Drei Pässe Tour Schwyzer Alpen

Schwyzer Alpen mit Zelt Drei Pässe Tour

Drei Pässe Tour Schwyzer Alpen
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Einleitung
Vorbereitung und Planung
Die Tour im Überblick
Reisebericht

 

 

 

 
 
 
 
 
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Ein Beitrag geteilt von ☆ Mit Zelt um die Welt ☆ (@taeve_supertramp)

Einleitung  zurück zur Liste

Es war schon Ende Oktober und ein verlängertes Wochenende, bedingt durch die günstige Lage eines Feiertages, stand vor der Tür. In den Alpen hatte es immer noch nicht geschneit und auch höhere Lagen über 2000 Meter waren noch schneefrei. Ihr kennt das sicher, dass Euch bestimmte Ecken immer wieder magisch anziehen. Mag es an den schönen Erinnerungen liegen oder aber weil genau dieser Landstrich einen besonderen Reiz auf einen selbst ausübt.

Für mich ist es die Region um den Klöntalersee. Es fing mit einer ersten Tour im Jahre 2013 an. Damals war Täve noch keine 2 Jahre alt und wir sind damals auf den Vorderen Glärnisch gestiegen und hatten am östlichen Ende des Sees gecampt. Ein anderes Mal bin ich dort mit dem Reiserad entlang geradelt, weil ich über den Pragelpass wollte. Diese Tour war im Jahre 2016. Es wurde also mal wieder Zeit, nach 6 Jahren diese Region wieder zu erkunden.

Vorbereitung und Planung  zurück zur Liste

Ich wählte bewusst mehr Gepäck aus und wollte nicht auf Leichtigkeit und Schnelligkeit die Tour erleben. Vielmehr wollte ich einfach nur raus an die frische Luft und schauen, wohin es mich treiben würde. Die grobe Tour über die drei Pässe stand fest und diese musste ich in zwei vollen Tagen schaffen. Ich packte also mein Zelt ein, Proviant für 2 Nächte und drei Tage und startete Ende Oktober.

In der Schweiz kostenfreie Parkplätze zu finden ist schon so eine Sache. Da orientiert man sich schnell mal an diesem Fakt. So auch bei diese Tour. Ich fand am westlichen See einen kostenfreien Wanderparkplatz, der nirgendswo großartig angepriesen wird. Also ich wählte diesen Parkplatz als meinen Startpunkt aus. Dieses Mal wollte ich keine Gipfel stürmen, sondern eine Pässe Tour machen. Ich spekulierte so auf schöne Plätze auf oder in der Nähe diesesr Pässe.

Wer sich gleich beim 1100 Höhenmeter Anstieg zum ersten Pass ausnockt, der kann schon vorher abbrechen, denn danach gibt es keine weitere Option. So kann man bereits auf 1540 Meter Höhe (der Langenegg Pass liegt auf 1800 Metern) Richtung Türliboden abbiegen, folgt dann sanft in einem Tal bis auf 1700 Metern und kann dann zwischen Mättlistock und Dejenstogg über Schiiterböden wieder zum Klöntalersee absteigen.

Man kommt dann zwar weit im Osten des Sees raus, kann dann aber entweder per Anhalter oder Postbus gen Westen gelangen. Alternativ muss man sonst die wenig befahrene Uferstraße zum Parkplatz zurücklaufen. In größter Not kann man nach dem ersten Pass auch noch über den Obersee nach Näfels gelangen. Wie man dann von dort aber wieder zum Auto/ Parkplatz gelangt, keine Ahnung. Der Postbus fährt erst ab Glarus Bahnhof.

Die Tour im Überblick  zurück zur Liste

Bei dieser Tour stehen drei Pässe auf dem Plan: Der Langeneggpass 1814m – Der Bockmattlipass 1796m – Der Schwialpass 1570m. Alle drei Pässe könnten unterschiedlicher nicht sein. Während der erste Pass eiinfach nur lang und anstrengend, jedoch einfach in seiner Beschaffenheit ist, ist der zweite Pass kurz, knackig und erfordert viel Trittsicherheit und Schindelfreiheit. Der letzte Pass ist dann einfach nur noch entspannter Genuss. Aber von vorn!

