Kirgistan Kyrgyzstan Eseltrekking TianShan
Kirgistan Kyrgyzstan Eseltrekking TianShan
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Das Reiseziel im Überblick
Wie es dazu kam
Die Route im Überblick
Die konkrete Planung
Wie wird man kirgisischer Tierbesitzer | Tipps & Tricks
Der erste Eindruck | 1.Resümee nach dem Urlaub
32 Seiten Bericht
Das komplette Buch zur Reise
Das Reiseziel im Überblick zurück zur Liste
Land | Region | Zentralasien | Kirgistan |
Reiseroute | Issyk Kul - Tien Shan - Terskej Ala Too Gebirge - Song Kul |
Reisezeit | Dauer | 05.August bis 31.August 2017 | 26 Tage |
Klima | Wetter | trockenes, warmes Kontinentalklima | tagsüber Sonne, gegen Abend immer Wolken und Gewitter, ab und an Regen, auf den 4000m Pässen einmal Schnee und Minusgrade, sonst um die 25 Grad |
Reiseart | Aktivität | zu Fuß gewandert | vor Ort zwei Esel als Lastentäger gekauft |
Übernachtung | 1.Nacht in Karakol und letzte Nacht in Bishkek flugbedingt im Hotel, sonst 23 Nächte im Zelt |
Flora | Fauna | bis auf 2000m Kiefern und Sträucher, darüber Wiesen mit vielen Blumen | viele Murmeltiere, Adler und Mäuse, seltene Tiere wie Wölfe und Schneeleoparden haben wir nicht gesehen, viele Pferde und Nutztiere, die frei herumlaufen |
Sicherheit | Tourismus | Den Sherpas/Porter der Wandergruppen sollte man mit Misstrauen entgegen treten, die Einheimischen sind gastfreundlich und laden gern zu einem Tee ein | Die touristischen Wanderpfade um Karakol sind überlaufen und vermüllt, abseits davon kann man auch mal 3 Tage keinen Menschen treffen |
Anreise | Mit Flugzeug entweder via Istanbul oder Moskau nach Bishkek, 6 Std. Transfer nach Karakol (Taxi 45 Euro/ Bus 8 Euro) |
Wildnis Faktor | sehr hoch bis maximum | legal wild zelten, wo man will, eine Stelle schöner als die andere, sauberes Wasser, Holz für Lagerfeuer in niederen Lagen, unberührte Natur, abseits der Hauptpfade nichts los |
Kocher Info | Tankstelle in Karakol, keine Kartuschen gesehen |
Einkaufsmöglichkeiten | Auf dem Markt in Karakol erhält man viel Obst/Gemüse, im Hotel Caravan direkt ein Supermarkt und Geldautomat |
Wie es dazu kam? zurück zur Liste
Nachdem der Hawaii Bericht geschrieben, der Winterurlaub geplant und die Kanutour im Mai in unseren Köpfen war, blickten wir wie jedes Jahr in die zeitliche Ferne unseres Jahresurlaubes. Was kommt nach Hawaii? Dank des alltäglichen stumpfsinnigen Abendprogramms zieht es uns meist zu Reportagen hin. Durch Zufall landeten wir eines Abends auf EinsPlus und verschlungen den Bericht über zwei Berliner, die mit dem Rad nach Shanghai wollten. Das Projekt Berlin2Shanghai führte auch durch Kirgistan. Von der ganzen Reise blieben komischerweise nur die Eindrücke von diesem Abschnitt hängen und ich fing an, die Tage darauf im Netz zu recherchieren.
Just erstellte ein User im ODS Forum einen Wanderbericht über den Tian Shan, das Gebirge, was zu 90% von Kirgistan vereinnahmt wird. Ich steigerte mich mehr und mehr hinein und sammelte alle Vorteile dieses Landes um in einer Abenddebatte bei Wein meine Freundin davon zu überzeugen. Yvonne guckte mich ungewohnt fragwürdig an. Oh Gott, nun hatte ich den Bogen mit der Wahl des Urlaubszieles sichtlich überspannt. „Zu den Russen, ist es da sicher, wie kommst Du nun da drauf?“ Ich schenkte Yvonne mehr Wein ein und ergriff energisch das Wort um meinen Argumentationsleitfaden nicht zu verlieren.
