Frankreich Alpen Esel Trekking
Mit dem Esel durch die französischen Alpen
Frankreich Alpen Esel Trekking
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Reiseziel im Überblick
Einleitung
Wissenswertes
Vorbereitung und Planung
Wo bekommen wir einen Esel her?
Unsere Tour im Überblick
Nützliche Links
Reisebericht und Tour-Bilder
Frankreich Mercantour Queyras | Mit Esel durch die französischen Alpen
Das Buch zur Reise
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Land | Region | Frankreich | Alpen | Nationalparks Mercantour - Queyras - Ecrins |
Reiseroute | 8 Tage Mercantour 8 Tage Queyras 8 Tage Ecrins (covid-bedingt abgesagt) |
Reisezeit | Dauer | Mitte August bis Mitte September 2020 |
Klima | Wetter | Alpines, wechselhaftes Wetter mit beständigen Schönwetterabschnitten |
Reiseart | Aktivität | Drei Trekkingtouren mit Esel als Packtier |
Übernachtung | Überwiegend im Zelt (Bivouac) |
Flora | Fauna | typisch alpine Flora | Wölfe, Gämsen, Alpensteinböcke, Steinadler, Bartgeier, Murmeltiere, Europäische Mufflons und Auerhähne |
Sicherheit | Tourismus | sehr sicheres Reiseland | sehr gefragte Nationalparks, viele Fernwanderwege |
Anreise | mit Auto ab Bodensee ca. 10 Stunden bis Mercantour, Rückreise ab Ecrins ca. 6 Stunden |
Wildnis Faktor | Mittlerer Faktor, da man wild zelten kann, jedoch nicht frei seine Route planen kann |
Kocher Info | Benzin oder Gas sollten in Frankreich kein Problem sein. Für unseren Benzinkocher nehmen wir das Benzin schon aus Deutschland mit |
Einkaufsmöglichkeiten | Wir werden aus Deutschland schon etwas mitnehmen, jedoch bieten sicher kleine Orte oder Städte Supermärkte an, um unser Proviant aufzustocken |
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Frankreich Alpen Esel Trekking
Das Vorwort muss wohl dieses Mal länger als gewohnt ausfallen. Wer mittlerweile unseren Reiserhythmus kennt, der wird 2020 die abenteuerlichen Fern- und/oder Flugreisen vermissen. Bei unserer ersten geplanten Tour durch Sardinien machte uns Covid-19 einen fetten Strich durch die Rechnung. Wir mussten die Flüge stornieren und saugten uns Mikroabenteuer in der Heimat aus den Fingern. Da sich Ende Juni die Situation entspannt hatte, war klar, Europa könnte als Reiseziel machbar sein, aber auch unser Fernziel Sibirien würde 2020 nicht stattfinden.
Doch was für Abenteuer warten denn noch in Europa auf Einen, wenn man die einsamen Weiten von Neufundland oder der Mongolei gesehen hat? Es war schwer für uns, ein adäquates Ziel zu finden, aber da lagen doch noch Pläne von 2015 in der Schublade, die wir nach fast 5 Jahren nun wieder vorkramten. 2015 hatten wir im Juni vor, mit dem Esel durch die Alpen zu wandern. Viele Anbieter boten uns nur wenig alpine Touren an. Klar, es lag da überall noch Schnee. Wir wichen in dem Jahr auf eine Esel Tour an der Ardeche aus. Diese Tour war am Ende auch der Auftakt zum Reisen mit Packtieren. Es folgte 2016 Esel Trekking in Kirgistan und 2018 Packpferd Trekking in der Mongolei.
Diese Touren haben uns so auf den Geschmack gebracht, dass wir nun in den französischen Alpen zum Wiederholungstäter wurden. Natürlich mussten wir mit Kompromissen leben. Wir konnten keine vierwöchige Tour am Stück machen. Wir konnten auch unsere Route nicht frei wählen und wir kreuzten auch mehr Dörfer und Ortschaften, als uns lieb war. Es war aber ein Deal für unsere Ansprüche. Wenigstens blieb uns das Wichtigste erhalten: Wir konnten wild und legal wild in der Natur zelten und konnten ohne Guide unser eigenes Ding machen.
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Die französischen Nationalparks und Naturparks
Frankreich besitzt 11 Nationalparks, wovon drei in den Überseegebieten Franz. Guyana, Guadeloupe und La Réunion liegen. Letzteren haben wir ja bereits im Jahr 2017 bereisen dürfen. Der Ecrins und der Mercantour gehören dabei zu den etwas älteren Parks, die in den 70iger Jahren gergründet worden. Diese beiden Parks sind für uns dahingehend interessant, da sie uns sehr wildes, einsames und alpines Gelände bieten. Bewaldete Berghänge gibt es dort genauso, wie versteinerte oder vergletscherte Gebiete.
Von den regionalen Naturparks gibt es 60 Gebiete, darunter fällt auch der Queyras. Der Hauptunterschied zwischen diesen Parktypen ist, dass Naturparks meist bewohnte Gebiete umfassen, die im Umfeld Flora und Fauna aufweisen, die es zu schützen gilt. Bei den Nationalparks dagegen gibt es nur wenig bis keine Ortschaften, hier kann sich Flora und Fauna noch ungestörter entwickeln und leben.
Wild zelten, Camping oder Biwakieren
Camping, so wie wir Deutschen es verstehen, deuten die Franzosen etwas anders. Für Sie ist es das Aufschlagen eines Zeltes für mehrere Nächte am Stück. So was ist in den National- und Naturparks verboten. Mit einem Piktogramm wird einerseits darauf hingewiesen, dass Camping verboten ist (camping interdit). Gleichzeitig erscheint ein Piktogramm, wo ein Zelt mit einer Uhrzeit angezeigt wird. Hier wird dann darauf hingewiesen, dass Bivouac (Biwak) erlaubt ist. Das muss nicht zwingend auf vorgegebenen Plätzen sein, jedoch in einem bestimmtem Zeitfenster.
