Selbstporträt Jens Naturliebhaber

Der Macher und Witzbold | ..aber ich kann auch anders

Es ist immer schwer, sich selbst einzuschätzen und das dann auch noch zu Papier zu bekommen. Das Ganze soll nicht dazu dienen, um sich als Selbstdarsteller zu profilieren. Vielmehr sollt Ihr von uns/ mir einen Eindruck bekommen, mit wem Ihr es zu tun habt: Selbstporträt Jens Naturliebhaber.

Meine Vorgeschichte | Wir, Ich und Outdoor

Gott, hatte ich immer als Kind die Schnauze voll, wenn es das Wochenende mal wieder mit den Eltern in die Sächsische Schweiz zum Wandern ging. Was hatte ich denen angetan? Jedes Mal ein anderer Fels, ein anderer Wald, ein anderer Gipfel. Für mich sah das alles gleich aus und konnte den Sinn dessen noch nicht erkennen. Viel lieber hätte ich mein Wochenende in den Plattenbauten im Dresdner Süden verbracht. Doch mit der Zeit streckte ich meine Fühler selbständig in die weite Welt aus.

Erst war es nur der Wald um die Ecke, wo wir Buden oder Staudämme bauten, Lagerfeuer machten und echt bei jedem Mistwetter unterwegs waren. Später als Teenager entdeckte ich die Sächsische Schweiz für mich wieder. Wir gingen dort viel Radfahren und Wandern. Mein damaliger Kumpel Holger und ich wollten aber mehr. Mit stümperhafter Ausrüstung gingen wir das erste Mal in der freien Natur übernachten, im Elbsandstein auch Boofen genannt.

Nico, der ältere Bruder von Holger, kam irgendwann dann auf die Idee, das Ganze mit Klettern zu verbinden. Mittlerweile waren wir schon oft boofen gewesen, sind aber immer nur gewandert. So kam ich nun in den Klettersport, in der Halle wurde alles autodidaktisch erlernt. Mehr und mehr entwickelte ich mich zum Naturburschen. Während der Abi-Zeit gingen meine ersten Auslandsurlaube nach Skandinavien. Erst Trampen in Südschweden, bald darauf Trekking in Nordschweden mit Kebnekaise- Besteigung, später Kanu auf dem finnischen Inari See.

Zwischenzeitlich hatte ich Beziehungen, die mich aus diesem Outdoor-Leben heraus rissen. Meine Ausrüstung verstaubte unbewusst und wie mir das Leben da draußen gefehlt hatte, wurde mir schlussendlich wieder bewusst als ich 2008 Yvonne kennenlernte. Sie wollte es mal probieren, das Zelten, das Wandern, das autarke Leben, das andere Reisen. Norwegen war die Testphase, Teile des Kungsleden wurden bewandert und Yvonne schlug sich gut. So gut, dass weitere Reisen folgten.

Mittlerweile ist eine andere Art zu reisen für uns undenkbar. Wir haben sogar unseren Sohn dermaßen geprägt, dass er uns bei mancher Tageswanderung die Ohren vollheult, dass er mal wieder zelten gehen möchte. Wir sind oft und meistens draußen und laufen mit offenen Augen und Ohren durch die Natur. Meine Begeisterung für die Natur hat sich auf Yvonne und Täve übertragen ohne dass ich Beide zu Etwas zwinge. Ich liebe die Einsamkeit, die Abgeschiedenheit, das unabhängig sein, autark unterwegs sein. Von und mit der Natur zu leben. Danach suche ich auch unsere Reiseziele aus, wobei mir die nördlichen oder kälteren Regionen mehr zusagen, da ich eher selten friere und viel Vorteile in kälteren Regionen sehe wie die Trinkwasserqualität oder keine giftigen Tiere.

Über die Jahre habe ich nun für mich Erfahrungen gesammelt, die Ausrüstung erweitert und fast komplettiert, so dass ich mich in der Natur sicher und wohl fühle. Outdooring ist keine leichte Sache. Man muss vieles wissen, beachten, beherzigen und berücksichtigen. So lernt man immer wieder neue Sachen, genau das gefällt mir, sich selbst zu testen und seinen Horizont zu erweitern.

