachten, isolierten Rucksack, auch unter der Jacke, wo Akkus und Handys verstaut waren. Irgendwie hatte ich Respekt davor, dass die Kälte den Akkus zusetzen würde. Die Nacht über lag dieser Rucksack jedoch frei im Zelt und und die Akkus hatten nix an Leistung verloren. Paar Tage später trug ich dann die Trinkblase, da ich mit meiner freigesetzten Körperwarme das Wasser sogar ein wenig erwärmen konnte.
Der Akku-Rucksack lag seitdem in der Pulka und ich konnte keine nennenswerten Stromverluste verzeichnen. Andy und Julia nibbelten derweil an ihren Wärmtassen Tee, die große Pause war sollte gegen Mittag sein, wenn 2/3 der Strecke im Sack waren. Warmen Tee aus der Thermoskanne, ein Energieriegel, bissl was zum knabbern. Das dauerte meist keine 15 Minuten, größere Pausen im sitzen wollte Keiner von uns. Man wäre zu toll ausgekühlt. Die privaten Hütten nahmen immer mehr ab, Touristen und Schneemobile sahen wir an diesen Tag überhaupt nicht. Hier hinten war man bereits am Arsch der Welt angekommen. Sogar die Spuren von Tieren ließen nach. Da es noch aus Nordwesten windete, suchten wir gegen 14.30 Uhr eine windruhige Stelle für unser Camp, wieder einmal hieß es, 30cm hohen Pulverschnee zu beseitigen.
Der Weg zu dieser Stelle war ja bereits mit den Skiern ein Kraftakt. Es waren nur 300m im Tiefschnee. Kaum vorstellbar, tagelang mit Pulka im Tiefschnee unterwegs zu sein, zumal hier dann des öfteren die Pulken umkippen, da sie außer der Spur laufen. Gut, uns wurde nicht kalt und wir wechselten uns mit der einen Lawinenschaufel ab und nutzten die Paris Schlitten als Schiebeschild. So war dann bald ein Platz für die beiden Hillebergs geschaffen. Dicht an dicht ohne großen Spielraum für Abspannleinen. Alleine für die Zelte war die Fläche ca. 6x 10m groß.
Das heutige Timing passte. Ca. 15km und im Hellen angekommen, die Zelte und Ausrüstung waren entfaltet und es war noch hell. Die Stimmung bei den Mädels war gut, Yvi wärmte ihre Stimmung im Zelt mit Heizsohlen und Taschenofen auf. Ich machte mich ans Wasser kochen. Trinkreserven auffüllen und etwas für die Katzenwäsche. Geschwitzt hatte ich etwas, jedoch in Maßen, sodass die Tagesklamotten nie wirklich nass/ feucht waren. Die Bewegung in der Ebene mit Pulka strengt nicht wirklich toll an und zeiht man die passenden Klamotten an, hat man die ganze Zeit ein angenehmes Klima.
Meist bestand meine Kleidung aus einer winddichten Unterhose und einer dünneren Softshellhose. Obenrum ein langes Unterhemd, ein dünner Fleecepulli, eine Fleecejacke und eine Windweste. Mütze, Buff und zwei Schichten Handschuhe. Damit kam ich immer gut zurecht und konnte mit den vielen Schichten gut regulieren und kombinieren.
Während wir nun am kochen waren, drang ein lauter Schrei aus dem Nammatj. Ich regelte den Kocher runter. „Hast Du ein Ersatzpumpenleder dabei?“ Leider nicht. Andy war beim pumpen das Pumpenleder abgerissen und hing unten tief fest. Er hatte es mit einem selbst gebastelten Widerhaken rausgeangelt und es hielt einfach nicht mehr am Kolbenende. „Na gut, dann schneide ich ein Stück aus den Kamiks raus!“ Naja, Leder ist Leder und bald fehlte an der Zunge ein 1.5 x 1.5cm großes Stück. Man muss sich nur zu helfen wissen, ich war selbst begeistert vom Einfallsreichtum. Das Leder wurde rund geschnitten, Loch rein und in Kombi mit dem alten Leder wieder arretiert. Pumpen ging, Druck baute sich auf, Benzin spritzte raus. „Krass, das Teil funktioniert nun besser als vorher.“ Das Pimpen war vollbracht, nun rauschte es wieder in beiden Zelten auf Hochtouren.
Während unser Essen dahin köchelte, es gab mal wieder Nudeln, hüpfte ich nackt mit Stirnlampe aus dem Zelt, Spritzer was rechts, links, etwas weiter unten, ein wenig Seife dazu und es kam wieder ein Wohlgefühl auf. Essen fertig! Wenig Zeit später standen wir noch bei einer warmen Tasse Tee am Lagerfeuer. Wir hatten die Zelte direkt auf dem Eis am Inselufer aufgebaut, so kamen wir schnell ans Holz und wärmten uns an einem kleinen Feuerchen. In der Ferne sah Yvonne Lichter. Strahlten da etwa die Atomkraftwerke von Murmansk? Nein, es kamen Polarlichter auf, sehr schwach durch die dichte Wolkendecke erkennbar. Wie das wohl ausschauen mag, wenn der Himmel wolkenfrei ist? Gegen 20 Uhr lagen wir wieder im Zelt und in der Horizontalen wurde noch ein wenig geschwätzt, doch bald war kein Mux mehr zu hören.
07.02.
Wieder einmal überpünktlich erhallte der Weckruf aus dem Nammatj, das komplette Nordufer inkl. Fauna war munter. Wie ein Klappmesser saß ich im Zelt, nur mein Weib lag reglos im Schlafsack. Ach ja, sie hatte wegen meinen Hustenanfällen Ohropax drin. Ich sprang in meinen Overall und startete den Kocher, die Nacht war kalt bei -15 Grad, das sagten jedenfalls unsere drei Thermometer gleichermaßen aus. Ich schlief noch ohne VBL und so war mein Schlafsack am Fußteil und an der Öffnung feucht. Die Anderen hatten das Problem in diesen Ausmaßen nicht. Frage mich immer noch, ob es an mir und meinen unkontrollierten Schweißfluss oder an meinem Schlafsack liegt. Es hielt sich aber soweit in Grenzen, dass beim zusammenpacken der Schlafsack 1 Stunde später wieder trocken war. Also vermied ich es erst einmal, im VBL zu schlafen.