Tag 1 – 9 km  ↗ 1100hm  ↘ 100hm

Vom Parkplatz aus folgt man einem schmalen Pfad zur Pragelpassstrasse. Dieser Hauptstraße folgt man nun einen Kilometer und hat die Wahl zwischen „Straße komplett“ oder „Mix Straße Wanderweg“. Auf 1000 Metern Höhe beim Schwändeli Bauernhof biegt man dann auf die Schotterpiste ab. Ab hier ist der Langeneggpass auch ausgeschildert. Der weg führt an verschiedenen Höfen vorbei und schlängelt sich durch einen Mix aus Wald und Wiesen immer schön steil nach oben. Nach dem Chängel Hof kommt das steilste Stück, auf 300 Metern Strecke geht es nun satte 160 Höhenmeter hoch.

Die letzten 200 Höhenmeter zur Passhöhe geht dann weiter auf einer Schotterpiste, die auch gut von beiden Seiten mit Mountain Bike machbar ist. Kommt man jedoch von der Obersee Seite den Pass hinauf, muss das letzte kleine Stück (ca. 50 Höhenmeter) geschoben werden. Abfahren von der anderen Seite ist nur für geübte Biker ratsam. Mein Nachtlager schlug ich dann auf 1700 Meter Höhe auf dem Moor-Plateau auf. Ab hier beginnt auch wieder die Schotterpiste. Hier oben gibt es Wasser genug und Unmengen an Traumplätzen. Ich suchte mir ein verstecktes, aber trotzdem exponiertes Plätzchen (Google Maps Koordinaten) und in der Nähe befanden sich auch zwei kleinere Tümpel.

Tag 2 – 14 km  ↗ 850hm  ↘ 1500hm

Vom Camp ging es nun hinunter bis auf 1150 Meter Höhe, aber immer auf einer breiten Piste. Ab und an hatte man die Wahl, den daneben liegenden Pfad zu nutzen. Ab Rietboden auf 1300 Meter Höhe, man befindet sich ergo schon wieder im Aufstieg, hat man dann keine Wahl mehr. Nun schmiegt sich ein schmaler Pfad in den Berghang und folgt auf direktem Wege nach Ahornen, ein kleines, niedliches Bergdorf. Man folgt der kleinen Straße bis nach Niederahornen und zweigt dann nach rechts auf den Wanderweg ab, es müsste der Bockmatlistock (oder Pass) und der Tierberg ausgeschildert sind.

Ich war fest in der Annahme, dass der Anstieg am Ende des Talkessels in Ahornenalp war und schaute nicht auf mein Navi und folgte schnurrstracks der Straße. Als ich es bemerkte, war ich zu faul, den Weg zurück anzutreten und ging querfeldein den Hang wie ein Tier hinauf. Bald erreichte ich den Pfad, der eine blau-weiße Markierung zeigte. Fortan ging es steil auf erdigen Boden einen kleinen Pfad hinauf. Grasbüsche helfen beim Halt suchen und geben. Bei Regen stelle ich mir den Aufstieg noch heikler vor. Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind ein Muss. Hat man diese 200 Höhenmeter geschafft (1868m Höhe) , steht man auf dem Kamm und geht nun entspannter in Richtung Westen über den Bockmattlistock (1932m) zum Bockmattlipass.

Hier oben gab es einen See und wäre auch ein toller Spot zum campen gewesen. Ich steige aber sofort weiter ab. Die 400 Abstiegshöhenmeter bis zur Kletterhütte sind steil, schottrig und in kleinen Serpentinen angelegt. Wanderstöcke sind hier sicher ein guter Begleiter. Ab der Hütte wird es dann entspannter, bald folgt ein Bauernhof namens Schwarzenegg, wo man Trinkwasser nachfüllen kann. Bald führt der Wanderpfad in einen lichten Wald hinein. Hier suche ich mir abseits des Weges ein tolles Camp auf 1100 Meter Höhe, dieses Mal nicht so exponiert, dafür aber gleich mit direkter Wasseranbindung in Form eines kleinen Teiches. (Lage des Camps)

Tag 3 – 14 km  ↗ 710hm  ↘ 880hm

Der heutige Verlauf ist eher pragmatischer Natur und der erste Teil am Ostufer des Wägitaler Sees eher unspektakulär. Dafür kann man auf der einsamen, asphaltierten Straße bis hinter zum Südende des See ordentlich schnell Kilometer machen. Am Ende angekommen steigt man nun von 900 Metern Höhe sofort ordentlich schnell auf einer Piste auf, die bis zu einem Bauernhof auf 1100 Meter Höhe führt.