- überall wild zelten, ausreichende Wasserressourcen
- kein langer Flug wie Hawaii
- preiswerte Flüge
- niedrige Lebenshaltungskosten vor Ort
- für Trekking gerade so ausreichende Infrastruktur
- einsame und unberührte Landschaften
- warm und relativ beständiges Wetter
- abwechslungsreiche und atemberaubende Natur
- ich kann russisch lesen, sprechen und schreiben
- als einziges GUS Land keine Visapflicht
Ich hatte eine andere Reaktion erwartet und meinem Enthusiasmus folgte nicht einmal Täve, obwohl der zu allem „tolle Idee“ sagt. Ich ließ das Ganze mal eine Woche wirken und scrollte mich eines Abends durch Youtube durch. Bilder und Videos sagen mehr als tausend Worte. „Wow, faszinierend, unglaublich, da will ich hin!“ Zack und die Parteispitze verabschiedete das Urlaubsziel Kirgistan.
Die Route im Überblick zurück zur Liste
Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Reiseziele immer unbekannter und damit auch das Kartenmaterial spärlicher wird. Am Rechner plane ich nun die GPS Routen mit vier Karten, die im Detail alle unterschiedlich sind. Dazu habe ich mir noch im Mapstor Karten aus den 80er Jahren runter geladen. Das sind Karten aus den sowjetischen Militärzeiten und am besten habe ich mit der 1: 100 000 von 1978 gearbeitet. Die decken ganz Kirgistan mit 174 Karten ab und kostet nur 14 Euro. Wirklich empfehlenswert, dazu eine grobe Übersichtskarte für 12 Euro von Amazon und man ist gut gerüstet. Beim Lesen der Karten ist es von Vorteil, wenn man kyrillisch lesen und verstehen kann.
Mit diesen Hilfsmitteln wurde nun in den Tälern meist auf Schotter- und Allradpisten zurück gegriffen, so weit überhaupt noch vorhanden. Dieses Mal ist es uns aber egal, wir sind mit den Lastentieren wesentlich geländegängiger unterwegs als sonst mit dem Buggy/ Pilgerwagen. Die Talwege werden meistens mit Passpfaden gequert und verbunden. Dabei ist es keine Seltenheit, dass wir an der 4000m Marke kratzen werden und ab und an wird es sich nicht vermeiden lassen, auch auf 3500m zu übernachten.
Hier liegt vermutlich die größte unberechenbare Variable. Wie werden wir die Höhe vertragen? Was für ein Wetter wird uns auf den Pässen erwarten? Allein die Täler liegen auf 2500m, wo ich versucht habe, alle unsere Nachtplätze zu legen, aber alle sind nicht möglich. So müssen wir vor Ort durchaus damit rechnen, dass wir die Höhe nicht vertragen und umkehren oder umplanen müssen. Das plane ich bereits jetzt mit ein, hoffe aber, dass es uns nicht treffen wird, da wir uns langsam an die Höhe gewöhnen werden.
Ich hätte nicht geglaubt, dass ich mich mal über die Vielzahl der Flüsse nicht ausgiebig freuen würde, wo sie doch der Garant für Trinkwasser und Waschgelegenheit sind. Man darf aber eines nicht vergessen. Nicht jeder Fluss hat eine Brücke und Esel sind von Natur aus wasserscheu. Daher auch der Begriff Eselsbrücke, die dem Esel Sicherheit beim Queren von Flüssen geben soll, da sie stur vom Wasser stehen und sich weigern. Dabei ist es wohl eher Angst und nicht die Sturheit. Auch hier werden wir vor Ort mit den Gegebenheiten leben müssen, die eine oder andere Möhre wird den Esel hoffentlich ermuntern. Unter diesem Gesichtspunkt wären sicher Ponys das bessere Gefährt, aber diese sind nicht so robust wie Esel, mit denen wir ja bereits unsere Erfahrungen sammeln konnten.