So darf man meist sein Zelt erst ab 19 Uhr aufbauen und muss es am darauffolgenden Morgen um 9 Uhr wieder abgebaut haben. Ergo kann man Bivouac schon mit wild zelten gleichsetzen, denn man hat die freie Wahl seines Nachtlagers, nur die Zeit wird bestimmt. Lagerfeuer ist in den Parks generell verboten. Inwieweit HoBo’s davon betroffen sind, kann ich nicht beurteilen. Eine kleine Regel gibt es beim Bivouac noch: Das Nachtlager muss sich eine Stunde Fußmarsch von der nächsten Straße befinden. So will man vermeiden, dass die „faulen“ Outdoorer mit dem Auto am Straßenrand ihr Zelt aufbauen.
Ich denke, hier hat man mit dem Bivouac in den Parks eine Gelegenheit für Mehrtageswanderer geschaffen, ohne Übernachtung auf Hütten oder in Orten, die Parks zu durchstreifen. Dieses Modell scheint schon sehr lange zu funktionieren und von Problemen mit Müll oder dem vernachlässigtem Naturschutz hört man nichts. So ein Modell wünsche ich mir auch in Deutschland. Nicht jedem sagen die festgelegten Trekkingplätze, Campingplätze oder Pensionen zu. In Europa finde ich daher das französische Modell am besten, vor allem für die freiheitsliebenden Wanderer, die einfach loslaufen und frei entscheiden möchten, wo und wann sie ihr Zelt aufschlagen.
Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass im Nationalpark das Thema Bivouac strikter gehandhabt wird und auch mit Hinweisschildern an beliebten Stellen explizit auf die Uhrzeit und die Strafe von 1500 Euro hingewiesen wird. Am Lac Graveirette trafen wir auf viele Wanderer und Alle bauten Ihr Zelt wirklich auch erst um 19 Uhr auf und am Morgen darauf waren 9 Uhr alle Zelte wieder abgebaut. Hier muss man halt seinen Tagesablauf ändern und erst Essen kochen und sich waschen, bevor man abends dann das Zelt errichtet. Lagerfeuer war auch komplett tabu und wir haben nie Feuerstellen gefunden.
Im Naturpark Queyras dagegen wird das Thema Bivouac eher locker gesehen. Da gibt es Campstellen direkt an Straßen oder Camps mit Feuerstellen. Auch die Uhrzeit wird ignoriert und das Zelt bereits vor Sonnenuntergang aufgebaut. Wir waren am Ende erstaunt, wie sauber alle Campstellen hinterlassen wurden. Kein Müll, keine frisch gefällten Bäume, die Toilettengänge immer vergraben. Da sieht man, dass wild zelten auch in Einklang mit der Natur stattfinden kann.
Der Alpenwall
Irgendwann zwischen erstem und zweitem Weltkrieg wollte sich Italien gegen das umliegende Europa absichern und baute über 20 Jahre lang nach und nach einen Schutzwall, der zu großen Teilen quer durch die Alpen über die höchsten Gipfel ging. Dieser sogenannte Vallo Alpino verläuft auch durch den italienischen Parco Naturale delle Alpi Marittime, der direkt an den Mercantour Park grenzt. Da wir auf dieser Tour auch einen Abstecher nach Italien machen werden, wird es uns hier möglich sein, diese alten Anlagen zu besichtigen.
Wir werden auf angelegte Wege, Bunker, Schussanlagen, Höhlen und Schießscharten treffen. Einige dieser Gebäude werden noch touristisch wie privat genutzt, andere sind dem Verfall ausgesetzt. Wir freuen uns auf die Besichtigung dieses gigantischen Bauwerkes. Sicher wird man vor Ort einen minimalen Eindruck bekommen, welchen Strapazen die Soldaten damals in diesen Höhen und bei dem schlechten Wetter ausgesetzt waren.
Esel
Wir sind nun keine Kenner und Eselflüsterer, aber wir konnten nun schon unterschiedliche Charaktere kennen lernen. Ein großer Unterschied besteht da sicher in der Domestizierung. Die französischen Esel sind Menschen gewohnt, wurden gut erzogen und wissen, was wandern ist. Sie können Brücken queren oder Flüsse furten. Sie kennen das und stellen sich da weder stur noch bockig an. Im Gegenteil, Esel finden schnell einen Bezug zum Menschen, wenn man mit ihnen redet, sie streichelt oder ihnen was Leckeres zu essen bietet.
Aber Vorsicht, wie immer tricksen Tiere auch gern, versuchen die Grenzen zu verschieben. So sollte man es vermeiden, Esel während des Laufens fressen zu lassen. Lässt man das zu, kommt man nicht mehr voran. Sie liebäugeln dann mit jedem Gras am Wegesrand. Hier muss man hart bleiben, die Leine kurz halten. Wenn er dann mal nicht will, hilft auch ein leichter Klaps mit einem Stock auf den Po. Esel sind entspannte Tiere, die langsam, aber sicher durch die Bergwelt wandern. Sie können 5 Stunden am Tag locker wandern, aber über 3-4 km/h wird man selten hinaus kommen. Bergauf sind sie schneller als wir Menschen, bergab tendenziell langsamer.
