Wochenendtrip Appenzeller Alpen 2024

Appenzeller Alpen mit Tarp und Rad

Wochenendtrip Appenzeller Alpen 2024
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Einleitung
Vorbereitung und Planung
Unsere Tour im Überblick
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Reisebericht

Einleitung  zurück zur Liste

Ostern hatte ich es leider verpasst, eine Tour zu machen. Erst standen viele andere Aufgaben an, dann war das Wetter zu schlecht. Am Wochenende des 06./07.Aprils aber passte alles. Nichts war fürs Wochenende geplant und das Wetter versprach frühsommerliche Temperaturen. Irgendwie hatte ich Lust auf eine Radtour und nicht auf wandern. Bei letzterem hätte ich entweder erst irgendwo mit dem Auto hinfahren müssen oder hier in der Umgebung bleiben müssen.

Da ich aber weder Auto benutzen noch den alpinen Gelände den Rücken kehren wollte, entschied ich mich spontan, mit dem Rad ab/an Haustür zu fahren. Dafür bedarf es dann natürlich einer anderen Planung, gerade was Strecke und Ziel anbelangt.

Vorbereitung und Planung  zurück zur Liste

Im letzten Jahr 2023 war ich mit Täve in unserem Haupturlaub mit dem Reiserad in der Schweiz unterwegs, einen Bericht dazu gab es hier im Blog nicht wirklich, da ich es nicht wirklich spektakulär fand. Wenn Bilder interessieren, der findet diese auf meinem Instagram Account. Jedoch recherchierte ich da sehr akribisch über einsame Bergstraßen und -pässe. Die Vorder Höhi im Appenzeller Land war eine davon. Da sie in meinem Einzugsgebiet lag und mit 1500 Metern Höhe Anfang April auch befahrbar sein sollte, wählte ich dieses Ziel für meine Tour.

Den Weg dorthin plante ich gar nicht erst, da unsere Erfahrungen im vergangenen Jahr gezeigt hatten, dass das Radwegenetz in der Schweiz erstens super ausgebaut und zweitens super markiert ist. Die Wege sind super gewählt, meist abseits der Hauptstraßen und führen durch ländliche Gebiete mit tollen Ausblicken. Manchmal muss man zwar etwas suchen oder muss mehr Umwege in Kauf nehmen, naja ab und an auch Extra-Höhenmeter, aber es lohnt sich, den Radrouten zu folgen, wie auch dieses Mal.

Da mein Arbeitsrad ja im Normalzustand auch einem Reiserad entspricht, musste ich nicht viel umbauen. Die Low Rider waren für eine 2-Tagestour nicht notwendig. Ich packte also nur die großen Backroller Taschen mit den üblichen Sachen. Wenn ich immer allein unterwegs bin, nutze ich bei perfektem Wetter die Chance, unter dem Tarp zu schlafen. Täve mag das nicht, ich jedoch schon. Beide Taschen waren prall gepackt, gegen frühen Vormittag ging es dann am 6.April los.

Die Tour im Überblick  zurück zur Liste

Der Hinweg führte über Frauenfeld und Wil gen Süden Richtung Wildhaus. Erst ab Wil wurde es etwas entspannter, dafür nahmen dann auch langsam die Höhenmeter zu. Ich machte relativ wenig Pausen, so zwei- bis dreimal, dafür ein schönen Aussichtsplätzen. Ich stand nicht unter Zeitdruck, die Sonne würde erst 20 Uhr untergehen. Auf dem Weg zum Ziel bzw. Umkehrpunkt überlegte ich immer wieder, wo ich den mein Camp aufschlagen sollte.

Der Einstieg begann auf 900 Metern Höhe und ab 1200 Metern sollte bis zum Pass hinauf eine Wildruhezone folgen, in der wildzelten nicht erlaubt sei. Also entweder davor zelten oder noch bis hinauf quälen und oben oder in der Abfahrt was suchen. Ich konnte mir nur über Google Earth ein Bild vom Pass machen, aktuelle Webcams über die Schneelage gab es nicht.

