Schweiz Radtour Seen Alpen
Se(h)en Tour 2018 | Viel Berge und viel Wasser
Schweiz Radtour Seen Alpen
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Vorwort
Routenvorbereitung
Route im Detail
Erlebnisbericht
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Nachdem ich Anfang 2017 das letzte Mal allein mit dem Reiserad unterwegs war, konnte ich es kaum erwarten, mal wieder auf Solotour zu gehen. Nicht, dass ich diese Art zu reisen bevorzuge, aber aktuell sind weder Täve noch Yvonne in der körperlichen Verfassung, eine Tour durch die Alpen mit vielen Höhen und Tiefen zu meistern. Daher nutze ich diese Solotouren auch zukunftsorientiert um Ausschau nach lohnenden Abschnitten zu halten. Es ergab sich nun über Pfingsten die tolle Möglichkeit, 5 Tage abzuhauen. Toll, dass meine Freundin mir diese Freiheit gibt. Die Wetteraussichten waren nicht rosig, aber ich wollte einfach losfahren und es auf mich zukommen lassen. Das Reiserad war startklar, das Tarp als Herberge auserkoren, nun musste nur eine Route gefunden werden.
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Mir liegt viel daran, ab der Haustür zu starten und die gesamte Tour ohne Verkehrsmittel auszukommen. Das schränkt zwar das Handlungsgebiet ein und mit der Zeit auch die Ziele, aber für mich zählt am Ende der Weg und die Aussichten, auch wenn ich am Ende Wege nach Jahren mal wieder befahre. So trieb es mich in die Ostschweiz, meine erste Tour ging auch in die Richtung, doch wollte ich mich mehr in den Süden, in die französische Schweiz vorwagen. Im Fokus lagen dabei die vielen Seen der Schweiz, mal kleinere unbekannte, mal größer namhafte. Durch Zufall entdeckte ich bei Gpsies.de die Möglichkeit, sich markierte Radrouten anzeigen zu lassen. Diesen folgte ich nun in meiner Planung meistens, verliefen sie doch meist abseits der Hauptstraßen.
Ich plante die Tour erst einmal in der Hoffnung, das Wetter würde mir beistehen. So sollte es erst über den für Autoverkehr gesperrten 1632m hohen Mittelberg gehen, ein kleiner Seitenpass rechts des Jaun-Pass. Folgen sollte die Große Scheidegg, dieses Mal von Süden aus. 2016 hatte ich diesen wenig frequentierten Pass bereits von Meiringen aus bewältigt, was für ein Pass. Zum Ende noch Ibergeregg und Sattelpass und dazwischen und davor immer wieder Wellen und Hügel, die keine klanghaften Namen vorweisen, aber trotzdem Körner kosten. Insgesamt sollten nach den 5 Tagen 570 km auf der Uhr stehen und 9.200 Höhenmeter erklettert werden. Ob und wie es mir bei den Tagesetappen von 90 bis 140 Kilometer so ergangen ist, lest Ihr weiter unten.
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Hier seht Ihr bereits die bereinigte, am Ende gefahrene Tour. Wie Ihr sehen könnt, fehlt der Mittelberg, die Große Scheidegg und das Ibergeregg. Warum, erfahrt Ihr im Bericht. Dafür bin ich den schönen Jaunpass und die Steinerbergstraße hoch. Es gab sehr ebene Abschnitte, gerade am Anfang am Rhein entlang oder am Ende nach Turbenthal hinunter. Dazwischen immer wieder sehr bergige Abschnitte, teilweise allein für mich, aber auch unter tausenden von Autos.
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1. Tag | Bodensee – Rhein – Herzogenbuchsee
Der erste Tag meiner Touren führt mich immer erst einmal von zu Hause weg und ich bin auf der Suche nach einem halbwegs interessanten Weg. Dieses Mal wollte ich nicht geradewegs gen Süden fahren, wo die Alpen schon eher auf mich warten, sondern eine leichtere Anreise am Rhein entlang versuchen. Anfangs ging es somit eher flach am Rhein entlang. Der Rheinfall stand als erstes Päuschen auf dem Programm und ich frage mich immer wieder bei dem Anblick des Felsens, wann das Teil endlich mal abbricht.