Ab und an benötigen Sie mal eine kleine Pause, um Wasser zu trinken oder Gras zu fressen. Bei der Nachtlagerwahl sind diese beiden Faktoren ausschlaggebend. Die Esel brauchen ab und an mal ein wenig Fusspflege, kleinere Wunden werden mit Salben versorgt. Die Eselanbieter stellen immer ein Tragegestell zur Verfügung, welches die inkludierten Packtaschen fixiert. Wenn man die Gurte im Brust-, Bauch- und Hinterbereich festzieht, sollte man nicht zimperlich sein.
Die Esel sind schlau und pressen zu diesem Zeitpunkt meist den Bauch aus. Lockere Gurte jedoch sind meist der Grund, warum am Ende das Gepäck verrutscht und den Esel aus dem Gleichgewicht bringt. Daher sollte nach dem ersten Tageskilometer die Spannung des Bauchgurtes überprüft und ggf. nachjustiert werden. Am Abend nach der Tour den Packsattel (jedoch mit gelockerten Leinen) samt Polsterdecke ruhig noch eine halbe Stunde auf dem Rücken lassen. Da die Esel geschwitzt haben, ist es nicht ratsam, den verschwitzten Rücken dem Wind auszusetzen.
In kurzen Tagespausen bis 10 Minuten muss kein Gepäck entfernt werden, in mittleren Pausen bis 30 Minuten sollten die Packtaschen entfernt und der Bauchgurt gelockert werden. Bei großen Pausen bis zu einer Stunde sollte man alles entfernen.
In der Miete ist ein 30cm langer Pflock enthalten, den man in den Boden rammt oder schraubt. Er sollte so platziert sein, dass sich die 5m Leine stets frei bewegen lässt und auf dieser Fläche keine Hindernisse stehen. Der Platz sollte genügend Gras und auch Wasser bieten. Gibt es einen freistehenden Baum oder dickes Gestrüpp, kann man den Esel auch da fixieren. Wir hatten immer noch ein 5m Kletterseil dabei, mit dem wir die Leine verlängerten. So hatten die Esel einen größeren Bewegungsradius und mehr zum Fressen.
Es ist durchaus ratsam, den Esel ohne Leine zwischen zwei Menschen laufen zu lassen. Er passt sein Tempo an, frisst zwar unterwegs dann auch mal mehr Gras als an der Leine, aber wir fanden die Gangart praktikabler und flüssiger. Gerade bergauf und -ab konnte man sich auf sich selbst konzentrieren und der Esel konnte mit viel Weitsicht selbst seinen Weg suchen. Dafür ist dann aber mal ein Hieb mehr auf den Po nötig, wenn er nicht mehr laufen will, man aber weiterkommen möchte.
In den Pausen und am Camp bekamen die Esel von unser immer ein Leckerli wie Möhren oder Kartoffeln, aber auch Essensreste wie Nudeln und Brot. Auch Schokolade und Kekse verschmähen sie nicht. Besonders lecker fanden sie salzige Nüsse, denn Salz ist das Einzige, was es nicht in den Bergen gibt, sie aber ab und an brauchen.
Ein Sprichwort sollte man sich bei einer Eseltour stets verinnerlichen: „Pferde trainiert man, Esel erzieht man.“
Vorbereitung und Planung zurück zur Liste
Zum Glück hatte ich die Recherchen aus 2015 abgespeichert und dies ersparte mir die Suche ein wenig. Anfang Juni 2020 fing ich an, einen groben Plan zu schmieden, der nun für August/ September für die alpinen Gebiete passen sollte. Ich fixierte mich wieder auf die wohl alpinsten Nationalparks Frankreichs. Angefangen ganz im Süden mit Mercantour (franz. gesprochen Mörcantur), in der Mitte Queyras (franz. gesprochen Geras) und im Norden Ecrins (franz. gesprochen Ekrang), reihen sich diese drei Parks wie an einer Perlenkette an der italienischen Grenze entlang. Die Strecke von Nizza bis Grenoble beträgt ca. 200 Kilometer. Warum gerade diese drei Parks den Reiz ausmachen?
Wir lieben nun mal die Berge, den Mix aus alpinen Nadelwäldern, einsamen Bergseen, die von saftigen Wiesen umgeben sind, aber auch die unwirtlichen Steinwüsten. Diese Parks boten uns genau diesen bunten Mix. Dazu kommt noch die Nähe zu Italien, wo man stets auf die alten Militäranlagen des Alpenwalls (Vallo Alpino) trifft. Das eine oder andere Mal trafen wir auf Relikte dieser Zeit. Ein anderer, wenn nicht der für uns wichtigste Fakt der französischen Nationalparks ist die Möglichkeit des freien Campierens. Wild zelten kennen die Franzosen nicht, sie unterscheiden zwischen Camping und Bivouac. Als wir auf La Réunion, dem französischen Überseedepartement im Indischen Ozean, unterwegs waren, galten dort genau diese Regeln, die wir uns zu Nutze machten.
Als Camping wird das Aufstellen eines Zeltes für mehr als eine Nacht bezeichnet. Darunter fallen auch Wohnmobile oder Camper. Als Bivouac bezeichnet man dagegen das Nächtigen für eine Nacht. Zwei wichtige Voraussetzungen müssen aber beim Bivoauc gegeben sein. Das Biwak muss mindestens eine Stunde Fußmarsch von der letzten öffentlich befahrbaren und befestigten Straße entfernt sein. Das schließt aus, dass Camper, Wohnwagen und Wohnmobile dieses Recht nutzen können, in Nationalparks zu nächtigen. Des weiteren gibt es ein Zeitfenster, in dem Bivouac erlaubt ist. Meist gilt eine Zeit von 19 Uhr abends bis zum darauffolgendem Morgen 9 Uhr, jedoch bin ich bei meiner Recherche auch auf Parks gestoßen, die ein größeres Zeitfenster ab 17 Uhr oder bis 10 Uhr angeben.