Ab hier führt die Piste zwar weiter, ist aber sicher nur noch für Motorradfahrer, Quads, Mountain Biker oder richtige Jeeps machbar. Es wird auf dem Weg sehr steil, große Blöcke zieren den Weg und  auf 1300 Metern Höhe stößt man dann auf freies Gelände. Auch hier oben um den Schwialpass herum bieten sich viele Campspots an. Ich muss aber weiter ziehen.

Auf 1570 Metern Höhe ist dann der Pass erreicht, welcher auf einem kleinen Plateau zwischen den Bergen eingebettet ist. Hier oben gibt es vereinzelte Hütten, im Oktober waren diese alle bereits geschlossen. Der Weg zum Klöntalersee zweigte nun links ab, geradeaus geht es weiter in Richtung Pragelpass. Die folgenden 500 Abstiegshöhenmeter bewältige ich auf einem schmalen Pfad, der sich idyllisch durch ein offenes Mischwäldchen zu Tale windet.

Bei Gampel treffe ich dann wieder auf die Pragelpasstraße und folge dieser nun komplett bis zum Klöntalersee, es sind nur noch 3.5 Kilometer.

Reisebericht  zurück zur Liste

Tag 1

Das Wiedersehen fiel großartig aus. Als ich die Straße zum Damm des Klöntalersees entlangfuhr, blühte mein Herz auf. Wie schön dieser lange See zwischen den Bergen liegt. Ein wahrer Traum. Ich fahre langsam und genüsslich die schmale Straße zum Westende des Sees. Der kleine Parkplatz ist nicht ausgeschildert, aber abseits der Straße gut erkennbar. Nachdem das Auto geparkt ist, schultere ich meinen 25 kg Rucksack und ziehe gleich mal quer über Feld zur Prgelpassstraße los. Um mich herum überall hohe Berge, ich drehe mich immer wieder um, lasse den Blick kreisen und bin einfach nur glücklich im Hier und Jetzt.

Ich steige erst einmal an der Straße weiter auf, bald folgt rechts von dieser ein Wanderweg, der steiler nach oben führt und die Straße mehrmals kreuzt. Ich nutze diesen und stehe bald am Abzweig zum Langenegg-Pass. In Serpentinen führt diese breite und gut befahrbare Schotterpiste nun durch einen lichten Wald hinauf. Ich genieße mit jedem bewältigenden Höhenmeter die sich neu ergebene Aussicht. Hinter jeder Kurve ändert sich das Panorama. Für Ende Oktober ist es noch erstaunlich warm. Ich streife meine langen Klamotten ab, der Anstieg treibt mir genügend Hitze in den Körper.

Bei der Ratlisalp begegnen mir noch Menschen, aber die anderen Bauernhöfe sind alle schon dicht, dem nahenden Wintereinbruch geschuldet. Spoiler-Alarm: Eine Woche später sollte hier ein Meter Neuschee liegen. An der Chängel Alp auf 1460 Metern Höhe mache ich eine letzte große Pause, pfeife ich mir noch ein letztes Lungenbrötle rein, damit ich beim nun folgenden Steilabschnitt auch so richtig schön auf dem letzten Loch schnappatme. Erst ab Oberer Längenegg wird es wieder flacher, da sind es aber auch nur noch 100 Höhenmeter bis zum Pass. Hier oben ist nun alles baumfrei und man hat einen fantastischen Ausblick.