Während es bei uns am Bodensee noch neblig war und die Wetterprognose auch keine Freudensprünge verursachte, gab Petrus ab Schaffhausen Hoffnung. Unzählige Mal wechselte ich die Seiten, in die Schweiz rein, von Deutschland raus. Manchmal war der Grenzübergang als solches gar nicht mehr zu erkennen. Doch dafür folgte ich einem relativ ruhigen und wenig frequentierten Verlauf, der natürlich mit Umwegen über Dörfer und Bauernhöfe verbunden war, aber der Weg ist doch immer das Ziel.
Bei Bad Zurzach am Hochrhein wechselte sich meine Fahrtrichtung von West auf Süd, nun verließ ich Deutschland endgültig und machte mich an den ersten längeren, aber dennoch entspannten Anstieg. Die Mittagspause, kurz zuvor, hatte mir wieder Kraft gegeben. Bald erreichte ich die Aare, dessen Verlauf ich flussaufwärts folgte. Der Tiefebene von Aarau bis Solothurn musste und wollte ich bald verlassen. Das Berner Oberland lockte und die einsamen Seitenhänge der Tiefebene sowieso. Ich genoss die Ruhe, die Atmosphäre der Bauernhöfe und Felder und die damit verbundenen Gerüche.
Auf dem Plan stand eigentlich heute die Zahl Kilometer 160 bis 170, Ziel Lauterbachtal. Doch kurz vor Herzogenbuchsee überquerte ich eine tolle, idyllische Waldstraße, immer wieder mit Feldern und sonnigen Passagen. Hier wollte ich bleiben. Ein kleiner Bach flüsterte mir „Na, dann bleib‘ doch. Für Dein Wohl ist gesorgt“. Kurzer Blick auf der wenig befahrenen Straße nach vorn und zurück, kein Auto und schwupps war ich samt Rad im Dickicht verschwunden. Nun begann die Suche nach einem lauschigen Versteck. Die Nächte zuvor hatte es stark geregnet, trockene Plätze waren rar, trockenes Feuerholz für meinen Hobo auch.
Es war nun gegen 18 Uhr als ich dann ein passendes Fleckchen fand. Das Tarp stand, Wasser war herangeschafft und einigermaßen trockenes Holz gesammelt. Ich genoss nun erst einmal die Einsamkeit und die Ruhe und entspannte im TAR Chair. Es war ein guter Auftakt. Die Tour nicht langweilig, aber auch nicht unbedingt abwechslungsreich, eher das Mittel zum Zweck. Der Zweck, morgen endlich in die Voralpen hinein zu fahren, mehr Anstiege zu fahren, verschneite Berge am Horizont zu erblicken.
Bilder des Tages Schweiz Radtour Seen Alpen
Der R(h)einfall in Schaffhausen - touristisch stark frequentiert
2.Tag | Herzogenbuchsee – Bern – Jaunpass
Die Nacht verlief trocken und ruhig. Der erste Blick galt am Morgen dem Regenradar, ob das auch am zweiten Tag so bleiben sollte. Bis Nachmittag sollte ich erst einmal Ruhe haben, aber von Osten sollte was kommen, was gar nicht gut aussah. Beim Frühstück legte ich mir so ein paar Optionen zurecht. Der Hobo köchelte den Kaffee auf, derweil ließ ich mir die nicht mehr ganz so frisch anmutenden Brötchen schmecken. Gegen 9 Uhr saß ich wieder auf dem Bock und die Fahrt ging gen Süden nach Bern weiter. Nach einer Stunde bog ich nach dem kleinen Örtchen Burgdorf in das verschlafene Seitental Lauterbach ab und ärgerte mich nun schwarz, dass ich es gestern nicht mehr bis hierher geschafft habe und mich eher niederließ.
