Radtour Schweiz Wild Zelten
Hagener Berge | Yvi und das Tourenradeln
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Vorwort Radtour Schweiz Wild Zelten
Da ich in den letzten beiden Jahren 2014 und 2015 in das Tourenradeln reinschnuppern konnte und mehr und mehr Gefallen daran gefunden hatte, konnte ich durch meine Erzählungen am Abendtisch meine Frau davon so begeistern, dass sie nun infiziert und es nur noch eine Frage der Zeit war, wann die erste Tour mit dem Rad anstehen sollte. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, wollte ich Mausi auch das Tarpen näher bringen. „Hä, wir nehmen nicht das Zelt mit?“ war jetzt nicht gerade das, was ich Freude nenne, aber manchmal muss man sie auch zu ihrem Glück zwingen.
Mitten in der Woche riefen die Eltern an, dass sie gern Täve übers Wochenende nehmen würden. Also reifte der Gedanke in mir, vielleicht irgendwas „outdoorisches“ zu unternehmen. Leider muss Yvi immer samstags arbeiten und somit blieb es erst einmal Theorie bis mir dann am Abend Yvi entgegnete: „Lass‘ uns zelten gehen!“ als ich ihr mitteilte, dass wir Täve am Wochenende abschieben könnten.
Im ersten Moment klingt es für Außenstehende abstrus für eine Nacht in der Natur soviel Planung auf sich zu nehmen. Aber da wir Beide viel für so einen Augenblick am Lagerfeuer und eine Nacht im Schlafsack geben würden, war dann alles schnell geplant. Ein Ziel in der Nähe, relativ flach und schnell mit Rad erreichbar. Am Samstag morgen wurden die Radtaschen gepackt, alles war erledigt. Wo bleibt nun Mausi?
Der kurze Kurztrip
Kurz nach 16 Uhr war sie dann da. Wie ein Drill Sergeant rannte ich ihr in der Wohnung hinterher „Zieh‘ Dich um, mach‘ hin, komm‘ beeil Dich“. Nun waren ihre Multitasking- Fähigkeiten gefragt. Warum der Stress? Es sollte ja 18.30 Uhr dunkel werden. So kamen wir dann gegen 16.30 Uhr los und hatten nun ca. 50 km vor uns. Da Yvi noch kein Tourenrad hat und sie das Gepäck nicht auf den Rücken tragen wollte, begnügte sie sich mit meinem ollen Mountain Bike.
Ich nahm das gute Pinion. Die vier Radtaschen reichten völlig aus um alles Nötige zu bewegen. Schnell passierten wir in Stein am Rhein die Grenze und fuhren entlang dem Rhein weiter Richtung Schaffhausen. Es war relativ angenehm von den Temperaturen, aber die Sonne kam leider nicht durch die dicke Wolkendecke, Regen war erst einmal nicht angesagt.
Über einsame Landstraßen, vorbei an lila-gelb gefärbten Feldern erreichten wir erstaunlich schnell Schaffhausen, aber auch die Dämmerung hatte erstaunlich schnell eingesetzt. Bei der ganzen Vorbereitung vergaß ich, das Mountain Bike mit Licht auszustatten, Yvi bekam die Stirnlampe auf und weiter ging’s. Da man beim Tourenradeln die meiste Zeit im Sattel verbringt und aufgrund der Radtaschen den wackligen Wiegetritt meidet, tat dann auch nach Schaffhausen Mausi der Arsch weh. Ich hatte ihr mein Mitleid mit den Worten „Komm‘ mach hin, es wird bald dunkel!“ bekundet und erntete böse Blicke, gepfeffert mit entsprechenden Worten.