Zur Planung ist die Garmin Karte France Topo V4 oder V5 Pro sehr hilfreich, für den kleinen Teil in Italien (Mercantour) die Trekmap Italy V5 Pro. Alternativ sollte man sich auch noch die freie Openstreetmap Karte herunterladen. Das Wegesystem ist doch sehr unterschiedlich verzeichnet. Eine tolle virtuelle und bis in Detail zoombare Übersichtskarte gibt es auf Geoportail.fr. Hier bekommt man den Eindruck, was am Ende die IGN Landkarten im Maßstab 1:25000 bieten. Mit den Garmin Karten und den Landkarten sollten wir vor Ort gut gerüstet sein.
Da die Transferzeiten mit dem Auto zwischen den Anbietern immer etwas dauerte, planten wir am letzten Tag der jeweiligen Eseltour meist schon eine Rückankunft am frühen Mittag, um dann zum nächsten Anbieter zu fahren und um dort die Einweisung noch am gleichen Tag zu machen. Im Mercantour und Ecrins gaben uns die Anbieter Tipps für einen guten Campingplatz. Im Queyras waren sie noch lockerer drauf und wollten uns vor Ort einen Bivouac Platz zeigen, der keine 100m abseits des kleinen Ortes liegt. Wetterbedingt schliefen wir aber dann doch in einer Unterkunft.
Nun fehlte nur noch unser vierbeiniger Begleiter!
Wollt Ihr gern mehr über den Umgang mit Eseln wissen? Interessiert Euch, wie man solch eine Trekking Tour mit Packtieren plant und realisiert? Wenn Ihr Tipps, Tricks und Erfahrungen sucht, wie so eine Abenteuer zum Erfolg wird, dann klickt bitte hier . Hier findet Ihr auch einen Bericht über unsere zwei Wochen, die wieder einmal mit Höhen und Tiefen gespickt sind.
Wo bekommen wir einen Esel her? zurück zur Liste
Also war nun für uns klar, dass es die drei Nationalparks sein sollen und dass wir diese mit Esel bewandern wollten. Ich schrieb unterschiedliche Eselanbieter an, die sehr übersichtlich auf einer Karte aufgelistet sind. Alternativ gibt es auch hier weitere Anbieter. Die Seiten decken sich nicht. Man muss also alles durchforsten. Viele dieser Seiten und Anbieter boten nur französischsprachige Seiten an. Mit Mühe fand ich heraus, was sie für Touren anbieten und was ein Esel kostet. Im Schnitt kann man immer mit ca. 50 Euro je Tag für die reine Eselmiete rechnen. Enthalten sind dabei der Packsattel, Decken, Leine, Halfter und ein Pflock. Viele Anbieter haben bereits vorgefertigte Touren, teilweise mit Führer, teilweise auch ohne. Wenn man sich für eine ungeführte Tour entscheidet, verweisen Einen die Anbieter dann meist auf vorgebuchte Unterkünfte.
Das können Gites, Pensionen, kleinere Hotels, aber auch Refugien (Alpenhütten) sein. Die Anbieter haben Absprachen mit den Unterkünften getroffen, wo und wie der Esel dort untergebracht ist. Das gewährleistet dem Besitzer, dass sein Esel stets sicher und korrekt untergebracht ist. Zusätzlich ist man bei seiner Routenwahl komplett eingeschränkt. Man muss die Tour so wie vorgegeben laufen und auch die Distanzen wie geplant schaffen. Jedoch planen die Anbieter meist nie mehr als 15 km je Tag. Diese Anbieter kamen für uns natürlich nicht in Frage und so gestaltete sich die Suche als Herausforderung. Am Ende blieben nur eine handvoll Anbieter übrig.
Erkennbar sind diese meist an den Schlafworten „Bivouac“ oder „En Liberté“. Unter der Rubrik „Nos Randos“ findet man dann entsprechende Touren. Ich hatte jedoch alle Anbieter angeschrieben, die meisten verneinten aber die ungeführten Bivouac Touren. Von Manchen bekam ich auf englisch keine Antwort und schrieb mit Google Übersetzer abermals auf französisch. Ab und an kamen dann antworten, teilweise waren die Mail-Adressen nicht mehr existent und so suchte und suchte ich weiter.
Für Mercantour und Queyras wurde ich schnell fündig, denn sie lagen ideal mitten in den Nationalparks und boten individuelle Touren an. Dann gab es nur einen Anbieter für Ecrins, der zwar Bivouac Touren anbot, es ihm jedoch als zuviel Arbeit erschien, mir einen individuellen Plan zu erstellen. Daher kann ich Anes en Montagne nicht weiterempfehlen, wenn man auf der Suche nach etwas speziellem ist. Da dieser Anbieter sowieso weit nördlich vom Ecrins liegt, war ich darum nicht böse. Als Alternative für Ecrins fand ich dann Bel’Ane, der zwar kleinere Esel hat, die nur bis zu 25kg tragen, dafür war ich aber frei in der Tourenwahl.
Ich schrieb sie nun mit meinem Plan an. Von Denen, die Bivouac Trekking anboten, bekam ich meist im Nenner das Gleiche zu hören. Länger als 8 Tage sind Esel Touren in den Nationalparks nicht möglich und auch hier muss man eine vorgegebene oder vom Anbieter individuell zusammengestellte Route gehen. Dafür aber boten mir alle Anbieter die Option, den Esel ohne Unterkünfte zu buchen und auf der Tour selbst zu entscheiden, wo ich mein Zelt aufbauen möchte. Sie gingen alle auf meine Wünsche ein und meinten nur, dass man sich am Tag vor der Tour zusammensetzen muss, um mögliche Biwakstellen zu besprechen. Schließlich brauchen die Esel Wasser und frisches Gras.