Unter Berücksichtigung aller o.g. Sachen wird die Tour zu einem echten Abenteuer ohne sicheren Verlauf und Ausgang. Werden wir die Tour wie geplant gehen können? Werden wir überhaupt Lastentiere vor Ort bekommen? Müssen wir die Tour abbrechen? Wie wird sich Täve schlagen? Werden wir einen Wintereinbruch erleben?
Video unserer Tour
Die konkrete Planung | Das ganze Drumherum zurück zur Liste
Während wir nun immer länger am Debattieren und Diskutieren waren, machten wir dann vergangene Woche am 21.April Nägel mit Köpfen. Wir buchten die Flüge. Die Auswahl war nicht groß: Turkish Airlines, Aeroflot oder Atlasjet? „Wow, ich kann mir auch noch raus suchen, mit wem ich abstürze?“ antwortete Yvonne mir, nachdem ich alle Offerten dargelegt hatte. Wir entschieden uns am Ende für letztere, da sie im Preis und bei den Flug- und Umsteigezeiten unschlagbar war.
Obligatorisch ist bei Abflug aus Deutschland oder Schweiz einmal Umsteigen, in unserem Fall in Istanbul. 3 Stunden nach Istanbul und dann weitere 5.5 Stunden, also ein Katzensprung im Vergleich zu Hawaii. Die Ankunft der meisten Flüge ist zeitig in der Frühe, das hat den Vorteil, dass man ohne große Probleme zu seinem Endziel weiterkommt ohne eine Übernachtung in Bishkek buchen zu müssen. Wer uns kennt, weiß, wie unnötig wir das finden, wo wir doch so wenig Wert auf Städte Kultur und Menschenansammlungen legen.
Wollt Ihr mehr zur Planung der Tour wissen, wie und wo wir die Esel gekauft haben und welche Überraschungen uns vor Ort erwartet haben? Dann lest den spannenden 86 seitigen Bericht hier weiter. Da erfahrt Ihr auch, ob wir unsere gestohlenen Wertsachen wieder bekommen haben.
Wie wird man kirgisischer Tierbesitzer | Tipps & Tricks zurück zur Liste
Ein Urlaub wie jeder andere? Wieder mit Pilgerwagen wie auf Hawaii? Ja, das war unser erster Gedanke. Die Reiseführer lagen auf dem Tisch, eine grobe Landkarte diente zur Übersicht. Beim Durchblättern fielen uns immer wieder die vielen Pferde und der Reittourismus ins Auge. Pferde, die sich mit Lasten durch die „zentralasiatische Schweiz“ kämpften. Es ratterte und ratterte und irgendwann war die Idee gewachsen, den Pilgerwagen daheim zu lassen und auf Lastentiere umzuschwenken. Wir brauchen aber nur die Tiere und keinen Führer oder eine geführte Tour. Viele Unternehmen vor Ort schrieb ich an, aber nur eines schien uns verstanden zu haben. Misha von „Kyrgyzland“ Tourist Company“ gab uns seitdem nützliche Tipps und dachte zu jedem Zeitpunkt mit. Wenn Ihr also auch verrückte Ideen im Kopf habt, schreibt ihn an: [email protected]. Er ist Bergführer und wird Euch unterstützen.
So kam er also auf die coole Idee, uns Pferde ohne Guide zur Verfügung zu stellen, machte aber am Rande die Bemerkung, dass es in Karakol sonntags immer einen Viehmarkt gibt, wo man Tiere kaufen kann. Von unserer groben Planung, was den Trail vom See Song Köl nach Karakol zu wandern wusste er. Dreht doch die Tour um, kauft Euch auf dem Markt zwei Esel, Ponys oder Pferde und startet von da aus. Hat den Vorteil, dass Ihr auf 2000 Meter und nicht auf 3000 Meter startet und Euch besser akklimatisieren könnt“ Krass, da denkt doch tatsächlich Einer mit. Wir waren begeistert.