Eingesäumt von Bäumen und unberührten Almwiesen, schlängelt sich eine kleine Straße auf 10 Kilometer Länge 300 Höhenmeter genüsslich nach oben. Hier hielt ich inne. Eine Pause war eigentlich noch nicht geplant, aber warum nicht anhalten und genießen, wenn Einen dabei Keiner stört? Die Sonne wärmte ordentlich und bei der Weiterfahrt kam ich in meinen langen Klamotten ordentlich ins Schwitzen. Auf solche Temperaturen hatte ich mich nicht eingestellt. Bald hatte ich den Anstieg geschafft, wusste aber, dass nun nach einer längeren Abfahrt die Bern-Durchfahrt auf mich warten würde.
Bern wurde mir als sehenswerte Hauptstadt beschrieben. Egal, Menschen -und Automassen sind für mich nie sehenswert, jedoch gestaltete sich dir Durchfahrt als schnell, direkt und relativ stressfrei. Im Botschaftsviertel hielt ich Ausschau nach den internationalen Botschaften, nur Guatemala fiel mir dabei ins Auge. Ich konzentrierte mich eher auf den Routenverlauf, der mich am Ende sogar über einen Friedhof führte. Wo, wenn nicht hier, hat man sonst so eine Ruhe? Ich pausierte kurz für ein Päuschen im Schatten.
Nun folgte ein stetiger ansteigender 30 Kilometer langer Abschnitt, der mit 500 Höhenmeter zu Buche schlug. Alles halb so wild, denn dazwischen gab es immer wieder Abfahrten. Das Berner Oberland stand im Osten mit schneebedeckten Gipfeln am Horizont. Darüber dunkelblaue Wolken, die nichts Gutes verkündeten. Bald war sogar das Grollen der Gewitter zu hören. Ich fuhr aber erst einmal weiter, lag eigentlich gut im Plan, heute den Mittelberg zu erreichen, einen Nachbaranstieg des Jaun Passes, der für Autos gesperrt, aber asphaltiert ist. Dort, auf 1600 Meter Höhe, wollte ich mein Tarp aufschlagen.
Die Vorfreude auf diesen Anstieg war groß. In Zumholz bei Kilometer 80 erwischte es mich dann. Ich bekam noch die ersten Tropfen ab, konnte aber Schutz unter einem Dach finden, bevor der Hagel und der Starkregen zu Boden hämmerte. Ich war in Gesellschaft einer netten Familie mit zwei Kindern in Täves Alter, die auf Wandertour waren. Wir kamen ins Gespräch und ich zollte meine Hochachtung, dass sie mit den Kindern bei solch Wetterlage nicht abbrachen, sondern durchzogen. All das täuschte aber darüber hinweg, dass die Zeit immer mehr davonrannte und mein Zeitplan ins Wanken geriet.
Bald war die Familie weg und ich zog die Regenklamotten an und zog im leichten Regen weiter. Im Gedanken hatte ich eine Notlösung, die mich traurig stimmte, aber an einem Plan festzuhalten, der Einen in Schwierigkeiten bringen kann, bringt genau so wenig. Ich folgte also der geplanten Route weiter, wollte noch den ersten Teil des Jaunbach Tals bewältigen und bei der erstbesten Gelegenheit ein Camp beziehen. Die Wolken hingen immer noch tief und dunkel, doch mit jedem Kilometer klarte es auf.
Am Einstieg zum Jaunbachtal folgte ich nun nicht der Hauptstraße, sondern einem kleinem Zufahrtsweg für Bauernhöfe, der südlich der Hauptstraße parallel und mit genügend Abstand hinaufführt. Diesen genoss ich nun in vollen Zügen. Sogar die Sonne kam noch einmal raus. Abendsonne, Grillenzirpen, Kuhglockengeräusche und nur selten ein Auto. Ich schaltete den leichtesten Gang und taumelte wie in Trance den Berg hoch. Ich hatte noch ausreichend Zeit, war mir sicher, in diesem Gelände schnell was Schönes zu finden. Ein Irrglaube, wie sich zwei Stunden später herausstellen sollte.