Die Eselanbieter kennen Ihre Esel am besten und geben bei der Einweisung auch Tipps im Umgang mit ihnen. Jeder Esel hat sein eigenes Temperament. Im Mercantour sollte unser Sohn nie auf dem Esel sitzen, er war darauf nicht trainiert. Außerdem durfte unser Sohn ihn nie alleine führen und er sollte stets an der Leine bleiben. Doch in der Praxis sah alles anders aus. Der Esel ließ sich am besten von unserem Sohn führen, lief noch besser ohne Leine und hatte auch keine Probleme mit Täve auf dem Rücken. Hier muss man ausprobieren, wie gut die Chemie zwischen Mensch und Esel ist.
Im Queyras dagegen wollte der Eselanbieter, dass er so viel wie möglich ohne Leine laufen soll. Hier war auch unser Sohn auf dem Eselrücken kein Tabu. Doch bald stellten wir fest, dass der Esel seine Freiheit ohne Leine zu oft ausnutzte und weg rannte oder zu viel graste. So mussten wir ihn am Ende mehr an der Leine führen als gedacht. Dafür lief er dann aber am Camp ohne Leine herum und blieb stets in unserer Nähe. Diese beiden Beispiele zeigen, dass die Anbieter zwar Instruktionen geben, man aber selbst schauen muss, wie die Realität am Ende ausschaut.
Wir können damit leben, dass uns die Anbieter nicht einfach so einen Esel überlassen. Außerdem kennen Sie das Terrain, wissen, was die Esel können, kennen gefährliche oder unpassierbare Stellen im alpinen Gelände. Wir vertrauen da voll auf die Anbieter, dass die geplanten Touren auch unseren Wünschen entsprechen. Auf jeden Fall können wir nun mit einem Esel als Packtier durch die wilden und einsamen Alpen losziehen und können da unser Zelt aufbauen, wo es uns und dem Esel gefällt.
Damit ist auch die Frage beantwortet, warum wir mit unserem nunmehr 9-jährigen Sohn noch einen Esel benötigen. Der Esel soll vorrangig dazu dienen, für die gesamte Zeit das Proviant zu tragen. Da die Esel mit 25 bis 40kg belastet werden können, wird anfangs Täve wohl mehr selbst laufen müssen. Wenn aber das Proviantgewicht nach ein paar Tagen nachlässt, kann dann auch mal Täve auf dem Esel reiten und entspannen. Außerdem hat so ein Esel einen hohen Unterhaltungswert für Alle, besonders für Täve. Der Esel schafft es also, dass wir die drei Touren entspannter angehen können und wir weitestgehend Orte und Supermärkte meiden können.
Aufgrund der langen Anreise zu den Nationalparks haben wir nun auch Puffer zwischen den Touren von einem Tag eingeplant, zumal sich auch die Anbieter wünschen, dass man am Vortag gegen Nachmittag anreist, um einerseits die Tour zu besprechen und andererseits den Esel kennen zu lernen. Da die Eselanbieter schon gut gebucht waren, war am Ende die Reihenfolge der Parks vorgegeben. Erst Mercantour im Süden, dann der kleine Queyras Nationalpark in der Mitte und am Ende der Ecrins Nationalpark. Die Autoanreise vom Bodensee dauert 10 Stunden, die Rückreise ab Ecrins nur noch ca. 6 Stunden. Dazwischen liegen 4 Stunden Autofahrt, um die Parks miteinander zu verbinden.
Es kam von Anderen die Frage auf, wo wir den planen, wild zu zelten bzw. zu biwakieren? Klar habe ich mir bestimmte Tagesziele gesteckt und wenn möglich, immer ein Camp an einem Bergsee oder Fluss rausgesucht, doch wir wissen aus den langjährigen Erfahrungen, dass wir meist schon am ersten Tag dem Zeitplan hinterherhinken. Wir werden uns treiben lassen und ohne Druck losziehen. So kann es sein, dass wir uns an einem Tag nach 6 km an einem Traumplatz niederlassen und das andere Mal einen Mammutmarsch hinter uns bringen, weil sie einfach kein geeigneter Platz finden wird. Wir sind da kreativ und spontan genug.
Ein Roadtrip mit Esel Trekking..
Wollt Ihr gern mehr über den Umgang mit Eseln wissen? Interessiert Euch, wie man solch eine Trekking Tour mit Packtieren plant und realisiert? Wenn Ihr Tipps, Tricks und Erfahrungen sucht, wie so eine Abenteuer zum Erfolg wird, dann klickt bitte hier . Hier findet Ihr auch einen Bericht über unsere zwei Wochen, die wieder einmal mit Höhen und Tiefen gespickt sind.
Unsere Tour im Überblick zurück zur Liste
1.Woche Mercantour
Viele Stimmen meinen, dass der Mercantour aufgrund seiner südlichen Lage ein trockener Park und Wasser rar ist. Diese Erfahrungen können wir nicht teilen. Es gibt immer traumhafte Seen, viele Flüsse und kleine Quellen, die in den französischen IGN Karten verzeichnet sind. Im Vergleich zum Queyras querten wir neben dem kleinen Ort Mollieres nur noch am Ende La Roche. Daher muss man für die komplette Tour den Proviant mitnehmen. Ein Nachkauf ist nirgends möglich.