Wollt Ihr mehr zur Planung der Tour wissen, wie und wo wir die Esel gekauft haben und welche Überraschungen uns vor Ort erwartet haben? Dann lest den spannenden 86 seitigen Bericht hier weiter. Da erfahrt Ihr auch, ob wir unsere gestohlenen Wertsachen wieder bekommen haben.
Der erste Eindruck zurück zur Liste
Wir sind nun seit zwei Tagen wieder in Deutschland und haben auch schon die 1200 Bilder durchgeschaut. Nicht erst jetzt und auch nicht nach längerem Nachdenken, sondern bereits vor Ort nach 7 Tagen war uns klar: Kirgistan wird Hawaii und Island um Längen schlagen. Wir gingen sogar soweit, dass uns dieses Land den Flash verschafft hat, nachdem wir gesucht haben. Es ist natürlich unsere subjektive Betrachtung unter Berücksichtigung unserer Art zu reisen. Dabei ist es wichtig, frei zu sein, wenig Gesetze beachten zu müssen, wenig Leute zu treffen, auf gastfreundliche Einheimische zu treffen, eine (nahezu) unberührte Natur vorzufinden, wild zelten zu können, Feuer zu machen und Wasser aus den Flüssen zu trinken. Alle diese Punkte wurden erfüllt.
Klar, wurde der Plan mal wieder nicht erfüllt, aber der Plan sah es ja auch vor, abzuweichen, auszuweichen, abzukürzen, umzukehren und auszulassen. Der Plan, das Ziel Song Kul zu erreichen, war realistisch, da wir Erfahrungen mit Eseln in Frankreich gemacht hatten. Aber Tiere sind wie Menschen keine Maschinen, sie haben unterschiedliche Charaktere, Eigenarten und physische wie psychische Besonderheiten. Unsere beiden männlichen Esel Stalin und Lenin, die Täve kurzerhand vor Ort in Pommes und Pony umtaufte, setzten uns dieses Mal die Grenzen. Während Pony auf dem einen Auge blind und vom Grundwesen her faul und desorientiert war, stand Pommes seinen Mann, entpuppte sich als reges Arbeitstier und stabilisierte den Ruf eines Esels ein wenig, den Pony permanent aber wieder ruinierte.
Dies schien ab und an sehr unterhaltsam zu sein, jedoch brachte es uns auch in so manche gefährlichen Situationen. So scannte Pony mit dem gesunden Auge unwegsame Passagen immer drei- bis viermal ab, bevor sie sich herantastete. Ein anderes Mal stolperte sie beim Naschen einer Distel und ihr Kopf verschwand zwischen den Beinen. Selbst irritiert stand sie mit der ganzen Distel im Maul wieder auf und schaute verstört umher. Das andere Mal wollte ich sie durch eine enge Stelle lotsen, doch sie meinte, die Situation besser einschätzen zu können und sprang einfach. Das Ziel war meine Person, sodass sie mir fast in die Arme sprang, aber an mir abprallte. Beide lagen wir nun konsterniert da. Ihr merkt schon, dass ich immer „sie“ schreibe. Aber Pony war kein Esel, war kein Mann, es war einfach eine „sie“. Gefährliche Situationen bescherte sie uns noch mehr.
Sie fiel permanent samt Gepäck hin, konnte schmale Wege schlecht einschätzen und verlor den Halt. So rutschte sie mehrmals Hänge hinab, verlor unser Gepäck, welches ins Tal stürzte oder verschwand in Gesteinsspalten und blieb liegen. Dies alles geschah innerhalb der ersten Woche. Wir lernten aber ihre Schwächen kennen (Stärken gab es ja keine) und konnten ab der 2.Woche damit umgehen, so dass alles routinierter vonstattenging. So trainierten wir die Beiden so gut, dass sie zwanglos über Brücken und durch bauchhohe Flüsse gingen und Tagestouren von 22km und 1200hm schafften.