Wenig später und nach gesamt 3 Stunden Aufstieg inkl. vieler, kleinerer Pausen stehe ich um Punkt 15 Uhr auf dem Langenegg-Pass. Hier oben gefällt es mir richtig gut. Ausblick in alle Richtungen, zwar auch sehr exponiert und windig, aber die Überlegungen, hier zu campen, betrachte ich als obsolet. Hier oben gibt es kein Wasser. Ich folge also dem schmalen Pfad auf eine Ebene auf 1700 Meter Höhe hinab. Nur hier ist der Pfad eng und eher als Wanderweg zu betrachten. Als routinierte Mountainbiker kann man hier sicher ohne große Verletzungen runterfahren, aber hoch muss definitiv geschoben werden.

Ich erreiche bald das kleine Plateau, welches mir doch sehr feucht erscheint. Von oben sah es trockner aus. Da es aber sowieso sehr exponiert am Weg liegt, überquere ich wie eine Gazelle diese feuchte Ebene und steige gegenüber auf einen kleinen Hügel auf, der von ein paar Bäumen gesäumt ist. Hier oben finde ich sofort einen wind- und blickgeschützten Platz und in der Nähe zwei kleinere Wasserlöcher, die ausreichend sauberes Wasser bieten. Was für ein toller Platz. Die untergehende Sonne im Rücken und morgen wohl einen traumhaften Sonnenaufgang von vorn.

Nachdem ich das Zelt errichtet habe, die Sonne ist nun weg und hat den kalten Abend eingeläutet, gehe ich zu dem kleinen See uns ziehe blank. Ja, waschen ist mein Ritual beim zelten. Ich würde nie verschwitzt in meine frischen Abendklamotten oder in den Schlafsack gehen. Das kostet zwar bei der Kälte und dem eisigen Wasser etwas Überwindung, aber dafür ist das Frische- und Wärmegefühl danach legendär. Ich übergieße mich mit zwei Schüsseln kaltem Wasser. Brüllen kann ich hier lauthals, hier oben gibt es keinen außer mich. Schön einseifen und dann mit ein paar Schüsseln abseits des Wasserlochs die Seife abspülen.

Die feuchte Kälte drückt von oben aufs Zelt. Ich setze mich zur Hälfte in mein kleines Hilleberg Unna und koche vorm Zelt. Mit Erschrecken stelle ich fest, dass heute auf morgen die Winterzeit eingeläutet wird. Morgen würde es also eine Stunde eher dunkel werden. Zeitlich sollte es aber kein Problem darstellen. Außerdem hatte ich auch keinen Druck im Nacken. Witzig aber trotzdem, wie man solche Dinge hier draußen einfach vergisst oder dem keinen großen Wert  oder keine Aufmerksamkeit schenkt.

Entspannt sitze ich nach dem Abendessen, eingekuschelt im Schlafsack im Zelt und genieße einen guten Wein. Der Mond strahlt die Felsen so sanft an, dass eine perfekte Abendstimmung entsteht. Der Platz bietet mir einen tollen Ausblick auf die umliegenden Berge. Die Nacht ist kalt und sternenklar. Gegen 22 Uhr schließe ich alle Türen und schlafe seelenruhig im Zelt ein.

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Im Hintergrund der Klöntalersee, die letzten Kehren der Straße erkennbar

 

Tag 2

Gegen 8 Uhr schaffe ich es endlich mal, den Schlafsack und das zelt zu öffnen. Meist bin ich morgens schon gegen 6 Uhr wach, meine innere Arbeitsuhr weckt mich da immer. Doch dann schlafe ich noch einmal tief ein und logo, aus dem warmen Innenzelt will man nicht so gern raus in die frische Morgenkälte. Die Sonne kriecht gerade über den Kamm, verbirgt sich aber hinter einem Wolkenschleier. Richtig warm wird es also auf 1700 Metern Höhe nicht. Mein Zelt bietet mir ein wenig Windschutz und ich koche mir erstmal einen großen Kaffee und leckeren Grießbrei. Das warme Frühstück wärmt mich und bringt meine müden Zellen in Wallung.