Zum Frühstück gab es Brot und Müsli und natürlich Kaffee, viel Kaffee und stark. Nur so konnte ich Yvi aus dem Schlafsack locken. 10 Uhr war wieder als Start fixiert, was wir auch gut schafften. Heute stand die Open Wilderness Hut (OWH) Kärppätupa eigentlich auf dem Plan, die bereits auf der anderen Seite des Sees liegt. Luftlinie zeigte 18km an, plus 10% Umweg also 20km. Sollte also zu machen sein. Die Hütte sollte die Mädels zusätzlich anspornen. Wir liefen also einfach mal los und keine 15 Minuten später warfen wir auch schon einen Schatten im Schnee. Nun war sie da, die Sonne, die einem schlagartig gute Laune herbeizaubert und die Natur schöner aussehen lässt als sie es ohnehin schon ist. Nun wurde fotografiert, was das Zeug hält.
Dabei vertrödelten wir viel Zeit mit kleinen Stopps. Nun waren wir am Abzweig angekommen, weg vom Nordufer, ab quer über den See. Erstmals konnte eine realistische Direktlinie im Navi gezogen werden, die immer noch 17km lang war, wir hatten aber schon 5km absolviert. Wir Männer behielten diese Fehleinschätzung erst einmal für uns, Ärger würde es später noch genug geben. Wir liefen im Windschatten großer Inselgruppen gen Süden und hofften hier gut voranzukommen, da es nun keine Schneemobilspuren mehr gab. Da war sie wieder, die Fehleinschätzung, Nummer 2. Der Schnee hatte sich hier im Schutze der Inseln angesammelt und 25cm hoch festgesetzt. Ich machte den Anfang und spurte den ersten Kilometer. An flüssiges Dahingleiten war nicht zu denken, es ähnelte eher stapfen mit Skiern. Mir wurde klar, wenn das so weiterginge, würden wir nie am Plan festhalten können.
Da half es auch nicht, dass Andy mich im „Loipe anlegen“ ablöste. Zur Mittagspause, wir hatten 8km geschrubbt, mussten wir die Beichte ablegen: „Zu weit, zu schwer, nicht realistisch“ Die Antwort meiner Frau wie erwartet „Was kannst Du eigentlich, Du Versager“ Nun gut, Andy und ich hatten aber bereits eine Alternative in petto, die meine Frau wieder beruhigen sollte. In ca. 4km Entfernung gab es noch eine OWH namens Kahkusaari.
Die könnte man erst einmal ansteuern und dann mal schauen, wie wir im Plan liegen und ob nun abgekürzt werden muss. Nun strahlte neben der Sonne auch noch Julia und Yvi. Der Tag war gerettet. Mit etwas gemütlicheren Tempo ging es nun zur Hütte, die wir gegen 15Uhr erreichten. Yvi meinte zwar, dass sie sich nun mit der Kälte arrangiert hatte und die Hütte kein Muss gewesen wäre, „Naja, aber wenn wir nun mal hier sind, können wir sie ja auch nutzen…“
Vor Ort erwartete uns ein sehr gut isolierte Neubau, innen hell, mit großen Fenstern, räumlich gut aufgeteilt und vorweg genommen von allen 4 besuchten Hütten am Ende wirklich die schönste. Sie war für 6 Personen ausgelegt, wir breiteten uns aber erst einmal aus, fest in der Annahme, dass hier heute Keiner mehr erscheint. Die Schneespuren um die Hütte verrieten uns, dass hier nicht der Bär steppte und unterwegs waren uns auch heute wieder Keiner begegnet. Die ersten Aktionen hießen für die Einen Ofen anfeuern, Gasherd anmachen und Schnee aufkochen. Wieder Andere widmeten sich wichtigeren Geschäften, die nicht mehr aufgeschoben werden konnten und inspizierten zugleich das 30m entfernte stille Örtchen mit Seeblick.
In der Hütte genossen wir den langsam einsetzenden Sonnenuntergang, der nebenbei auch die Wolken wegschob. In der Hütte war es mittlerweile mollig warm und im Gespräch malten wir uns heute Abend gute Chancen für Polarlichter aus. Klarer Himmel und die Nacht sollte auch unter -20 Grad liegen. Die Temperaturprognose hatten wir im Blick und daher war die Hütte für die heutige und die folgende Nacht eine gute Option um die Mädels bei Laune zu halten. Im Ortlieb Wassersack wurde ordentlich warmes (fast schon heißes) Wasser angestaut, Waschtag für Alle draußen unterm Sternenhimmel.
Yvi und ich kochten dann mit einiges an Vorlaufzeit unser Essen, Andy und Julia mussten ja nur Wasser aufgießen. Im Licht der Stirnlampen aßen wir gemütlich, der Ofen knisterte dahin. Okay, die Hüttenstimmung ist auch nicht zu verachten, aber irgendwie vermisste ich schon wieder mein Zelt. Klar, hätten wir auch draußen das Zelt aufbauen können, aber die Hütte lockte mit ihren hübschen Antlitz.
Am Abend schlich dann noch ein plüschiger Fuchs um die Hütte, er wusste anscheinend, dass bei Yvi und mir immer die Augen größer sind als der Mund und Essenreste abfallen würden. Beim kurzen Spaziergang vor der Hütte, wir konzentrierten uns noch auf den Fuchs, waren sie auf einmal über uns: die Polarlichter. Sie zogen sich über den kompletten Himmel und verwischten sich im grün schlängelnd über den Himmel. Yvi schubste alles und Jeden beiseite und rannte zum See runter. Wir folgten ihr und beim staunenden Blick in den Himmel hätte ich fast das fotografieren vergessen. Endlich waren sie da. Den Rest des Abends verbrachten wir in der Hütte und tranken Bier und lutschten an einer großen Marabou Schokolade. Der Abend war hier und jetzt perfekt.
08.02.