Selbstporträt | Ich kann nicht anders, ich muss raus

Immer wenn ich vorm Fernseher sitze und eine der vielen Natursendungen schaue, wird mir warm ums Herz. Gedanklich schreie ich dann immer „Ich will hier raus, dort hin!“ Gerade durch solche Berichte über Länder, Regionen, Leute und Naturlandschaften lasse ich mich inspirieren. Als wir den Film „Into the wild“ zum ersten Mal schauten, konnte ich mich sehr gut in Christopher McCandless einfühlen.

Ich identifiziere mich in vielen Dingen mit diesem Menschen, nur dass ich nicht alle Zelte abbrechen würde für ein großes Abenteuer. Wobei, manchmal träume ich schon davon, wie es wäre, in der Wildnis zu leben. Eine Hütte in der Abgeschiedenheit mit eigener Kraft zu erbauen, fern von jeglicher Zivilisation. Kann es sein, dass man es dann aber irgendwann über hat und wieder in das alte Leben zurück möchte? Keine Ahnung.

Ich halte mich in dem jetzigen Leben einfach an kleinen Strohhalmen fest um die Zeit zwischen unseren Outdoor-Reisen zu überbrücken. Eine Wanderung hier, ein Lagerfeuer im Wald da, ein bis zwei Nächte mal irgendwo wild zelten. Apropos, nicht aus Kostengründen sind wir Verfechter dieser Art zu übernachten, sondern auch wieder aus Gründen der Individualität und Abgeschiedenheit.

Ich treibe gern und viel Sport, jeden Tag mit dem Rad 15 Kilometer einfacher Weg zur Arbeit, regelmäßig joggen, ab und an auch mal ins Büro. Früher bin ich noch länger und mehr Rad gefahren, aber das Hobby musste zurückstecken, da die Familie und auch das miteinander draußen sein an erster Stelle steht. ich suche mir nun lieber gemeinsame Hobbys mit meiner Familie. Yvonne äußerte Wünsche, mal klettern zu gehen.

Nun waren wir schon mehrmals in der Halle. Sie ist auf den Geschmack gekommen, will mehr. Nun soll draußen geklettert werden, Bergsteigen in Fels und Eis, mal einen 3000er, einen 4000er besteigen. Da ich mir das Klettern wie auch das Outdooring autodidaktisch beigebracht habe, werde ich auch hier versuchen, mir vieles durch lesen und probieren selbst anzueignen.

2021 war dann eine große Wende in meinem Leben. Ich trennte mich nach 13 Jahren von meiner langjährigen Reisegefährtin und Partnerin Yvonne. Zum Glück haben wir uns im guten getrennt und Täve ist nicht zum Spielball geworden. Wir beide wohnen immer noch nah beinander und so konnten wir das paritätische Erziehungsmodell nutzen, bei dem Jeder den gleichen Anteil bei der Erziehung und Beherbergung hat. So findet es Täve am besten und er kann nun mit mir auf Tour gehen oder mit der Mama. Für mich sind natürlich die Touren ohne erwachsene Hilfe schon kräfte- und nervenzehrender, aber auch hier haben wir uns angepasst und sind ein eingespieltes Team.

Charakter und Eigenschaften | Mich muss nicht Jeder leiden können

Wer mich kennt, der weiß, dass ich eigentlich unkompliziert und leicht zu handhaben bin. Ist mein vis a vis jedoch anstrengend und nervig, kann ich auch anders. Dann bin ich gnadenlos ehrlich und sage ohne Beschönigung alles gerade raus. Manch Einer bezeichnet das als „ungehalten“, ich nenne es Ehrlichkeit. Das erwarte ich auch von meinem Gegenüber und liebe konstruktive und kritische Gespräche genau so wie einfach mal nur dumm „rumzulabern“.

Ich liebe Probleme, denn nach einer Lösung zu suchen, die einen Kompromiss für alle Beteiligten darstellt, ist eine hohe Kunst. Dabei bin ich sehr kreativ, denke gern um Ecken, sehe aber dabei manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht. Diese Kreativität hilft mir dabei auch, alles zu reparieren, umzubauen, abzuändern, umzugestalten und was auch immer. Täve meint dann immer „Papa ich habe Dich lieb, weil du alles ganz machst“.