Immer noch war ich auf der Suche nach einem geeigneten Platz. Entweder kein Wasser in der Nähe, ein bewohntes Haus in der Nähe oder das Gelände ungeeignet. Ich begab mich sogar auf einen Mountain Bike Trail, der die Straße verließ und später wieder drauf führte. Ein umständlicher Umweg, der mir nichts brachte. Nun war ich am Ortseingang von Val de Charmey angekommen. Mist, wohin nun. Ich pausierte kurz für eine Pinkelpause, die Zeit musste sein, aber das Kirchturmläuten im Ort signalisierte mir die 19.Stunde des Tages. Meine Fresse, wohin mit mir? Ich entdeckte einen gesperrten Wanderweg, den ich hineinlief und mit meinem geschulten Auge für illegale Plätzchen erspähte ich ein Holzkonstrukt an einem Fels. Ideal für mich, um darüber mein Tarp aufzuspannen.
Aber da war noch ein Problem. Wo gab’s Wasser? Glücklicherweise befand sich unweit des Weges ein Brunnen, der genug Wasser lieferte. Am Camp hatte ich mich nun häuslich eingerichtet, da lächelten die letzten Sonnenstrahlen des Tages noch einmal durch die Bäume. Der Hobo war im vollen Gange und das Abendessen bald fertig. Nicht nur mich lockten die Dämpfe des Essens. Ein junger Fuchs streifte im Abstand von 20 Meter um mein Camp. Wie gemein, abbekommen würde er wohl nichts, ich hatte einen Bärenhunger. Der Tag war nicht perfekt verlaufen, aber ich war ja schon froh, halbwegs trocken durch den Tag gekommen zu sein. So genoss ich den sternenklaren Abend mit meinem Nachbar Herrn Fuchs.
Bilder des Tages Schweiz Radtour Seen Alpen
Das Holzkonstukt kam wie gerufen | Camp in Val de Chamery
3.Tag | Jaunpass – Simmental – Interlaken – Grießbachfälle
Eine weitere trockene Nacht und ein sonniger Morgen weckten in mir Schaffenskraft. Heute lag ein langer Anstieg vor mir. Zwar nur 700 Höhenmeter, aber mit Reiserad eine Herausforderung. Ich hatte mir den Mittelberg abgeschminkt und wollte nun über den Jaunpass abkürzen. Ich ersparte mir so den Südschwenker über Gstaad und konnte bereits am Mittag wieder im Plan sein. Gegen 9 Uhr saß ich wieder auf dem Rad und fuhr mich auf gemächlichen Steigungen warm. Die Sonne strahlte ungebremst auf den Asphalt, ich hoffe auf Baumbewuchs im Anstieg, sonst würde ich wohl jämmerlich zerlaufen.
Im gleichnamigen Ort Jaun zweigte sich dann der eigentliche Anstieg zum Pass nach links ab, rechts wäre es zum Mittelberg gegangen. Sehnsüchtig blickt ich in diese Richtung und wusste, ich würde wiederkommen um auch diesen einsamen Anstieg mal zu erkunden. Ich folgte nun dem für alpine Verhältnisse eher ruhigen Straßenverlauf der Jaunstraße. Es waren noch 500 Höhenmeter zu bewältigen. Mittig davon plante ich eine Verschnaufpause ein. Es rollte gut, der Anstieg human, der Baumbestand verhinderte schlimmeres. Ich hatte keine Sonnencreme eingepackt, also nutzte ich jede Gelegenheit, im Schatten zu verweilen oder zu fahren.