Irgendwie hatte der beißende Benzingeruch in meiner Nase die idyllische Nacht in der Wildnis erheblich gestört. Warum? Was war passiert? Keine Stunde nach dem Einschlafen hörte ich ein flüstern von Julia „Hier riechts nach Benzin“ Stirnlampen bewegten sich auf einmal hektisch im Raum. Andy pflegt es, ab und an zu scherzen und als er beim Durchstöbern des Gepäcks zu Julia sagte „Die Benzinflasche ist geplatzt!“ schmunzelte ich nur und drehte mich zum Weiterschlafen um. Aber er scherzte nicht. Die Primus Flasche war an der Wölbung zum Verschluss hin in der Länge 1cm aufgerissen und der Flaschenboden wölbte sich 5mm nach außen. Was hatten hier für Kräfte gewirkt? Nun waren auch unsere Stirnlampen an, wir checkten alle unsere Benzinflaschen, Gaskartuschen und Feuerzeugbenzinkanisterchen. Hier war alles okay.
Während Andy die Benzin getränkten Sachen nach draußen brachte, fachsimpelten wir drinnen und versuchten nachzuvollziehen, was da passiert war. Da meine Flaschen am Boden in der letzten Ecke der Hütte die ganze Zeit relativ kalt standen, hatte Andy die Flaschen in der Hütte oben aufs Bett gelegt. Dort war es spürbar wärmer als unten in der Ecke. Dazu kam, dass die Flaschen komplett gefüllt waren. Andy und ich dachten, dass der Füllstrich dazu dient um Luft in der Flasche zu haben um Druck aufzubauen. Dass sich das Benzin aber so bei Wärme ausdehnt, hätten wir nie gedacht. Das Benzin wurde bei -15 Grad getankt und 2 Tage transportiert, in der Hütte waren es zeitweise sicher 30 Grad an der Decke. Wir waren und sind nun schlauer.
Am Frühstückstisch diskutierten wir noch weiter, aber außer dem Tankstellengeruch erinnerte nichts mehr an die hektische Nacht. Zum Glück hatten wir in unseren Reihen keinen Raucher, dies hätte fatale Folgen haben können. Obwohl wir die Nacht über nicht gefeuert hatten, war es noch angenehm in der Hütte und das, obwohl auf dem Außenthermometer -24 Grad angezeigt worden. Wir wunderten uns aber über die krassen Differenzen. Unsere eigenen drei Thermometer zeigten -16 Grad an. Auf jeden Fall war es spürbar kälter als die letzten Nächte. Doch langsam trat die Sonne am Horizont hervor und wärmte uns pünktlich zur Abfahrt gegen 9 Uhr. Da die folgende Nacht auch so kalt sein sollte, steuerten wir heute wieder eine OWH namens Kärppätupa an.
Die lag nun auf der anderen Seite des Sees, ca. 14km entfernt. Da die Winterroute, die teils gut gespurt und markiert ist, nur am Ufer entlang führt, freundeten wir uns mit dem Gedanken schon jetzt an, ungespurt durch Tiefschnee den See zu queren. Am Abend zuvor war noch ein Schneemobil an unserer Hütte vorbeikommen und dieser Spur konnten wir nun glücklicherweise eine Weile folgen. Der Sonnenanteil nahm nun zu, die Wolken wurden ein wenig verdrängt. Jedoch wollte ein breiter Wolkengürtel nicht wirklich abziehen, so dass die Sonne ab Mittag hinter diesem verschwand und erst Nachmittags wieder erschien.
Der Wind der letzten Tage hatte nachgelassen und das bescherte uns trotz kalter Temperaturen ein verträgliches Klima um auf der Freifläche nicht einzufrieren. Auch heute sahen wir weit und breit Niemanden, Spuren von Rentieren sahen wir am häufigsten, alte Schneemobilspuren vereinzelt, aber keine Skispuren. Ziemlich auf der Mitte des Sees zog sich eine lange Eisspalte von Nordost nach Südwest quer über den See. Hier drifteten anscheinend zwei große Platten aufeinander zu und schoben sich nach oben. Das sah echt bizarr aus. Mit etwas Hektik passierten wir diese Stelle, da es hier besonders laut knackte.
Zur Abwechslung tourten wir heute nicht nach Geschlechtern, sondern nach Pärchen. Ein wenig hatte ich im Hinterkopf, mein Weib „zu bearbeiten“, dass wir fortan nun nicht nur noch Hütten ansteuern würden. Ein schweres Unterfangen, nun hatte sie die wollige Wärme am ganzen Körper zu spüren bekommen. Warum sollte sie sich nur mit warmen Füßen und einer 5x10cm warmen Oberfläche (Taschenofen) zufrieden geben. Alle Argumente wurden abgewunken mit „Selber Schuld, dass Du Hütten rausgesucht hast“ Klar, immer sind die Männer Schuld.
Mit tief geneigten Kopf trottete ich neben meiner Frau her und redete mir ein, dass auch Hüttennächte toll sein können. Außerdem war ich aus drei anderen Gründen hier: Inari – Checked / Mit Pulka unterwegs sein – Checked / Polarlichter sehen – Checked. Also war alles andere nun Zugabe und das Sahnehäubchen. Letztendlich stellten ich mit Andy fest, dass wir doch froh sein konnten, solche Frauen zu haben, die sowas mitmachen.
Zeitlich lagen wir wieder einmal voll im Rahmen, konnten sogar unseren Durchschnitt auf 4,1km/h steigern. Wir mussten nur noch eine Eislochstelle passieren, die in unserer Karte pink markiert waren. Hier wurde auf besonders dünnes Eis hingewiesen, meist an Engstellen zwischen Inseln. Kaum vorstellbar bei den Minustemperaturen, aber es gab teilweise wirklich Flächen aus einem Eis-Wasser-Gemisch, die uns zwar trugen, aber die Skier danach im Schnee klebten, dass die Bewegung eher wandern als skifahren glich. Bald sahen wir den Anlegesteg in der Ferne und zum ersten Mal sahen wir letzte Reste von Skispuren im Schnee. Die letzten Kilometer lief ich wieder mit Andy vorneweg.
Da Andy mich als Fernglas missbrauchte, vertraute er meinen Adleraugen und meinem Schrei „Schneller, da vorne kommen aus der anderen Richtung auch Leute!“.Auf einmal ging es richtig zur Sache, Jacke auf, Kopf runter und kraftvoller Druck auf die Stöcke. Bald waren die Mädels nur noch Punkte in der Ferne, wir kamen schnell der Hütte näher, die Pumpe lief auf Hochtouren, doch bald konnte, musste und durfte ich Entwarnung geben. Es waren doch nur kleine, vereinzelte Bäume. An um die Hütte wieder keine frischen Spuren, wir schienen die Hütte wieder für uns allein zu haben. Wir schnallten die Skier ab und zogen die Pulka zu Fuß den etwas steilen Hang zur Hütte hoch.