Enttäuschend für uns war, dass die Esel zu uns und wir demnach auch nicht zu ihnen eine Beziehung aufbauten wie bei Pommes in Südfrankreich, was wohl darin liegen mag, dass es sich um Wildesel handelt und die nicht so domestiziert sind. Anfangs striegelten und fütterten wir die Esel mit Äpfeln und Karotten als Belohnung. Sie dankten es uns am Abend mit Tritten und am Morgen mit Einfangorgien und Befehlsverweigerung. Guides und Nomaden wiesen uns später in den richtigen Umgang ein. Es sind Nutztiere und wollen als solches auch Arbeit verrichten. Während wir sie anfangs nur mäßig beluden und unsere Rucksäcke noch selbst trugen, meinten die Nomaden „voll beladen mit allem, was man hat, dann laufen sie“.
Grotesk, aber so war es am Ende. Genauso war es mit der Faulheit. Anfangs pausierten sie nur und Pony legte sich permanent hin. Immer gaben wir Ihnen diese Auszeit, jedoch häufte sich dies immer mehr. Einige Guides lachten uns schon aus und meinten, dass die Esel nicht so dumm seien. „Ihr müsst die Pausen festlegen, wenn die sich hinlegen, mit Stock oder Peitsche eine auf den Arsch hauen und „Tschu“ rufen, dann laufen die wieder“. Reibungslos lief es dann wirklich erst nach einer Woche. Die Esel merkten nun, dass sie nicht konnten wie sie wollten.
Neben diesen Problemen und Erfahrungen passierten aber auch noch andere Dinge, die den Urlaub nie langweilig machten. So wurden uns am 3. Tag am Einstieg zum Pass Teleti zwei blaue Esel-Packtaschen geklaut, voll mit Pässen, Handy, Satellitentelefon, Navi, Solarpanel, 20000 SOM (250 Euro) und 400 Euro. Porter klauten uns diese und als ich unerwarteter Weise nach 15km und 700 Höhenmeter Trailrunning ins Tal in ihrem Camp stand, staunten sie nicht schlecht und argumentierten, dass sie diese nur mitgenommen hätten, weil sie dachten, sie gehörten ihren Klienten.
Nun durfte ich 50 Euro als „Belohnung“ bezahlen, was aber einen Heimritt zu Pferd beinhaltete. Ich war so was von kaputt. Ein anderes Mal retteten wir ein Pferd vor dem sicheren Tod, welches in ein Loch gefallen war. Auch die Fahrt von Bishkek nach Karakol war ein pures Rennerlebnis, denn der Taxifahrer fuhr nach dem Motto „Time is money“. Wir wurden in viele Jurten von Nomaden eingeladen, merkten nach 2 Wochen, dass der Proviant zur Neige ging und mussten auf 3800m Höhe im Schneegestöber bei Minusgraden das Zelt aufbauen. Es gibt soviel zu erzählen, soviel zu berichten, dass wir erst einmal zusammen alles Revue passieren lassen müssen um auch wirklich nichts zu vergessen.
Nur eines sei gesagt. Die 23 Nächte im Zelt waren wohl der kompletteste Urlaub ohne Unterbrechungen. Pures Outdoor Leben, einfach nur wandern, in der Natur sein, zelten, leben und wenig bis keine Zivilisation. Sonst mussten wir zwischendurch immer wieder fliegen, eine Fähre, einen Bus oder einen Mietwagen nutzen. So war der Urlaub immer zerstückelt. Dieses Mal nur am Anfang und nur am Ende ein Transfer, ein Hotel.
Schaut also mal wieder hier vorbei, bald gibt es einen längeren Bericht, der 80-Seiten-oder-mehr-Bericht wird wohl erst Ende des Jahres fertig werden. Bis dahin werden nach und nach hier Bilder hoch geladen. Bleibt gespannt und interessiert!
Nun kann es etwas genauer werden | 15.000 Wörter geballtes Abenteuer zurück zur Liste
Vorwort
Wenn man nach einer Woche schon feststellt, dass Kirgistan Hawaii, Kanada und Island um Weiten schlägt, dann weiß man, dass man bei der Wahl des Reiseziels dieses Mal genau richtig lag und es zeigt, dass es nicht immer die bekannten (Traum)ziele sein müssen.