 

 

 

TAG 1 Wochenendtrip Appenzeller Alpen 2024

 

Der zweite Tag führte mic am Walensee und Züricher See vorbei. Anfangs mit Rückenwind in der Ebene und ohne großartgie Höhenmeter. Die begannen dann erst ab Rapperswil. Auf dem Rückweg nahm ich viel die großen, direkten Verbindungsstraßen, weil ich entweder den passenden Radweg nicht fand oder er in die falsche Richtung mit großen Umweg verlief. Erst ab Winterthur, ich hatte eine lange Abfahrt genossen, folgte nun wieder ein schöner Radweg bis nach Hause. Alles in allem waren beide Tage hart. Die Fakten offenbaren zwar keine krassen Touren, aber mit dem Reiserad und mehr Gepäck ist halt jeder Höhenmeter schwerer zu bewältigen

 

TAG 2 Wochenendtrip Appenzeller Alpen 2024

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06.April 2024

Ich wollte keinen Stress machen und schlief daheim aus, chillte beim Frühstück und wollte gegen 12 Uhr losmachen. Irgendwie hatte ich dann doch Hummeln im Arsch und war dann am Ende schon 11 Uhr fertig zur Abfahrt. Diese eine Stunde sollte mich am Ende retten. Der mir bekannte Weg am Bodensee entlang bis Stein am Rhein war schnell bewältigt und auch die Weiterfahrt nach Stammheim war mir schon bekannt. Ab hier folgte ich dem Radwegenetz bis Faurenfeld. Der unbekannte Weg führte mich an den Nussbaumer Seen vorbei, die ich erst ein paar Wochen zuvor mit Täve zu Fuß erkundet hatte. Nach dem Aha-Effekt überquerte ich bald die Thur und durchquerte Frauenfeld relativ schnell, ohne mitzubekommen, dass ich durch eine größerer Stadt rollte.

Auch die Weiterfahrt bis Wil fand auf wenig befahrenen Straßen statt. Wo es vorher immer auf und ab ging, merkte man nun die deutliche Tendenz nach oben. Logisch, ich musste ja von 400 Metern auf 900 Meter zum Einstieg bei Wildhaus kommen. Kurz nach Wil machte ich dann eine längere Pause, auch hier führten die Radwege einen sicher und verkehrsarm durch die Innenstadt. Mit einem 20er Schnitt war ich bis dahin zufrieden, aber die Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich wohl zum Sonnenuntergang das Camp erreichen würde. Immer noch überlegte ich, ob ich nun am Anfang des Einstieges oder am Ende ein Camp suchen sollte.

In der Wildruhezone zwischen 1200 und 1500 Metern wollte ich nicht campen. Kurz nach Rickenbach wurde es dann ruhiger. Während die Hauptstraße im östlichen Teil des Tals verlief, führte der Radweg über die kleinen Dörfer an den westlichen Hängen entlang. Ich war den ganzen Tag nicht auf Druck gefahren, aber fertig war ich schon jetzt ein wenig. Es war wirklich sehr warm und ich hatte eindeutig zuviel und zu warme Klamotten an. Dazu kam, dass ich mal wieder zu wenig getrunken hatte. Jeder Anstieg, den ich nun in der Ferne ausmachen konnte, wurde mit einem inneren Jammern kommentiert.

Ich lag immer noch gut in der Zeit und nahm nun noch mehr raus, schaltete in den Anstiegen den kleinsten Gang und das brachte dann auch zwangsläufig die Entscheidung mit, heute nicht noch komplett auf den Pass der Vorder Höhi zu fahren. Ab Wattwil ging es dann nun richtig los. Nur noch kleine und kurze Abfahrten, ansonsten ging es mit moderater Steigung immer weiter hinauf. Kurz vom dem unscheinbaren Abzweig in Alt St.Johann überholte mich noch ein Pärchen mit Rennrädern. Sie waren auf einer Bickepacking Tour unterwegs. Nach dem Leistbach, etwa 700 Meter nach dem Steinbruch ging es dann rechts weg.