Im Gegensatz zur gestrigen Hütte war die OWH Kärppätupa deutlich dunkler, nur ein kleines Fenster vorhanden, dafür mehr Schlafplätze. Wir feuerten als erstes den Ofen an, schnell war die Hütte aufgewärmt. Bald waren auch die Frauen angekommen und dachten, dass wir sie mit unserem letzten Sprint zur Hütte im Stich lassen würden um unser eigenes Ding zu machen. (K)ein schlechter Gedanke !? Es war zwar noch hell, aber in der Hütte liefen wir schon mit Stirnlampe herum. Es dauerte aber keine 1.5 Stunden mehr und dann brauchte man diese auch draußen. Der Nachthimmel war wieder klar, auch heute spähten wir immer mal wieder nach Polarlichtern, aber das Glück war nicht bei uns.
Wir verbrachten den Abend so gesellig beim Abendessen in der Hütte, Gesprächsstoff war genug vorhanden. Wir hatten Andy und Julia ja erst vor 2 Monaten über unsere Homepage kennen gelernt und gewisse Zweifel waren anfangs schon da, ob eine Woche mit (noch) fremden Leuten funktionieren würde, wo wir doch bis jetzt nie mit Anderen Urlaub gemacht hatten. Auch das war immer wieder Thema, aber die Zweifel waren unberechtigt. Gleiches gesellt sich mit Gleichen, es passt(e) wie die Faust aufs Auge.
Julia rappelte dann noch einmal der Aktionismus. Sie schnallte sich die Skier an und wollte unterm dem Mondlicht eine Runde drehen. Drei schauten zu und die Runde war nach 5 Minuten zu Ende. Dann wurde noch der Paris Sled als Schlitten zweckentfremdet und es ging den kleinen Hang zum rodeln hinab. Das Teil scheint universell einsetzbar zu sein, Pulka, Rodelschlitten, Badewanne, Schneeschippe, was kommt noch? Um 21 Uhr in etwa lagen wir dann in der Koje, 10 Stunden bis zum Bundeswehr-Weckruf von Andy.
09.02.
Da wir in dieser Hütte auf einer Ebene zusammen schliefen, vermied Andy sicherlich aus Selbstschutz laut „Aufstehen“ zu brüllen. Es wäre ein leichtes für Yvonne gewesen, ihn sofort einer gerechten Strafe zu zu führen. So wurde im Flüsterton geweckt. Alle standen also mit dem richtigen Bein auf, bei dem Blick aus dem Fenster konnte die Stimmung nicht besser sein. Es war zwar noch etwas dunkel, aber der leicht bewölkte Himmel und gerötete Horizont versprachen viel. Gleiches Procedere wie jeden Tag: Ofen anheizen, frühstücken, zusammen packen.
Gern hätte ich bei der heutigen Routen- und Zielwahl gelogen, aber die Mädels kannten die Karte und ihre Details bereits sehr gut oder vielleicht kannte Yvonne mich einfach nur gut um mir 100%ig zu vertrauen. Ich wollte jegliche Hütte auf unserem weiteren Routenverlauf leugnen, aber gerade hier am Südufer schien jede Insel eine Schutzhütte zu haben, gottverdammiger nochmal. Auf der heutigen Etappe hatten die Mädels also die Hütte Jääsaari auserkoren, bis dorthin ca. 18km.
Im Gedanken reifte die Idee, heute vielleicht vor der Hütte das Zelt aufzubauen, wenn Zeit und Muse vorhanden wäre. Erst einmal aber Skier anschnallen, Gut umlegen, Pulka ankoppeln und ab auf die südlich verlaufende Winterroute. Bald kamen uns seit langen mal wieder Schneemobile entgegen. Doch dann waren wir bald wieder für uns. Pärchenweise, manchmal in Gesprächen vertieft, aber auch mal stumm in sich gekehrt, lief es immer besser. Entweder war der Schnee gut oder die Bewegungen wurden effizienter. Jedenfalls war es schön, dass für Alle die Tagesaktivität keine Qual war.
Einzig musste Yvi mit einem Blasenpflaster am Knöchel verarztet werden. Sie hatte sich dort eine Stelle wund gerieben. Apropos Füße und Schuhe. Erstaunlicherweise hatte Keiner von uns an den Füßen gefroren, trotz tiefer Temperaturen und nur ein Paar Thermosocken. Da der Fuß permanent geknickt wird und in Bewegung ist, kommt kein Kältegefühl auf. Gegen Mittag dann wieder ein kleiner Stopp. Warmer Tee wurde eingeschenkt, Riegel gegessen, die zwischen den Schenkel ein wenig weich gewärmt worden. In der Sonne wurde die Pause mal ein wenig ausgedehnt und wir saßen gemütlich auf der Pulka.
Weiter ging es auf der einstimmig interessanteren Route zwischen kleinen und großen Inseln hindurch. Manchmal kam gar nicht das Gefühl auf, auf einem See unterwegs zu sein. Nur das laute Knacken des Eises und lange Risse erinnerten uns auf eindrucksvolle Weise, dass da unter uns 90m Wassertiefe lauern. Wieder einmal zog sich ein langes Wolkenband über den Himmel, doch mit jeder verstrichenen Stunde kam die Sonne wieder mehr und mehr aus den Wolken hervor. Wir waren keine 2 km mehr von der Hütte entfernt, aber Alle stoppten und grinsten mit einem breiten, zufriedenen Lächeln in Richtung Sonne. Es war ein wunderbarer Moment, hier entstanden wohl die schönsten Fotos. Die Sonne spiegelte sich auf dem glitzernden Eis. Immer wieder musste ich das Fotografieren unterbrechen und innehalten. Für mich einer der weiteren unvergesslichen Momente.