Eine Woche ist es nun her und der Urlaub fand sein jähes Ende. Dieser Urlaub war schon bereits bei der Planung anders als die voran gegangenen und wieder wussten wir, dass der Plan nie oder nur selten erfüllt wird, denn wie so oft bei solchen ungewissen Abenteuern wird man tagein tagaus vor neue Herausforderungen gestellt. Was war an diesem Urlaub anders? Sicher nicht die Transportmittelwahl, denn mit Eseln hatten wir ja bereits Erfahrung (dachten wir jedenfalls…). Nein, dieser Urlaub war so komplett, heißt keine zeitraubenden Zwischentransfers mit Flug, Auto, Fähre oder Bus. Keine Hotelübernachtungen zwischendurch, keine Orte, wenig Menschen. Endlich mal am Stück 23 Nächte im Zelt verbringen und am Ende vielleicht ein klein wenig wie Nomaden leben.
Und ja, irgendwie, irgendwo und irgendwann bemerkten wir nach kurzer Zeit, dass uns Kirgistan einen richtigen Flash versetzt hat. Wie man das verstehen soll? Man hat eben bestimmte Ansprüche an ein Reiseziel, die bei uns klar gesteckt sind: wild zelten, wo immer und wie lange man möchte / wandern ohne Verbotsschilder / die Natur (Holz, Wasser) für sich nutzen / wenig Zivilisation und Touristen / Kontakt mit Einheimischen / interessante Kultur und Menschen. Kirgistan passt wie die Faust aufs Auge. Unglaublich, aber das hatten wir nicht erwartet.
Wollt Ihr mehr zur Planung der Tour wissen, wie und wo wir die Esel gekauft haben und welche Überrraschungen uns vor Ort erwartet haben? Dann lest den spannenden 86 seitigen Bericht hier weiter. Da erfahrt Ihr auch, ob wir unsere gestohlenen Wertsachen wieder bekommen haben.
Zur Reise selbst
Die Anreise und auch spätere Rückreise ging über Istanbul, über KiwiTaxi buchten wir für 80 Euro einen Direkttransfer vom Flughafen nach Karakol. Wir wollten Zeit sparen um schnell und direkter nach Karakol zu kommen. Die Attribute „schnell und direkt“ nahm unser Taxifahrer sehr ernst. Er umfuhr den Issyk Kul nördlich und ob Asphalt oder Piste, er fuhr immer Vollgas, hupte Passanten vom Zebrastreifen weg, fuhr an einer Baustellenampel direkt durch die Baustelle, während die Bauarbeiter rumwetterten. Dann aber wurde sein Fahrfluss von der Polizei gestoppt und was dann geschah, passierte bis nach Karakol noch weitere 10-mal. Er stieg aus, schüttelte dem dienst-beflissenen Polizisten die Hand, ein wenig Smalltalk und die Fahrt ging ohne Konsequenzen weiter.
War ich dann einmal doch eingeschlafen, wurde ich schlagartig wachgerüttelt und mein Genick schmerzte. Gott, was für eine Fahrt. Mit einer halbstündigen Pause waren wir dann nach 6 Stunden in Karakol. In Karakol ging es ins Caravan Hotel, welches direkt einen Supermarkt hatte, wo wir für 3 Wochen Essen kauften. Auf dem nahen gelegenen Basar wurde Obst und Gemüse frisch gekauft. Wir trafen noch unseren Esel-Dealer um uns für den darauf folgenden Tag zu verabreden.
1.Woche | Unterwegs im touristischen Kirgistan
Samt Esel brachte uns Dennis zum Karakol Nationalpark Eingang, dort wurden die Esel gesattelt und bepackt. Kurzerhand wurden die vorab vergebenen Namen Stalin und Lenin durch unseren Sohn in Pony und Pommes umgewandelt. Das Wetter sollte angeblich die kommenden 2 Wochen super werden, was die vergangenen Wochen nicht der Fall gewesen sein muss. Das sahen wir auch an den Wasserständen und Schäden an den Flussläufen. Zwischen Wald und Wiesen ging es immer höher, die erste Nacht verbrachten wir auf 2200m. Immer wieder sahen wir Einheimische, Touristentrucks oder Wanderer. Viele waren hier allein unterwegs um die klassische Runde über den Ala-Kol See zu wandern. Wir mussten hier notgedrungen Stopp machen, der Fluss hatte den linken Weg weg gespült, es gab einen Umweg über den linken Steilhang, den wir Tag darauf in Angriff nahmen.