Es war nun abzusehen, dass wir bei völliger Dunkelheit das Ziel erreichen würden, was nur einen Vorteil hatte, dass uns Keiner beim Aufstellen des Tarps sehen konnte. Eigentlich bevorzuge ich es aber, maximal in der Dämmerung am Camp anzukommen um ohne Licht nach dem richtigen Platz, nach Wasser und Holz suchen zu können. Das Tempo entsprach mittlerweile dem eines schnellen Joggers. So blieb mir viel Zeit, die bewaldeten Hänge links der Straße zu begutachten. Kurz nach Merishausen, es ging immer leicht ansteigend 1-2% im Tal Richtung Neuhaus hinauf, fand mein geschultes Outdoor-Auge einen möglichen Waldabschnitt.
Ich versuchte die Wogen zu glätten „Schatz, wollen wir schon stoppen?“. Es waren zwar nur noch 10km zum eigentlichen Ziel, aber Yvonne nahm die nette Geste dankend an. Wir bogen links ab und es ging gleich steil bergauf. Yvi schob, da sie leichte Krämpfe plagte. Ich fuhr voraus und suchte nach einer passenden Stelle. Weit und breit kein Sichtschutz, da nur Wiesen und Felder. Also noch weiter nach oben. Dann fing der Wald an, Yvonne war zuversichtlich, dass ich was finden würde.
Sicher war sie auch glücklich, ihren Arsch nicht mehr im Sattel zu haben. 5 Minuten später fanden wir dann einen alten, schon lange nicht mehr benutzten, ebenen Weg. Die Stelle war perfekt, da von Bäumen umgeben, aber trotzdem mit etwas Sicht auf das Tal, da die Bäume nur noch wenig Laub trugen.
Erste Aktion: Tarp aufbauen, was dann auch nach 5 Minuten erledigt war. Yvonne meinte, dass wir es nicht bräuchten, aber in der Nacht sollte sie eines Besseren belehrt werden. Während Yvonne nach Holz suchte und Schlafsack und Isomatten unter dem Tarp drapierte, zog ich mit Rad noch einmal los um Wasser zu holen, was es leider nur unten nahe der Hauptstraße gab. Da die Ortlieb Radtaschen kein Wasser reinlassen, lassen sie auch keins rein. Also wurden die Wassersäcke und eine Radtasche eingesackt und ab nach unten. Mittlerweile schien der Mond ein wenig durch die Wolken, ich fuhr ohne Licht den Hang hinab, hielt an der erstbesten Stelle, die ein Wassergeräusch verursachte.
Nun machte ich die Stirnlampe an und mich schauten 10 Augenpaare leuchtend an. Gott, war ich erschrocken. Da stand eine Herde Schafe, die mit mir nichts anzufangen wussten. So nun schnell Wasser auffüllen, vorher kurze Geschmacks- und Geruchsprobe. Alles bestens! 10 min später war ich dann wieder am Camp. Alles war soweit vorbereitet, nun musste ich nur noch eine 15cm Grube fürs Feuer ausheben. Zum Einen als Sichtschutz mit Erdwall in Richtung Straße, zum Anderen um später alle Spuren zu verwischen und die Grube einfach zu schließen.
Gegen 20 Uhr saßen wir dann in unseren Therm-a-rest Chairs und kamen zur Ruhe. Das Feuer war entfacht, die Lagerfeuerstimmung begann auf unseren Puls einzuwirken. Erholung pur, idyllische Stille, nur ab und an ein Auto im Tal zu hören. Wir versuchten die Flamme immer niedrig zu halten, hatten wir doch ein wenig Angst, dass Jemand im Tal uns sehen könne. Auf dem Gaskocher brodelten die Nudeln vor sich hin, Yvonne widmete sich den Beilagen und der Soße. Währenddessen duschte ich mich kurz unterm Wassersack ab, rein in frische Klamotten und nun den Abend genießen.
Keine Ahnung, wieviel mal ich mich bei meiner Maus bedankte, aber mir gab dieser Abend und die folgende Nacht wieder soviel an Outdoorgenuss, dass es mit Worten wohl nicht annähernd zu beschreiben ist. Es war eine laue Herbstnacht, fast wie im Frühling. Windstill, trocken und am Feuer auch angenehm warm. Das Essen schmeckte und war bald verzehrt.