Die Landschaft ist abwechslungsreich. Von baumbewachsenen Hängen, über Bergwiesen bis hin zu Steinwüsten findet man alles. Interessant für Kinder, aber auch Erwachsene, sind die Hinterlassenschaften des 2.Weltkrieges. Überall findet man Bunker, Schießanlagen und alte Gebäudeanlagen. Der zweitägige Ausflug in den italienischen Nationalpark Alpi Maritime war wettertechnisch der schlechteste. Ansonsten war es stets warm bis heiß. Jedoch ist die Region bekannt für ihre schnellen und extremen Wetterwechsel, also Vorsicht.
Obwohl die An- und Abstiege exponiert und schmal sind, gab es nie Probleme für den Esel. Es gibt keine Kletterpassagen oder unüberwindbare Stufen. Man selbst als Wanderer sollte jedoch schwindelfrei und trittsicher sein. Bewandert man die GR-Wanderwege, trifft man auf viele Wanderer, sicher auch covid-bedingt. Doch geht man einsame Pfade, wie bspw. von Mollieres auf den Col Ferriére, dann trifft man Niemanden und fühlt sich wie in der Wildnis.
GPX Datei Mercantour gesamt
GPX Datei Mercantour Einzeln
2.Teil – Queyras
Im Queyras wurden wir Ende August mit schlechtem Wetter empfangen und einen Tag später wachten wir bei 10cm Neuschnee auf 2500m Höhe auf. Dieser Naturpark bot uns noch mehr Wasser in Form von Flüssen, Seen und Quellen. Außerdem ist dieser Park noch mehr von offenen Wäldern durchzogen, die oftmals tolle Camps mit Lagerfeuerstellen bieten und auch locker bis auf 2000m Höhe reichen.
Hier muss man den Proviant nicht für die gesamte Tour mitschleppen. Wenn man die Tour entsprechend plant, kann man bspw. in den kleinen Orten wie Abries oder Aiguilles Lebensmittel nachkaufen. Dafür muss man in Kauf nehmen, dass man im Gegensatz zum Mercantour mehr Straßen kreuzt und auch hier und da mal Autolärm hinnehmen muss.
Auch hier waren die GR-Wege und attraktive Tagesziele überrannt von Wanderern. Bogen wir dann mal von den Wanderautobahnen ab, waren wir allein unterwegs. Wir haben keinen Favoriten. Beide Parks haben uns gefallen und hatten ihre Pros und Kontras. Landschaftlich sind sie sich schon ein wenig ähnlich.
GPX Datei Queyras gesamt
GPX Datei Queyras Einzeln
3.Teil – Ecrins
Covid-bedingt mussten wir den Ecrins leider streichen und eine Woche eher nach Deutschland zurückreisen, da während unseres Urlaubes die Region Provence-Alpes-Côte d’Azur zum Risikogebiet erklärt wurde. Das hieß für uns, mit Umweg über die A5 am Parkplatz Neuenburg Ost, heimzureisen, um einen Schnelltest zu machen, der am Ende negativ war.
Leider geißelten wir uns aber selbst, da wir die Heimreise über den nördlichen Teil des Ecrins antraten. Kein Vergleich zum Mercantour oder Queyras. Während das Gelände in den beiden südlicheren Parks wegsamer ist, die Täler breiter und die Berghänge sanfter sind, steigen im Ecrins die Wände teilweise 1000m steil aus einem engen Tal hinauf. Überall schneebedeckte Berge und Gletscher. Dieser Park ist definitiv der alpinste von allen.
Wir wissen, dass wir in den Ecrins zurückkehren werden, vermutlich sogar dann 14 Tage, denn zu erwandern gibt es genug. Die Touren werden wohl kürzer werden, die Tageshöhenmeter stets jenseits der 1000 liegen. Aber wir nehmen die Herausforderung an und sind voller Vorfreude.
Das war ursprünglich unser Plan
Für den Ecrins Nationalpark haben wir erst in letzter Minute einen Anbieter gefunden. Wir hatten uns schon damit abgefunden, untere Tour ohne Esel zu laufen. Da wir dann aber nicht für 8 Tage hätten Proviant schleppen können, hätten wir vor Start in Dormillouse auf halber Strecke ein Essendepot anlegen müssen. Die Route führt zwar durch kleine Häuseransammlungen und Refugios, aber weit und breit keine Einkaufsmöglichkeit.
In Bellaffaire, 20km südlich von Chorges fanden wir mit dem Anbieter Bel’Ane einen wirklich lässigen Anbieter, der uns bei der Routenwahl wirklich ichts vorgab. Außerdem bot er auch einen Eseltransfer an. Das ist zwar mit 1 Euro je km (Hin- und Rückweg, auch Leerfahrt) ziemlich teuer, jedoch sparen wir uns einen Rundkurs und sind am Ende so flexibel und spontan, dass wir einen Tag vor Ende den Zielort ändern können.
Mit über 100km wird die Tour nämlich nicht nur die längste, sonderen auch die Höhenmeter-reichste. Wir sind aber motiviert, dass 15km am Tag dann kein Problem mehr sein sollten, weil wir eingelaufen sind und es routinierter von der Hand gehen sollte. Es gibt aber auch gegen Ende Abkürzungsoptionen, wo man 10 oder auch 30 Kilometer sparen könnte. Paar Asse im Ärmel haben sich in der Vergangenheit als praktisch erwiesen. Der präferierte Anbieter ist zu faul, einen individuellen Plan zu erarbeiten, die anderen 10 Anbieter antworten nicht auf meine Mail.