Da dachten wir, dass furten und Brücken die größten Probleme für die Esel seien, mit denen wir uns konfrontiert sahen, kam es ganz anders. Der eine Esel war auf einem Auge blind und dazu noch faul (die Pony) und der andere aggressiv und stur (der Pommes). Die Pony konnte an Berghängen die Lage nicht einschätzen und trotz vorsorglicher Versuche, die Lage mit dem einen gesunden Auge akkurat abzuscannen, scheiterten die meisten Balanceakte und Pony stürzte, rutschte, kippte, was damit endete, dass sie irgendwo mit Gepäck da lag und sich nicht mehr regte. Yvonne meinte irgendwann „Das ist kein Esel, das Tier blamiert diese Rasse.“ Obwohl beide Esel männlich waren, meinte Yvonne, dass Pony ab jetzt „die Pony“ ist, weil sie keine Stärke und Ausdauer bewies. Im folgenden lief es dann wieder besser.
2.Nacht war dann das Camp am Ala-Kol Abzweig, was neben dem Parkeintritt von 250SOM(3€) auch 150SOM kostete. Uns war aber leider nicht klar, für was wir hier bezahlten. Der Platz vermüllt, Pony fraß sogar die Aluhüllen, keine Mülltonnen, überall zugeschissene Felsen und Büsche. Da fragen wir uns immer, ob wir die Einzigen sind, die unseren Müll wieder mitnehmen. Wir ließen den Blick in die Ferne schweifen und versuchten, den Müll auszublenden. Wohl bemerkt war das die vermüllteste Ecke im ganzen Urlaub. Touris, Guides und Trekkingfirmen sollten hier mehr darauf achten, dass das Zeug auch wieder mitgenommen wird.
2500m Höhe, keine Anzeichen von Höhenkrankheit, Tag darauf nahmen wir den Pass Teleti in Angriff. Die Esel wurden uns als „gut trainiert“ angepriesen. Bereits bei den Brücken- und Flussquerungen merkten wir, dass das nicht die Trekkingesel sind, die wir erwartet hatten. Dass sie uns aber in noch wesentlich misslichere Lagen bringen würden, zeigte sich am Teleti, einen Pass, der anscheinend in Kombi mit dem Ala-Kol sehr häufig gemacht wird.
So kamen uns meist geführte Gruppen mit leicht bepackten Wandertouristen entgegen, die Porter (wie Sherpas die Gepäckträger) folgten parallel diesen Gruppen. Während wir von 10 Guides 11 unterschiedliche Meinungen hörten, wie man Esel belädt, erzieht und voran treibt, machten wir uns eher Gedanken darüber, wie wir diesen Pass schaffen sollten. Die Faultiere wollten einfach nicht laufen, wir entlasteten sie bereits und fanden uns selbst in der Rolle von Eseln wieder. Auf 2900m entschied ich, ein Teil des Gepäckes auf 3200m zu schleppen um dann später zurückzukehren und die Esel nachzuholen, ein folgenschwerer Fehler. Ich deponierte die Taschen auf 3200m, etwas versteckt. Prall gefüllt mit Handys, Satellitentelefon, Navi, Solarpanel, Pässen und jeder Menge Geld. Mit etwas mulmigen Gefühl holte ich Yvonne, Täve und die Esel nach.
Neben dem Stein, wo die Tasche abgelegt wurde, war das Gras flach gedrückt, aber die Taschen waren weg. Der einzige Spruch meiner Freundin „Nun zeig‘ mal wie fit du wirklich bist und tret‘ den Idioten in den Arsch“….Und weg war ich. Uns war klar, dass die zwei blauen Taschen (die andere davon war mit Kocher und Benzin voll) auf den Weg nach unten waren, denn es scheint üblich zu sein, den Pass von West nach Ost zu gehen. Mit gemischten Emotionen aus Geheule, Geschreie und Wut im Bauch rannte ich, was Kondition und Wegbeschaffenheit hergaben. Dabei bewegte ich mich im grenzwertigen Bereich.