Am Lagerfeuer bei einem Glas Wein genossen wir die Stille, ich fragte Yvi, was ihr den im Kopf für Gedanken umher schwirren. Ich wollte auf eine Antwort hinaus, die mir in den Sinn kam, weil es bei mir gerade so war. Sie sagte: „An nichts, komischerweise und seit langen an nichts“ Genau so ging es mir auch. Wo man sonst zu Hause an Job, Familie, Gesundheit und alle damit verbundenen Probleme denkt, saßen wir nun hier draußen völlig gedankenfrei.
Einfach herrlich und unbeschreiblich. Gott, saßen wir noch lange und quatschten über dies und das, hielten inne und auf einmal ein Aufschrei „Eine Sternschnuppe!“ Ja, Mausi wünsch‘ Dir doch was! Es muss dann irgendwo gegen Mitternacht gewesen sein, wo die Schlafsäcke nach unserer Anwesenheit riefen. Wir folgten diesem. Schön eingemummelt lauschten wir noch dem raschelnden Laub, über welches die Mäuse liefen.
Am Sonntag Morgen, noch vor der Dämmerung fing es an zu nieseln, ab und an etwas stärkerer Regen. Da aber der Baum über uns noch erstaunlich viel Laub trug, blieb unser Platz und das Feuerholz trocken. Mit Einsetzen des Morgens hörte auch der Regen auf und kaum war das Feuerchen entfacht, blinzelte die Sonne aus Richtung Osten auf unser Camp. Sollte das etwa ein schöner Tag werden? Soviel Gnade hatten wir vom Wettergott lange nicht mehr bekommen. Viel Kaffee und Müsli brachte Leben in die müden Knochen, wir ließen den Tag ruhig angehen.
Zusammengepackt war dann alles ganz schnell, die Motivation von Yvonne war enorm, mit dem Rad den Rückweg anzutreten. Ich verheimlichte Ihr also erst einmal die 18% Rampe ab Bargen Richtung Neuhaus. Innerlich hatte ich also noch ca. 30min Zeit, die passenden Worte für dieses Monster zu finden. Dann war es soweit, wir befanden uns kurz vorm Anstieg, doch ein Hinweisschild mit der Steigungsangabe kam mir zuvor. Es wurde von Yvonne nur mit den Worten „Und wann wolltest Du mir das beichten?“ kommentiert. Oh, nun war dicke Luft und Yvonne fuhr wütend vorneweg, wie ich fande zu schnell, was sich am Ende des Anstieges rächen sollte. Oben angekommen meinte sie, dass sie bereits jetzt im Arsch sei.
Ich baute sie mit dem nun folgenden tendenziell abfallenden Streckenverlauf wieder auf. Es rollerte fortan super über Dörfer, die Sonne kam mehr und mehr durch, ein herrlicher Herbsttag entfaltete sich, perfekter konnte das Wochenende nicht sein. Na gut, die Launen meiner Frau nehme ich mittlerweile mit Humor und stoisch zur Kenntnis. Ich weiß, dass es ihr gefällt. Hier und da ein Päuschen um den Rundumblick zu genießen und gegen 13 Uhr waren wir nach 55km wieder zu Hause angekommen.
Fazit Radtour Schweiz Wild Zelten
Es war ein kurzes Outdoor-Intermezzo, was Einem mal wieder zeigt, dass sich der große Aufwand lohnt. Einfach mal aus den Puschen kommen, nicht so lahmarschig sein und Initiative ergreifen, dann wird aus einem beliebigen Wochenende ein besonderes. Ach, und das Tourenradeln hat Yvi gefallen. Durchaus denkbar, dass wir nun mal häufiger mit dem Rad auf Reisen gehen.