Ich komme erst gegen 10 Uhr los. Mein Weg führt mich nun teils auf der breiten Fahrpiste, teils auf einem parallel verlaufenden Wanderpfad ins Tal hinab. Auf 1150 Metern Höhe habe ich 550 Höhenmeter Abstieg hinter mir. In Sulzboden verlasse ich den Fahrweg, der weiter gen Obersee führt und biege links an Ällenboden ab. Nun steige ich langsam 300 Höhenmeter  auf und lasse dabei die östliche Flanke des Brünnlistocks links liegen. Der Wanderpfad ist nicht sonderlich anspruchsvoll, aber endlich mal wieder eine Abwechslung zum langweiligen Pistenlaufen.

Bald erreiche ich Vorderahornen und laufe, fest in der Annahme, dass ich bis ans Ende des Talkessels muss, weiter über Hinterahornen bis zur Ahornenalp. Dort angekommen schaue ich zum ersten Mal wieder auf mein Garmin und merke, dass ich völlig falsch bin. Ich hätte schon längst in Hinterahornen abbiegen müssen. Ein Mountain Biker meint nur zu mir, dass hier kein Weg hochführt. Ich solle doch einfach querfeldein hochlaufen und den Weg zum Bockmattli queren. Ja, die Faulheit überredet mich zu dieser Handlung doch sehr schnell. Meine Kondition jedoch zeigt mir dann bei der Steilheit des Geländes, dass der Umweg über den regulären Weg wohl besser gewesen wäre.

Ich quäle mich nun also die steile Wiese hinauf, dabei dienen die Grasbüschel als Fixierung für die Arme und um nicht nach hinten zu fallen. Mein schwere Rucksack zieht mich immer wieder in diese Richtung. Bald habe ich den schmalen Bergpfad erreicht und denke nur, dass jetzt alles vorüber ist. Er scheint ausgetreten und leicht begehbar. Ja, das ist oder war er auch. Nämlich genau bis zu diesem Punkt, wo ich ihn gequert hatte.

Fortan steigt der Pfad wieder in gewohnter Steilheit auf. Klar, der Weg ist markiert und ausgetreten, aber zu Recht nun blau-weiß beschildert. Zum Glück ist es trocken und der erdige Weg trittsicher. Im Regen möchte ich hier nicht aufsteigen. Manchmal muss ich innehalten, weil die nächste Stufe in Hüft- oder Augenhöhe ist. In akrobatischer Manier bezwinge ich auch diese Hürden, untermalt mit Stöhnen und Fluchen. 200 Höhenmeter wuchte ich mich so auf den Kamm zwischen Tierberg und Bockmattli. Durch eine kleine Scharte wird der Blick Richtung Zürichsee frei. Die Aussicht zurück in den Talkessel zurück beflügelt mich, auch noch die letzten 100 Höhenmeter auf den Bockmattli umgehend zu bewältigen.

Erst am 40 Höhenmeter tiefer gelegenen Bockmattlipass mache ich eine kleine Pause. Das kleine Plateau bietet einen kleinen Teich. Hier oben wäre ein toller Platz zum campen. Leider muss ich aber noch weiter, denn ich möchte morgen früh den Abstieg von 1000 Höhenmetern in einem Rutsch machen. Heute noch einen Teil und morgen den Rest. Anfangs geht es bis zur Bockmattlihütte auf 1500 Metern Höhe sehr steil bergab. Dann wird der Weg sanfter, breiter und leichter zu beschreiten. Auf 1300 Metern mache ich noch einmal kurz Pause am Bauernhof Schwarzenegg. Ich brauche dringend Wasser.

Langsam, aber sicher sollte ich nun mal ein Camp suchen, denn sonst mache ich heute noch den kompletten Abstieg in einem Rutsch, aber leider folgt nichts attraktives. So ist es immer. Wenn man keine Spots braucht, folgt einer nach dem anderen und es ist immer Wasser vorhanden. Braucht man dann einen Spot und Wasser, fehlt immer eins von beiden. Bald habe ich die 1100 Meter erreicht und finde tatsächlich auf Anhieb einen tollen Platz im Unterholz. Dieses mal nicht mit grandioser Aussicht, dafür aber mit direkter Wasseranbindung.