Mit den Worten von einem Guide in den Ohren, dass hier selten was geklaut wird, überholte ich alle Wanderer und Guides, die uns den heutigen Tag entgegenkamen. Natürlich traf ich diesen einen Guide wieder, der nun doch erstaunt war, dass hier doch geklaut wird. „Call the police and everything is fine“ Welche Drogen nimmt der?
Wie sollte mir hier und jetzt in dieser Situation die Polizei helfen? Weiter ging es. Während die Wanderer vorsichtig die Flüsse furteten und langsam die wackligen Brücken passierten, rannte ich durch die Flüsse einfach durch und übersprang wie eine Gazelle die Brückenkonstrukte. Nun merkte ich auch den Trailrun downhill, erste Krämpfe machten sich bemerkbar. Alle Versuche, ans Wasser zum Trinken zu kommen, scheiterten mit Krämpfen.
Ich überholte immer mehr Leute und rechnete damit, dass die Porter, die uns das Gepäck gestohlen hatten nicht weiter als bis zum Gorge Camp Karakol auf 2500m gehen würden, da dort bereits ein Camp aufgebaut war und von den Trekkingfirmen genutzt wurde. Bis dahin war es aber ein langer Weg. Nach ca. 1 Stunde, 11km, 700hm und 1000 Gedanken wie Reiseabbruch im Kopf erreichte ich das Camp. Zum Glück sprachen einige Guides englisch. Bevor ich mein Anliegen erklären konnte, fiel ich erst einmal zu Boden.
Ich wusste, dass ich heute keinen Meter mehr gehen würde. Nur das Adrenalin in mir hielt mich am Leben. Im Camp waren ca. 35 Porter um mich versammelt, Einige davon schauten sehr erstaunt (sie hatten wohl nicht mit mir gerechnet!). Die Touristen waren dagegen mit sich selbst beschäftigt. Da ich nicht wusste, welche Porter die Taschen mitgenommen hatten, konnte ich nur mutmaßen, dass die Porter in diesem Camp waren. Zuvor hatte ich zwei andere Camps im vorbeirennen gesehen, aber mein Gefühl führte mich hierher.
Eine lange Diskussion zwischen englischen und russischen Dialogen folgte. Viele Porter bestätigten, die Taschen gesehen zu haben, aber nicht mehr. Es war nun schon 17 Uhr. Mir kam die Idee, zu fragen, ob Jemand ein Satellitentelefon besäße, mit dem ich einen Freund in Deutschland anrufen könne. Der könne mir sofort sagen, wo aktuell das Gepäck ist, da ja in den Taschen auch mein Satellitentelefon mit aktivierten Tracking war.
Am folgenden Tag sollte ich feststellen, dass just nach dieser Frage 10 Minuten später mein Telefon manuell ausgeschaltet wurde. Natürlich konnte Keiner mit einem Telefon aushelfen, also gingen die Diskussionen weiter, verliefen aber zunehmend ins Leere. Ich sah kein Erfolg und konzentrierte mich nun mehr auf meine Freundin und mein Sohn, die allein auf 3200m Höhe auf mich warteten und sicher nicht hilflos, aber verängstigt waren. Meine Frage, ob mich Jemand mit Pferd hochbringen konnte, wurde lachend mit „Du hast doch kein Geld!“ beantwortet. Ich lockte mit einer Flasche Rum und hatte Glück im Unglück. Der bereits nach Alkohol riechende Pferdebesitzer willigte mit großen Augen ein und gegen 18 Uhr wollte ich bereits enttäuschend den Heimweg antreten.
Wollt Ihr mehr zur Planung der Tour wissen, wie und wo wir die Esel gekauft haben und welche Überraschungen uns vor Ort erwartet haben? Dann lest den spannenden 86 seitigen Bericht hier weiter. Da erfahrt Ihr auch, ob wir unsere gestohlenen Wertsachen wieder bekommen haben.