Wollt Ihr gern mehr über den Umgang mit Eseln wissen? Interessiert Euch, wie man solch eine Trekking Tour mit Packtieren plant und realisiert? Wenn Ihr Tipps, Tricks und Erfahrungen sucht, wie so eine Abenteuer zum Erfolg wird, dann klickt bitte hier . Hier findet Ihr auch einen Bericht über unsere zwei Wochen, die wieder einmal mit Höhen und Tiefen gespickt sind.
Nützliche Links zurück zur Liste
Französische Eselanbieter | Hier findet man eine virtuelle Karte mit vielen Eselanbietern |
Weitere Französische Eselanbieter | Man sollte beide Seiten prüfen, da das Angebot variiert. |
Geoportail Karte | Tolle zoombare Karte im Detail, die bei der Planung der Route hilft |
Unser Eselanbieter in Mercantour | Der Anbieter "Anes de Blore" befindet sich in Valdeblore , Mercantour Nationalpark im Süden des Parks |
Campingplatz nahe Anes De Blore | Für die Vorübernachtung wurde uns der Campingplatz á la Ferme empfohlen, der ganz nah beim Eselanbieter "Anes De Blore" ist |
Unser Eselanbieter in Queyras | Der Eselanbieter "Queyr'ane" liegt in Le Raux (Saint Veran), die als Vorübernachtung auch eigene Gites anbieten |
Unser Eselanbieter südlich von Ecrins | Bel'Ane bietet komplett freie Touren. Hier kann man selbst die Tour planen und diese dann laufen. Sie bieten auch Abolung oder Zustellung des Esels an |
Campingplatz nahe Bel'Ane | Der Campingplatz liegt 3km von Bel'ane entfernt in Gigors. |
Alternativer Eselanbieter nördlich von Ecrins | Der Anbieter "Anes en Montagne" liegt im äußersten Norden vom Ecrins Nationalpark. Von uns nicht zu empfehlen, da nicht gerade bereit, auf individuelle Wünsche einzugehen. |
Bivouac Mercantour | Hier findet Ihr die Bestimmungen vom Nationalpark Mercantour, leider auf französisch |
Bivouac Queyras | Hier die Bestimmungen vom Queyras Park zum Thema Bivouac |
Bivouac Ecrins | Pdf Datei mit französischen Informationen zum Bivouac im Ecrins Nationalpark |
IGN Kartenübersicht | Eine tolle zoombare Karte von IGN, die tolle Wanderkarten 1:25000 herstellen |
Geoportail Drohnen Karte | Übersichtskarte auf Geoportail, wo Flugverbotszonen für Drohnen sind |
Das Landkartenhaus | Für 15,90 Euro je Karte bekommt man für die Parks einen Maßstab von 1:25000 |
Reisebericht und Tour-Bilder zurück zur Liste
Best of Bilder vom Mercantour Nationalpark
Best of Bilder vom Queyras Naturpark
Kurzer Reisebericht
Für uns war es im Covid-Jahr 2020 der beste Kompromiss, den wir machen konnten. Da diese Parks und Esel Trekking ja schon mal geplant waren, freuten wir uns also, sie dieses Jahr in Angriff nehmen zu dürfen. Nach einer langen Anreise, vorbei am Vercors und dem Pass Col de la Bonette, bekamen wir einen tollen Vorgeschmack auf das, was da noch kommen sollte. Angekommen in Valdeblore St. Dalmas, waren wir schon ein wenig imponiert, wenn nicht sogar erschrocken, wie hoch und steil die Berge hier aus dem Tal aufragen. Nach einer intensiven Einweisung im Umgang mit unserem Esel Oslo ging es am Folgetag bei senkender Hitze 1100 Meter nach oben. Es sollte am Ende aufgrund der extremen Hitze eine der härtesten Wanderungen sein. Am Ziel erwartete uns ein glasklarer, eiskalter Bergsee, der sofort für Abkühlung sorgte.
Schon hier merkten wir die Auswirkungen von Covid, was uns später auch noch ein Franzose bestätigen sollte. Am See campierten wir nicht alleine und auch die üblichen GR-Wanderwege waren gut von Tageswanderern überfüllt. Wir nahmen es so hin, wussten ja, dass wir nicht in der Nordmongolei unterwegs sind. Die Folgetage führte uns die Tour immer mehr in Richtung Norden an und über die Grenze zu Italien. Richtig geschockt waren wir dann am zweiten Camp. Am Lac Graveirette, übrigens ein Geheimtipp der Eselanbieterin, trafen nach und nach Wanderer ein. Am Abend standen ca. 30 bis 40 Zelte um den kleinen See. So idyllisch dieser kleine See auch war, aber wir kamen uns vor wie auf einem Campingplatz. Fortan wollten wir solche magnetischen Anziehungspunkte meiden.
Im italienischen Alpi Maritime Nationalpark erwartete uns erstmals stark bewölkter Himmel und Regen, auch der Folgetag begrüßte uns mit „Bleib‘-doch-im-Bett“-Wetter. Wir zogen aber weiter und wurden belohnt. Es klarte auf und so bekamen wir wenigstens für kurze Augenblicke den Eindruck, wie spektakulär dieser Teil der Alpen ausschaut. Wir wollten noch an diesem Tag wieder auf französischem Boden zelten, aber auf dem Kamm tobte ein Unwetter mit dicken Wolken und Gewitter. Auf halber Höhe errichteten wir pünktlich mit den ersten Regentropfen unser Camp.