Bald waren wir an der Hütte Jääsaari angekommen, die neben der OWH auch eine Lapp Pole Tent hatte. Diese sehr rudimentär ausgestatteten Tageshütten unterscheiden sich von den OWH nur insoweit, dass sie keine Liegeplätze zum schlafen, meist keinen Tisch und keine besonders gute Dämmung haben. Sie dienen primär den Tagestouristen zum pausieren und aufwärmen, können aber, laut Regelwerk, auch zum übernachten genutzt werden. Jedoch bestehen große Unterschiede zwischen alten und neuen Objekten. Die neuen sind heller, mehr Fenster, die alten teilweise sogar noch mit offenen Feuer.
Wir nutzten aber die kleinere OWH, die klein, gemütlich, alt und schön dunkel war. „Ich baue das Zelt auf und schlaf‘ draußen“ meinte Andy beim Anblick der engen Hütte. Gut, mit quetschen hätten vier Platz gehabt, aber so wurde mein am Morgen gesponnener Gedanke nun Realität. Andy hatte den Satz noch nicht einmal zu Ende gesprochen, da hatte ich schon die Eisschraube in der Hand und folgte im runter zum See. Bald war ein idealer Platz gefunden, sein Nammatj war mit wenigen Handgriffen aufgebaut.
In der Hütte sortierten wir unsere sieben Sachen und machten uns es gemütlich. Schnell war der kleine Innenraum aufgeheizt, die Gaslampe ließ wenigstens ein bisschen das Interieur erkennen. Das dunkle Holz und die kleinen Fenster waren eine schlechte Kombi. Gesellig saßen wir wieder einmal beieinander und stellten bei dem vielen Gerede irgendwann mal fest, dass es Zeit wäre, die knurrenden Mägen zu füllen. Wir räucherten die Bude mit zwiebligen und fleischigen Gerüchen aus, zum Glück waren unsere beiden Vegetarier Andy und Julia nicht militant.
Beim kurzen Blick nach draußen versprach der sternenklare Mondhimmel eine kalte Nacht, vielleicht mit Polarlichter. Andy kam auf die Idee, draußen dann noch die letzten Stunden des Abends am Feuer zu verbringen. Gemütlich standen wir ums Feuer und starrten in den Himmel. Hier und da wurde die Abendstimmung mit Mond auf der Speicherkarte fest gehalten. Bald schnappten wir uns unsere Schlafsäcke und gingen ins Zelt. Die Mädels verbarrikadierten sich in der Hütte. Wieder ein perfekter Tag und endlich wieder im Zelt schlafen. Schnell alles ausziehen, rein in den Schlafsack, Alle Öffnungen und Luken schließen, Gute Nacht.
10.02.
Andy schälte sich mal wieder zu unchristlicher Zeit aus seinem Cumulus, während ich ihn im umdrehen kurz fragte „Wie spät?“ 6.30 Uhr, bloß gut, noch einmal eine halbe Stunden in die Tiefen des Schlafsackes kriechen, dort wo es riecht und warm ist. Andy heizte derweil die Hütte auf, ich stieß Punkt 7 Uhr dazu. Die Frauen noch nicht wirklich wach, aber die Wärme würde sie wohl schon aus den Schlafsäcken locken. Während es draußen die Nacht um die -18 Grad war, war es in der Hütte nicht wesentlich wärmer. Keiner hatte aber gefroren, das war wichtig. Da ich auch bei diesem Temperaturen auf den VBL verzichtet hatte, war komischerweise wieder mal nur mein Schlafsack deutlich feuchter am Fußteil und im Oberkörperbereich. In der Hütte konnte er trocken und das ging dann wieder erstaunlicherweise sehr schnell. Trotz der Feuchte an der Außenhülle war es die Nacht trotzdem kuschelig warm.
Nach dem Frühstück und der Packorgie sollte das Ziel heute die Lapp Pole Tent (LPT) Suovasaari werden, die allerdings 21km entfernt lag. Also eine lange Etappe, Zwischenziel sollte nach 5.5km die Eishöhle auf der Insel Korkia Maura sein. Also stapften wir erst einmal los. Während die Mädels ihren Vorsprung ausbauen konnten, bauten wir noch fix das Nammatj ab und zu viert ging es dann zur Eishöhle. Kurz davor sahen wir ein rotes Zelt in der Ferne. Als wir näher kamen, packte Andy die Neugier und er machte einen kleinen Umweg um das Zelt zu inspizieren.
Aus der Ferne sah es wie der Kopf von Superman aus. Andy meinte später nur, dass es weder Spuren noch Geräusche am Zelt gab. Schien vermutlich nur als eine Art Picknickzelt für Touristen zu dienen. 5 Minuten später waren wir am Pausenziel. Kurz vorher waren uns noch zwei Schneemobile entgegen gekommen, die glücklicherweise nahe der Eishöhle an einer angelegten Feuerstelle (mit Holz, Klo und Zeltplätzen) das Feuer angelassen hatten. Hier wärmten wir uns erst einmal. Ich folgte dann Andy, der einer Schneemobilspur in den Wald folgte. Vermutete er dort die Höhle? Ich wusste auch nicht, wo sie sein sollte. Nach einem halben Kilometer sinnlos-durchs-Schneegestapfe drehten wir um.
Die Mädels waren uns leider auch gefolgt, „Weg umsonst, wir müssen zurück“. Es bedurfte keine Antwort, die Gesichter sprachen Bände. Zurück am Lagerfeuer, entschieden wir mit den Skiern zum 100m entfernten Anlegesteg zu laufen, dort muss doch die Höhle sein. Ich war der Erste dort und folgte im Tiefschnee Markierungen am Baum, die leider wieder zum Lagerfeuer zurückführten. Ich hätte schreien können, vor lachen vor heulen. Wir hatten doch tatsächlich die roten Markierungen an den Bäumen übersehen. Die Höhle befand sich keine 20m vom Feuer entfernt auf der rechten Seite an der Felswand, wenn man vom Feuer Richtung See läuft. Ich hatte sie nun gefunden und schrie den Dreien am Steg zu. „Gefunden!“ Meinem Aufschrei folgten nur Julia und Andy, Yvonne hatte die Höhlenjagd satt, sie relaxte in den wärmenden Strahlen der Sonne.