Ich bin ein sehr humorvoller Mensch und ringe jeder noch so beschissenen Situation einen Witz ab, dabei will ich aber kein Alleinunterhalter sein, der am laufenden Band auswendig gelernte Witze runterspult. Mir liegt die Situationskomik, einfach ein passender Spruch im spontanen Moment, schlagfertig sein. Dabei übertreibe ich dann manchmal auch ein wenig, habe das Gefühl, Yvonne wünscht sich einen erwachsenen Freund. Wenn ich aber dann ernst bin, dann kann man mit mir über alles reden: Politik, Sport, Wirtschaft – Alles im begrenzten Maße, nicht zu vertieft, nicht zu detailliert. Ich bin an vielen Dingen interessiert, höre gern anderen Menschen zu und das fördert das Allgemeinwissen.

Ich bin handwerklich begabt, meinem Vater sei Dank und liebe der Herausforderung aus den vorhandenen Mitteln etwas zu bauen, reparieren oder oder oder. „Mach‘ mir den Mac Gyver“ kommt dann des öfteren als Spruch und ich spring darauf an. Dies hilft in Notsituationen in der Natur ungemein. Man sollte schon Fingerfertigkeiten besitzen, mit zwei linken Händen und ohne Einfallsreichtum kann die Tour zum Desaster werden. Gleichzeitig sollte man die Bereitschaft aufbringen, Entscheidungen zu treffen, auch unliebsame. Dafür dann einstehen und mit eventuellen Konsequenzen zu leben.

Ich erlebe in meinem Alltag immer wieder Menschen, die Entscheidungen auf Andere abwälzen, so was mag ich gar nicht. Genauso wenig wie Leute, die erst einmal Jemanden nach einer Lösung fragen, bevor sie sich selbst kaum bis gar nicht selbst darüber Gedanken gemacht haben. Ich helfe mir immer erst einmal allein, einen Weg, eine Lösung zu finden bevor ich nach Hilfe schreie. Das fördert die Selbständigkeit ungemein.

Meine Träume | nicht gerade durchschnittlich

Meine Träume sind zu großen Teilen auch Yvonne’s Träume. Wir haben da so gleiche Ansichten. Alle haben irgendwas mit Natur, mit Abgeschiedenheit und mit Lebensgenuss zu tun. Da wäre zum Einen die Regionen, die wir noch bereisen wollen, die sich ständig erweitern, wenn mal wieder ein toller Reisebericht im TV lief. Die Aleuten, auf den Tepui’s in Venezuela stehen, Kamtschatka, im Karakorum wandern, Alaska, Patagonien, Grönland, Spitzbergen und Neuseeland sind in den Top10 und klingen nicht nach den typisch durchschnittlichen Reisezielen eines Deutschen.

Bestimmte Arten des Reisen und spezielle Outdooraktivitäten wollen wir auch ausprobieren: Mit dem Seekajak, mit dem Reiserad ein fernes Land bereisen, Eisklettern steckt in den Anfängen, alpines Bergsteigen. Außerdem noch bestimmte Sachen sehen, die Flora und Fauna und Mutter Erde zu bieten hat: Aurora borealis (Polarlicht) steht da ganz weit oben, obwohl wir kleine Nordlichter schon in Lappland sehen konnten, als wir mit Pulka unterwegs waren, aber wir wollen noch mehr. Ein Vulkanausbruch, dicht an der Lava stehen. Grizzlys, Eisbären und Wale aus sicherer Distanz beobachten.

Ein ganz großer, gesponnener Traum ist der Appalachian Trail. Der 3500km lange Fernwanderweg durch das Nord-Süd-Gebirge der Appalachen ist eine sechsmonatige Herausforderung für Mensch, Material aber auch den Geldbeutel. Mal sehen, vielleicht wird er irgendwann wahr. Wenn es nur ein Traum bleiben sollte, ist es aber ein schöner….


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