Die folgenden zwei Tage waren die Touren nun entspannter. Es ging mehr hinunter, die kurzen Anstiege kaum erwähnenswert. Am Lac Scluos befürchteten wir schon wieder ein Massencamp. Dieses Mal aber hielt der Geheimtipp der Eselanbieterin sein Wort. Wir hatten einen idyllischen See für uns allein. Am nächsten Tag querten wir den einzigen Ort der Tour. Molliéres ist doch eher eine Ansammlung von Häusern, jegliche Infrastruktur fehlt. Nur Strom zeugt von Zivilisation. Wir wollten hier nicht wie geplant nahe dem Dorf unser Zelt errichten und stiegen weiter im Tal Vallon Ma Gés auf.
Dieser Abschnitt und auch der weitere Verlauf zum Pass hinauf war wohl der schönste Teil der Tour. Hier trafen wir 1.5 Tage keine Menschenseele, das schmale Tal wechselte sich mit Baumbestand und Felsen ab. Hier fühlten wir uns Alle wohl. Nach dem harten Aufstieg folgte ein langer Abstieg. Dass es am Ende ein 1600hm Abstieg wurde, war dem knappen Proviant und dem morgigen Zeitdruck geschuldet. Nahe dem Ort La Roché campierten wir, unser Ziel keine 6km mehr entfernt. Als Belohnung gönnten wir uns Pizza, Wein und Cola. Mercantour hatte uns gefallen, Oslo gut mitgezogen. Die eine Woche mit dem Esel kam uns so ewig vor, mit Vorfreude starteten wir gegen Mittag des nächsten Tages ins Queyras. Jedoch mussten wir noch die Straße mit Parolen besprühen. Zwei Tage später sollte die Tour de France hier vorbeikommen.
Je mehr wir uns vom Mercantour entfernten, nahmen die Wolken zu. Am Col de la Bonette fing es dann an zu regnen, die Wolken zogen immer tiefer ins Tal, aber wir hatten ein anderes Problem. Auf einer Strecke von 200km über Dörfer und Pässe entdeckten wir keinen Supermarkt. Wir fuhren also einen Umweg von 20km, um noch für die Folgewoche einzukaufen. Es war mittlerweile 18 Uhr, eigentlich wollten wir in St. Veran wild zelten, der Eselanbieter bot es uns an. Aufgrund des Regens und der vorgerückten Stunde buchten wir ein Zimmer. Das aus dem Regen in den Folgetagen auch noch Schnee werden würde, konnten wir nicht ahnen. So wurden wir auf 2500m Höhe mit 10cm Neuschnee überrascht und zwang uns zu einem Ruhetag.
Dann aber besserte sich das Wetter mit jedem Schritt, mit jeder Stunde. Bald hatten wir wieder heiße Mercantour Temperaturen. Wir wussten, dass der Queyras mehr mit Straßen und Orten durchzogen ist, aber für uns hielt sich das Ganze in Grenzen. Man war doch viel allein unterwegs, fand immer einen idyllischen Lagerplatz für sich allein. Die kleinen, typisch französischen Orte boten uns einen Vorteil – Proviantnachschub. Bald nutzten wir die lascheren Gesetze der Naturparks aus und saßen abends am Lagerfeuer. Auf dem Weg zum Lac Grand Laus passierte dann wieder das, was uns immer im Urlaub passiert.
Man hat einen Plan, den Willen auch, um diesen zu erreichen und dann erscheint am Wegesrand ein Traumcamp besonderer Güte. Es war noch am frühen Nachmittag und während wir weitergingen, diskutierten wir nun Für und Wider. Bald sollte der steile 500hm Anstieg zum See hinauf folgen. Wir schauten uns alle Drei an und dachten das Gleiche. Wir gingen wieder zurück zum Traumcamp und schlugen dort unser Zelt auf. Dafür wurde am nächsten Tag geklotzt und nicht gekleckert. Die 500hm bewältigten wir in einem Atemzug, der Abstieg jenseits des GR’s war einsam. So einsam, dass wir uns bald an einer engen Stelle verrannten. Unser Esel Titue wollte nun weder vor noch zurück. Vorn versperrte ein enger Bergweg das Vorankommen, hinten ein querliegender Baumstamm das Zurückweichen. Ich musste mit letzter Kraft diesen Stamm beiseite räumen und wir mussten die 3.5km nun wieder zurück zum Hauptweg.
Fortan gab es keine Experimente mehr. Wir folgten wieder den breiten Wegen und verbrachten unsere letzte Nacht nahe dem Pass Fromage. Unser Ziel war keine 9km mehr entfernt. An diesem Abend im Zelt war uns klar, dass es die letzte Nacht war. Aufgrund von Covid mussten wir den Ecrins Trip streichen und die Heimreise eher antreten, ein Covid Test lag vor uns, um die Quarantäne zu vermeiden. Wir geißelten uns aber noch einmal selbst und traten den Heimweg über den nördlichen Ecrins Nationalpark an, um hier eine weitere Nacht am Wegesrand nahe dem Auto zu zelten. Hier war uns klar, Ecrins steht nun ganz oben auf unserer Liste und dann am besten gleich zwei Wochen. So imposante Berge, so tiefe Täler und so steile Flanken haben wir lange nicht mehr gesehen.
Wir kommen also wieder Frankreich, mit oder ohne Esel? Keine Ahnung, aber wir haben da schon wieder einen neuen Plan, bleibt also gespannt!
Wollt Ihr gern mehr über den Umgang mit Eseln wissen? Interessiert Euch, wie man solch eine Trekking Tour mit Packtieren plant und realisiert? Wenn Ihr Tipps, Tricks und Erfahrungen sucht, wie so eine Abenteuer zum Erfolg wird, dann klickt bitte hier . Hier findet Ihr auch einen Bericht über unsere zwei Wochen, die wieder einmal mit Höhen und Tiefen gespickt sind.