Stirnlampe auf und ab durch eine Felsspalte und dann 7 Stufen eine Holzleiter runter. Nun stand man auf einer ca. 4x7m großen, glatten Eisfläche. Sie diente früher sogar im Sommer als natürlicher Kühlschrank für Fische zum Einlagern, da das Eis sogar im Sommer bestehen bleibt. Über Einem lagen die Felsen und Steine in einander geklemmt sehr bedenklich locker. Lange wollte ich hier nicht bleiben. Nun kamen auch die anderen Beiden hinunter. „Schöner Platz zum zelten, oder?“ meinte ich zu Andy. Weiter hinten konnte man noch einen Gang erkennen, den man hätte sicher weiter reinkriechen können. Aber nein, danke. Zurück bei Yvonne wollte ich das Festhalten an der geplanten Routen in Frage stellen. Wir hatten hier nun doch mehr Zeit als geplant verbracht uns es wären immer noch 16km zur LPT gewesen.
In kürzerer Reichweite wäre die OWH Petäjäsaari gewesen, die nur noch 12km entfernt war, also effektiv eine Stunde kürzerer Weg. Die Vorteile dieser Änderung: Es war eine richtige Hütte und keine Lapp Pole Tent, der Weg war kürzer und ich persönlich würde die Hütte wiedersehen, in der ich im Jahre 2000 mal übernachtet hatte. Nachteile gab es natürlich auch: Wir müssten dafür morgen 1 Stunde (4km) mehr laufen. Plan war ja, die letzte Nacht notgedrungen noch einmal im Zelt nahe Inari (1km) auf dem See zu übernachten, da in der Nähe keine OWH/LPT war und der Transfer zum Flughafen 11 Uhr startete. Dass dieser Plan bald auch hinfällig war, wussten wir zu diesem Zeitpunkt nicht. Da Andy und Julia völlig unkompliziert sind, stimmten sie der Planänderung zu. Wir schlugen nun einen anderen Kurs ein, ob die Eishöhle nun den Umweg von 2-3km Wert war?
Keine Ahnung, aber interessant fand ich es schon ein wenig. Nun schlängelten wir uns die kleine Inselgrüppchen, dazwischen immer wieder viele Spuren von Rentieren, zwischendurch auch mal Hundeschlittenspuren. Die Kilometer wurden bald in einer direkten Linie abgespult. In der Ferne visierten wir die Insel an, an der wir links einbiegen mussten. Bis dahin war es aber noch ein weiter Weg. Jeder für sich schob die Skier nach vorn und die Pulka hinterher. Im Gedanken vertieft an verschiedene Sachen. Ich war in Gedanken ab und an bei unserem fünfjährigen Sohn Täve, der leider zu Hause bleiben musste. Dann dachte ich mal wieder an den nächsten Sommerurlaub, dann mal wieder warfen mich die Gedanken zurück in den aktuellen Urlaub und dass es doch ganz gut klappt, mit Anderen Urlaub zu machen.
Eigentlich sind wir Eigenbrötler und wussten nicht wie es funktionieren würde, aber ohne viel Streit, immer offen und ehrlich ging es ab. Klar ist, die langen Urlaube werden auch zukünftig allein sein, da dann Täve mit dabei ist und es ein Familienurlaub werden soll. Durch einen jauchzenden Aufschrei von Yvonne wurde ich aus meinen Gedanken gerissen „Da, ein Rentier!“ Das weit in der Ferne stehende Ren bestätigte dies mit einer kurzen Kopfbewegung in unsere Richtung und fraß dann irgendwas auf dem Eis weiter. Noch schnell ein Foto und dann weiter. Langsam aber sicher konnten die Mädels die Ankunft nicht mehr erwarten und signalisierten dies durch Nachfragen der noch verbleibenden Kilometern zur Hütte in immer kürzeren Intervallen.
Um den Fragen aus dem Weg zu gehen, legten Andy und ich einfach an Tempo zu. Dann kam die ersehnte Kurve und ich meinte nur flax „Hier gleich um die Ecke ist es“. Diese Ecke dauerte dann noch 1,7km und ich bekam von Yvi mal wieder alle Namen, Julia konnte noch Haltung bewahren. Ich ertrug es mit stoischem Schulterzucken. Die Sonne war schon hinter den Wäldern am Horizont verschwunden und die Vorstellung, wir hätten nach dem alten Plan zufolge nun noch eine Stunde laufen müssen und es wäre dunkel geworden. Ich glaube, spätestens hier hätte Julia ihre Haltung verloren.
An der Hütte Petajäsaari angekommen, steuerten wir natürlich erst einmal die alte OWH an. Andy meinte aber, die wäre besetzt. Keine 50 Meter entfernt gab es aber eine dieser modernen Lapp Pole Tents. Tent ist hier aber falsch zu verstehen, da es eigentlich auch eine quadratische Hütte mit Sitzgelegenheiten, Kamin und Gasherd ist. Obwohl die Temperaturen außen nur -15 Grad waren, schien es in der Hütte wesentlich kälter zu sein. Sie war völlig ungedämmt, dafür hell und geräumig, aber viel Platz muss erst einmal auch viel aufgeheizt werden. Genau, das war unser Plan. Zur Veranschaulichung unserer Leistung schweifte der Blick immer wieder aufs Thermometer. Nur langsam bewegte sich die Nadel zur Null. Eine Stunde später waren es Null Grad und alle hier drängten sich um den drehbaren Kamin in der Hüttenmitte.
Andy und ich nutzten den Paris Sled um Holz holen. Zwei gehäufte Schlitten sollten am Ende nicht reichen, da wir die Absicht hatten, auch die Nacht durch zu heizen. Mit langsamen Schritten bewegte sich das Thermometer auf 15 Grad, jetzt waren die Mädels endlich bereit, sich ans auspacken zu machen. Meine vorangegangene Idee, beim auspacken aktiv zu sein und sich dabei aufzuwärmen stieß auf taube Ohren, ich bekam sie einfach nicht vom Kamin weg. Mittlerweile war es 18 Uhr, wir hatten bereits genügend Wasser fürs warme Duschen vor der Hütte aufbereitet. Ich machte den Ersten, scheiße war das heiß, so ein Warmduscher war ich dann doch nicht.