In der Dämmerung errichte ich nun schnell das Zelt und wasche mich auch gleich, denn noch bin ich verschwitzt und gewärmt vom Wandertag. Komisch, nun ist es schon gegen 18 Uhr dunkel. Nach dem Essen spüle ich nur kurz mein Zeug und chille dann noch gemütlich im Zelt. Da ich morgen mit dem Wecker zeitig aufstehen möchte, werde ich heute auch nicht so lange machen. Gegen 21 Uhr ist der Wein alle und die letzte Kippe geraucht. Ich kuschel mich in meinen Schlafsack und freu mich schon auf den morgigen Tag

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Die Sonne ist schon da, wärmt aber nicht wirklich

Tag 3

Um 6 Uhr klingelt der Wecker, eine ungewöhnliche Aktion für mich. Normalerweise schlafe ich draußen immer aus, stehe immer erst mit dem Sonnenaufgang auf. Heute aber muss ich beim Aufstehen noch die Stirnlampe anmachen. Erst eine halbe Stunde später setzt die Morgendämmerung ein. Die Stimmung ist faszinierend. Die Sonne steigt langsam auf und ich könnte eigentlich diese Szenerie jede Sekunde bestaunen. Nun gut, ich muss 8 Uhr dann endlich aufbrechen, zwei Stunden eher als ohne Wecker. Die werden es am Ende rausreißen, denn ich will gegen Nachmittag wieder daheim sein.

Die letzten 200 Höhenmeter bis zum Wägitaler See sind schnell abgerissen, nun packe ich die Wanderstöcke zusammen und im schnellen Schritt geht es auf der asphaltierten Straße zum Südufer des Sees. Der Weg dahin ist nicht sonderlich spannend und attraktiv, aber die ruhige Morgenstimmung am See packt mich. Die vier Kilometer am See entlang sind eine gute Aufwärmung, denn direkt am Ende des Sees geht es gleich steil zur Sache.

Fortan schlängelt sich der Pfad durch den Wald nach oben. Erst ab 1100 Metern Höhe, da habe ich schon 200 Höhenmeter hinter mir wird der Wald offener. Hier trifft man auch auf ein größeres Gehöft. Es ist das letzte vor der Passhöhe. Das Gelände hier beeindruckt mich sehr. Der Verlauf des Weges, der Ausblick, die landschaftliche Form. Die nun folgenden 500 Höhenmeter bis zum Pass genieße ich in vollen Zügen. Offenes Gelände, große Gams-Herden, Stille, Einsamkeit und mittendrin nur ich, kein anderer Wanderer.

Nach der Passhöhe zweige ich nach links ab, geradeaus geht es Richtung Pragelpass. Bald treffe ich wieder auf einzelne Häuser, danach geht es nun bergab. Der Waldbestand nimmt wieder zu und ich folge einem schmalen Wanderpfad ins Tal. Er ist nicht sonderlich anspruchsvoll, aber verläuft ohne großen Schnick-Schnack diretissimo ins Tal. Der Erbauer hatte noch nichts von Serpentinen gehört. Mir kommen hier erstmal Wanderer entgegen, die ordentlich am schnaufen sind.

Erst auf 1200 Metern Höhe, ich erreiche bald die Straße, lässt das Gefälle nach und es lässt sich entspannter laufen. Ab Hinter Richisau folge ich nun der Straße 4 Kilometer zum See hinunter. 300 Höhenmeter sind es noch, aber auf dem Asphalt sind die schnell abgerissen. Der Weg ist nun nicht mehr so spektakulär, ich bin im Gedanken vertieft und lasse die letzten Tage Revue passieren. Es war eine tolle Tour, die mir auch jetzt noch nach einem Jahr sehr präsent im Kopf ist.

Ich werde auf jeden Fall noch einmal hierher zurückkehren. Entweder um die tollen Spots, die auf dem Weg lagen, mit dem Zelt zu nutzen oder aber die Tour über den Twärenen fortzusetzen respektive die Gegend südlich des Klöntalersees zu erkunden.

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Ich stehe mit dem Morgen auf, ich möchte zeitig los, da ich heute Abend daheim noch Termine habe


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