Ich pausierte noch einmal im Gras, es war nun 18 Uhr. Optimal, ich hatte noch eine Stunde zum Hochfahren und Suchen und eine weitere Stunde bis die Sonne untergeht, in der ich alles aufbauen und richten konnte. Siehe da, auf einmal kam das Pärchen mit den Rennrädern abermals an mir vorbei. Logisch, die wollten hier auch irgendwo im Busch übernachten. Am Einstieg stand ein Schild, dass der Pass erst ab 1.Juni geöffnet ist, ich fuhr natürlich weiter. Anfangs kam ich noch an ein paar Häusern vorbei und auf 1100 Metern Höhe teilte sich dann der Weg. Hier befand sich nun auch eine Schranke.

Nach kurzem Suchen abseits des schmalen, asphaltierten Anstieges fand ich schnell ein trocknes Plätzchen, Wasser in unmittelbarer Nähe. Auch hier war es noch richtig warm, ich verzichtete auf ein Lagerfeuer, den Hobo hatte ich auch nicht dabei. Das ersparte mir wiederrum Zeit fürs Holz sammeln. Das Tarp war schnell abgespannt, die Taschen ausgepackt und der Wassersack gefüllt. Ich wollte die Gunst der Stunde nutzen und noch im Hellen die Dusche hinter mich bringen. Es war schon 20 Uhr. Wow, tat das gut. Eine frische, kalte Dusche, die das ganze Salz und den Geruch entfernte. Der erste Schritt in Richtung Wohlbefinden war erledigt.

Nach dem Anziehen und dem Herrichten des Abendplatzes folgte der zweite Schritt, um rundum zufrieden zu sein. Ich kochte mir meine Nudeln auf, danach wurden noch Zwiebeln und Würstchen angebraten. Der Topf war wieder einmal reichlich gefüllt, ich sollte nicht so hungrig kochen. Ich übertreibe dann immer dermaßen und habe kein Gefühl für die richtige Dosierung. Also musste es so kommen, dass ich am Ende vollgefressen, aber überglücklich in meinem Stuhl saß und mit der Tour bis dahin richtig zufrieden war. Den Rest des Abends verbrachte ich dann noch mit der Belohnung in Form von Cola-Whiskey und einer Tafel Schokolade. Dabei hörte ich leise Musik und ließ noch meine Familie wissen, dass ich am Leben sei. Glücklich und erschöpft fiel ich dann gegen Mitternacht in meinen Schlafsack und schlief richtig gut ein und durch.

 

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07.April 2024

Die Vögel zwitscherten schon sehr zeitig, aber ich blieb noch bis 7.30 Uhr liegen. Gott, früh komme ich immer so schlecht aus dem Schlafsack. Man will einfach nicht in die Kälte. Heute war der Druck weniger vorhanden als gestern, zeitig loszukommen. Mir war es egal, ob ich heute Abend erst um 22 Uhr daheim ankommen würde, aber ich war schon so zeitig munter, also konnte ich ja nun auch aufstehen. Die Sonne war noch nicht über die Berge empor gestiegen, aber komischerweise war es doch sehr mild und warm. Mein Frühstück bestand aus einem großen Topf Kaffee und einer Fertigtüte Milchreis mit Zucker/Zimt und Apfelmus. Ich entspannte in Ruhe und plante grob die Heimreise auf dem Handy. Vorher sollte ich aber noch die 400 Höhenmeter zur Passhöhe bewältigen. Auf die freute ich mich besonders.