Irgendwie war es aber ein geniales Feeling, bei Minusgraden sich direkt draußen warm zu duschen. Dann war Andy und Julia dran, Yvi drückte sich mit der Ausrede „War doch gestern erst…“ Den Rest des Abends verbrachten wir fast schon routiniert beim Abendessen und gemütlichen Beisammensein. Nun waren auch Alle wieder leichter bekleidet. Nichts ist beständiger als die Veränderung, frei nach diesem Motto warf Andy beim Blick auf die Karte eine Frage in den Raum „Was ist denn mit der Hütte hier nahe Inari?“ Im Geiste würgte ich seinen Hals aufs Äußerste, er war im Begriff, mir auch noch die letzte Nacht im Zelt streitig zu machen. Die Mädels waren natürlich Feuer und Flamme.
Ich hasse Demokratie, wenn sie nicht auf meiner Seite steht. So musste ich mich drei „Ich-will-in-die-Hütte“- Stimmen geschlagen geben. Den Nachteil an der ganzen Sache mussten aber Alle tragen. Da die Lapp Pole Tent 8km von Inari entfernt lag, hieß es noch zeitiger aufstehen als sonst, ohne Frühstück losziehen und die Klamotten bereits am Vorabend packen. Wir tranken die letzten Bierreserven auf und auch die eine Marabou musste unter meinem Frust leiden.
Bald ging’s ins Bett und die Nacht über wurde immer mal abwechselnd Holz aufgelegt um die Hütte nicht völlig auskühlen zu lassen. Diesen Job teilten sich Julia, Andy und ich. Auf die Frage am kommenden Morgen, warum denn Yvi nicht mal aufgelegt hatte, meinte sie mit einem breiten Grinsen „Immer, wenn ich nachgeschaut habe, war der Kamin voll!“
11.02.
Wir hatten es bis zum Morgen tatsächlich geschafft, das Feuer durch die Nacht zu bekommen und die Hütte permanent warm zu halten. Andy weckte mich, damit ich Yvonne wecken konnte. Die Nacht auf dem kalten Boden war rustikal, aber völlig zufriedenstellend. Erstmal wurde der Kamin bis in die letzte Ecke mit Holz gefüllt, die Hütte wieder auf ordentliche T-Shirt-Temperaturen bringen. Der Blick aus dem Fenster beschleunigte das Procedere Frühstück-Zusammenpacken enorm.
Wir waren 9.30 Uhr auf den Skiern, es stand nun eine Strecke von 20km vor uns, Zeit war genug und die Mädels waren motiviert, nicht im Zelt zu schlafen, sondern in eine Lapp Pole Tent. Andy und ich hatten zwar anfangs noch mit dem Gedanken gespielt, die letzte Nacht dort noch einmal das Zelt aufzubauen, denn ich hatte keinen Bock auf eine dunkle und verrauchte LPT, aber da wir morgen den Zeitplan eng gesteckt hatten, verwarfen wir auch diese letzte Chance.
Parallel mit uns startete der Alleinreisende zu Fuß und zog ebenfalls eine Art Wildwanne hinter sich her. Er war sogar schneller als wir, lief aber in den Schneemobilspuren. Im Tiefschnee wären wir sicher besser voran gekommen. Nach 1km trennten sich die Wege, er bog links ab, während wir eine gerade Linie ins Eis zogen. Ich weiß nicht warum, aber an diesem Tag kam wieder die heiße Diskussion seitens meiner Freundin auf, sich eine Katze zuzulegen. „Die könnten dann tagsüber schön auf dem Dachboden spielen!“…“Die Könnten?“. Steigt die Zahl der Katzen nun mit jedem Satz? Gott, ich wollte mal an nichts denken, die Sonne und den letzten Tag genießen und sah mich nun in einer nicht endenden Diskussion. Wie Ihr Männer wisst, endet sowas immer erst mit dem Satz „Ja, mach doch, mein Schatz“ Andy und Julia waren die Übeltäter.
Nur weil ihre anderen Haustiere alle abgehauen sind und nie länger bleiben wollten, haben sie sich wieder eine Katze geholt. Auch hier herzlichen Dank dafür. Keine Ahnung, wie ich es geschafft habe, aber bald waren die vielen Katzen kein Thema mehr. Wir konzentrierten uns auf den sonnigen Tag und machten erstaunlicherweise schneller als sonst Kilometer. Der Schnitt lag bei 4,4km/h. Wir überquerten bald eine große Freifläche, danach pausierten wir erst einmal bei warmen Tee und Energieriegeln. Es war ein wenig wärmer geworden, um die -8Grad bei Sonne, kein Wind. Man hielt es auch länger im Stehen ohne frieren aus, aber der lange Weg trieb uns wieder in die Spur.
Vertieft in viele unterschiedliche Gedanken ließ ich meinen Blick immer wieder über die kleinen Inseln schweifen, immer auf der Suche nach Tieren. Gab es da noch was anderes außer Rentiere? Spuren gab es im Schnee ja genug. Bald waren wir so weit gekommen, dass rechts zwischen den Insel wieder die Insel Ukko „Haifischflosse“ erschien. Dieses Mal in Sonne getaucht viel ansehnlicher als Tage zuvor bei dunklen Wolken. Langsam machten sich bei mir Schmerzen in den Armgelenken bemerkbar. Vermutlich hatte ich zu energisch immer mit den Stöcken die Masse voran schieben wollen. Was sich aber als praktisch erwiesen hatte, nicht die üblichen Langlaufstöcke mitgenommen zu haben.
Die wären für diese Bewegung zu lang gewesen. Die Teleskopwanderstöcke mit großen Wintertellern taten da besser ihren Dienst. Wir waren nun wieder in Sichtweite des Funkturmes, der dafür sorgt, dass man am Inarisee sehr guten Handyempfang hat. Im Westen tauchte die Sonne bereits langsam wieder in den Wald ab. Wir hatten nun die Sonne im Rücken und warfen einen immer weiteren Schatten voraus, dem wir folgten. Bald war wieder das andere Ufer erreicht, nur noch um die Kurve rum hieß hier noch 1.5km.
In der Weite konnte man aber zwei Hütten erkennen, die nicht nach LPT ausschauten, zu groß, zu neu und zu viel. Gut, die LPT Pielpavuono war in meiner alten Karte noch nicht eingezeichnet, also ein neueres Modell käme hin, aber zwei große Hütten? Während Andy und Julia noch ein Geschäft auf dem See verrichteten, liefen Yvonne und ich weiter. Je näher man kam umso mehr formte sich das Bild. Es war eine super moderne, gut gedämmte achteckige Hütte mit breiten Bänken an der kompletten Innenwand, ein Ofen in der Mitte und ein Gasherd. Dahinter ein Holzschuppen und Plumpsklo. Das andere große eckige Gebilde neben der Hütte stellte sich als Felsen heraus. 10 Minuten später waren auch Andy und Julia da. Leider verpassten sie die vereinzelten Rentiere an der Hütte. Ich konnte noch so eben Fotos schießen, dann waren sie im Dickicht verschwunden.
Die Frauen packten drin alles aus und sortierten die Sachen schon einmal für den Abflug. Der Sonnenuntergang war im vollen Gange, bei dem Andy und ich nun die noch sehr üppigen Benzinreserven beim Wasser und Essen kochen verbrauchten. Wir saßen draußen vor der Hütte und „battelten“ uns mit den Kochern. Ich kochte mir wieder Wasser zum warmduschen auf, die Mädels saßen am Kamin und führten diese Frauengespräche. Dann ging’s ans waschen, ab unter den warmem Wasserstrahl, danach ab in den Overall. Die Kocher liefen nun schon eine gute 1.5 Stunde, aber das Benzin würden wir wohl auf konventionellen Weg nicht alle bekommen. Es waren sicher noch 2 Liter gesamt.
Ich wühlte im Mülleimer und fand vier Blechdosen, die ich romantisch vor der Hütte drapierte. Die Frauen hatten aber nur Augen für den warmen Kamin. Ich saß derweil noch draußen und köchelte das Essen. Hier und jetzt wurde mir wieder bewusst, dass zwar auch das Hüttenleben was hat, man gesellig beisammen sitzen kann, es warm hat und rustikal nächtigen kann, aber man doch irgendwie nicht so richtig in der Natur ist. Ich genoss das Draußensitzen und kochte länger als nötig, während drinnen schon die Hunger-Rufe erschallten. Ich starrte in den Himmel, ließ den Blick im Umkreis schweifen, stapfte im Umkreis ein wenig umher und spürte die Kälte bewusst.
Dann war das Essen wirklich fertig und die Nudeln in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr zu erkennen. In der Hütte war es mollig warm, die Stimmung super. Wir aßen gemütlich am Kamin. Die Gaslampe verbrauchte noch die erste Kartusche zu Ende. Die andere Kartusche wie auch zwei Fläschchen Feuerzeugbenzin ließ ich in der Hütte zurück. Irgendjemand würde sie mal brauchen, da war ich mir sicher. Wir hätten auch gern das Benzin für Andere da gelassen, hatten aber kein dafür geeignetes Gefäß und eine alte Trinkflasche wollten wir wegen der Verwechslungsgefahr nicht nutzen.
Es wurde nach dem Essen noch einmal der Plan für morgen besprochen, ein Durchfeuern des Kamins wollte dieses Mal Keiner. Während die Mädels schnell in ihre Schlafsäcke gekrochen waren und sich auf den 60cm breiten Sitzbänken lang gemacht hatten, saß Andy und ich noch am Feuer und motivierten die Mädels für die morgigen 8-Frühsport-Kilometer mit einer auch für uns attraktiven Idee. Auf leeren Magen wollten wir morgen losziehen, aber erst am Flughafen überteuert irgendwas in sich rein stopfen war zu spät und kam nicht in Frage. Warum nicht noch einmal zum Abschluss im Hotell Inari für 9,50 Euro lecker frühstücken. Wenn wir noch ein wenig eher aufstehen, wäre es zeitlich machbar. Okay, also 6 Uhr aufstehen, spätestens 7 Uhr losmachen, 9 Uhr Ankunft Inari, frühstücken und 10.50 Uhr Bustransfer. Passt, Gute Nacht.
12.02.
Yvonne sehnte dem Weckgeschrei Andy’s entgegen. Da sie mitten in der Nacht von der schmalen Sitzbank gefallen war, hatte sie die Nacht vor lauter Angst im Halbschlaf verbracht. Wir wollten nun zackig loslegen ohne Kamin anfeuern, doch die Hütte war saukalt geworden, ein wenig Wärme täte Jedem gut stehen. Alles war schnell und mit vereinten Kräften gepackt, so dass wir mit Stirnlampen bestückt kurz vor 7 Uhr starten konnten.
Die ersten 2-3 Kilometer war es noch dunkel, der Horizont aber schon leicht gerötet. Als wir aus der Bucht auf den See kamen, windete es sehr, es wurde unangenehm kalt. Yvonne sah für das langsame Vorankommen nicht den Schuldigen im starken Gegenwind, sondern in mir „Sag‘ mal, Du hast mir doch die schwere Pulka untergejubelt!“ Ich musste ein wenig schmunzeln. Nicht, dass ich es getan hätte, aber der Gedanke daran es hätte getan zu haben, fand ich witzig.
Ziemlich stumm kämpfte Jeder gegen den Wind und gegen 9 Uhr waren wir wieder in Inari. Julia kommentierte das mit „Orr, endlich sind wir wieder da“. Ich war ein wenig enttäuscht von den Worten, da ich hätte noch gern länger da draußen bleiben können. Ich wollte ja auch nicht, dass es für die Mitreisenden zu einer Qual werden sollte. Wir stürmten das Buffet im Hotel und der Platz der großen Tische wurde komplett mit befüllten Tellern belegt. Mit uns sollten sie hier im Hotel heute keinen Gewinn machen. Relaxt und mit Genuss frühstückten wir, was das Magenvolumen hergab. Später gaben wir noch die Pulken ab und liefen an der Straße vor zum verabredeten Abholpunkt Inari Village. 10.50 Uhr stand der Bus dann parat und das „zweite Mal Inari“ war hier für mich Geschichte.
…..Und nein, ein drittes Mal werde ich Inari nicht besuchen. Okayyyyyy, vielleicht nicht gleich, aber vielleicht dann wieder in 17 Jahren mit meinem dann 22 Jahre alten Sohn, weil wir ihn mit dem Outdoorfieber bereits jetzt infiziert haben und er auch mal mit Kanu und/oder Pulka diese fantastische Welt erkunden möchte.