Gegen 9.30 Uhr saß ich dann auf dem Rad und wärmte mich im ersten Gang langsam auf. Mit der Höhe nahmen nun die Restschneefelder immer mehr zu. Bald war sogar die Straße mit Schnee bedeckt. Doch anscheinend hatte hier der Winterräumdienst die Straße mal freigemacht, denn links und rechts des Weges lagen 1 bis 2 Meter Schnee, aber die Straße war komplett frei. Immer wieder hielt ich im Anstieg an, weil die Ausblicke auf die umliegenden, schneebedeckten Gipfel einfach bezaubernd war. Nach einer gechillten Stunde Auffahrt war ich dann an der Passhöhe, die komplett schneebedeckt war. Es war eine gute Entscheidung gewesen, gestern am Einstieg campiert zu haben. Hier oben hätte ich nichts gefunden und es wäre zu kalt und nass gewesen.

Ich verweilte ein wenig hier oben und ließ die Vlicke schweifen, dann folgte eine anfangs sehr steile und bald homogene 1000 Höhenmeter Abfahrt zum Walensee hinunter. Unten angekommen bemerkte ich auf einmal ein Schleifen, was vom Hinterrad in meine Ohren drang. Ich schob es auf die lange Abfahrt und die heiße Bremsscheibe, aber es wollte einfach nicht aufhören. Ich deutete das Geräusch eher als lockere oder gebrochene Speiche. Mehrmals heilt ich an, fand aber keinen Fehler. Beim dritten Zwangsstopp dann aber fand ich die lose Zahnkranzringmutter. Sie hatte sich von der Achse gedreht und schliff am Rahmen. Der Zahnkranz des Riemenantriebes saß locker auf dem Freilaufkörper.

Ich fixierte wieder den Ring, klopft ihn mit einem spitzen Stein fest und fortan fuhr ich wieder lautlos und mit Genuss. Der Rückewind trug mich förmlich Richtung Norden. Am Kanal entlang, der den Zürichsee und den Walensee verbindet, führte mein Weg bis Rapperswil. Hier machte ich die größte Pause des Tages. Ich verschleuderte meine letzten Franken für Cola und belegte Brötchen. Bis hierher hatte ich nicht wirklich einen spürbaren Höhenmeter gemacht. Das sollte sich nun ändern. Die nun folgenden 30 km bis Winterthur beinhalteten etwa 700 Höhenmeter- Ergo ein permanentes Auf und Ab.

Ich verlor bald den Radweg Richtung Winterthur und als ich diesen dann bald wiederfand, bevorzugte ich doch eher den direkten Weg an der Straße entlang. Soviel befahren war es hier nicht, aber immer wieder musste ich auf dem Handy nach dem richtigen Weg schauen. Das nervte ein wenig, es war ein Stopp und Go ohne Flow. Ab Kollbrunn folgte ich dann der langen Abfahrt bis nach Winterthur. Ab hier musste ich nur noch kurz durch Winterthur und befand mich dann bald wieder auf dem schönen Radweg Richtung Stein am Rhein. Nach der Überquerung der Thur folgte der letzte lange Anstieg. Zum Glück war es heute nur warm un schwül, die Sonne kam hiner den Saharasand-Wolken nicht durch. Im Arsch war ich aber hier trotzdem schon. Zeitlich lag ich gut, ich würde wohl so gegen 18 Uhr daheim einreiten.

 

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Fazit

Mal wieder eine tolle Tour durch die Schweiz. Ich liebe es, hier unterwegs zu sein. Ob zu Fuß oder mit Rad, im Winter wie im Sommer, in der Nähe oder Ferne. Ich entdecke immer wieder neue Ecken, kleine Paradise, keine Social Media Hotspots. Vor allem aber die menschenleeren Berge, die Einsamkeit, ein Hauch Wildnis in mitten europäischer Industrie. Die vielen kleinen Bergdörfer, das Landleben, die Harmonie. So ein Kurztrip am Wochenende erdet einen dann erst einmal wieder für die kommenden Wochen im Alltagsstress.


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