Gegen frühen Mittag war der Jaun Pass Geschichte, nach einer kühlen Cola sollte nun eine lange Talfahrt bevorstehen, doch die Serpentinen des Jaun Passes bergab waren mit Reiserad, wie all die Passabfahrten der Alpen, Anstrengung pur. Anbremsen in den Kurven, wieder Gas geben, einfach rollen lassen war nicht drin. Im Simmental angekommen fuhr ich abseits der Hauptstraße auf ruhigen Nebenstraßen und ausgezeichneten Radwegen Richtung Thuner See. Die Wolkendecke verdichtete sich und in der Ferne grollte es wieder, doch ich bekam immer noch die Breitseite an Sonne ab. In Spiez am Thuner See angekommen verbrachte ich meine verspätete Mittagspause an einer Tankstelle.
Es wurden einige Sachen für den Abend nachgekauft und ein leckeres Schnitzelbrötchen sollte mich für die kommenden Kilometer stärken. Es stand ja heute als Endgegner noch der Anstieg zur Großen Scheidegg auf dem Programm. Flach ging es dann noch bis Interlaken, begleitet von Grollen und dunklen Wolken, pausierte ich noch einmal kurz in diesem von Touristen überlaufenen Zentrum. Wetterradar und Prognose bestätigten mir das, was ich live sah. Eine fette Wolkendecke hing am Eiger Massiv und regnete sich dort ab. Bis hinunter ins Tal war alles zu, tief hängende dunkle Wolken, dazu ein rhythmisches Donnern und Blitzen.
Nach der gescheiterten Nacht auf dem Mittelberg hatte ich wenigstens noch die Nacht an der Scheidegg mit Blick auf den Eiger als Hoffnungsschimmer gesehen, aber aufgrund der Wetterlage und der Voraussicht, dass dort oben auf 2000 Meter vermutlich auch Schnee liegen würde, zog ich nun einen Weg am Brienzer See in Betracht, den ich bei meiner letzten Schweiz Tour bereits befahren hatte. Dieser ist für Autos nicht zugänglich und so plante ich dort mein Camp ein.
Trotz dessen, dass nun genügend Zeit war für die letzten 18 Kilometer des Tages, wollte ich einfach nur raus aus Interlaken und pausierte noch einmal in ruhiger Lage am Brienzer See. Enttäuscht war und bin ich nie, wenn ein Plan nicht so verläuft wie gewünscht. Die Hauptsache ist das Unterwegs sein. Also fuhr ich mit stets guter Laune weiter Richtung Tagesziel. Da immer wieder parallel die Hauptstraße aus dem Tunnel führt und somit laute Autogeräusche die sonst so schöne Idylle stören würden, war ich auf der Suche nach einem Platz, der genau über dem Tunnel der Autobahn lag. Ich fuhr und fuhr und fuhr und kam den Grießbachfällen immer näher. Vorher musste ich ein Camp gefunden haben, denn danach begann wieder die Straße und der Lärm.
Etwa 700 Meter vor diesem Punkt lächelte mir ein kleiner Brunnen am Wegesrand zu, ein Zeichen? Naja, wohl eher nicht. Bald stand ich vor den Wasserfällen, aber kein Camp in Sicht. Ich drehte also noch einmal um und aus dieser Perspektive entdeckte ich nun ca. 200 Meter entfernt ein kleines umwaldetes Plateau, wo ich tatsächlich fündig wurde. Es war gerade mal 17.30 Uhr und ganz entspannt schleppte ich die Taschen zum Platz. Dann schnappte ich mir mein Rad, fuhr zurück zum Brunnen und war bald samt Rad am Camp um mich nun für den Abend und die Nacht herzurichten. Dass es eine gute Entscheidung war, diesen Weg einzuschlagen, bestätigten mir immer wieder die fernen Donner.
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Sonne satt und Anstieg voraus | eine schlechte Kombination
4.Tag | Grießbach – Brünigpass – Luzern – Sattelpass – Sattelegg
Die Nacht war wieder einmal trocken und von Vogelgezwitscher und dem entfernten Rauschen des Wasserfalls wurde ich sanft geweckt. Der heutige Streckenverlauf war neu für mich und ich war voller Vorfreude. Außerdem bot sich mir die Chance, meine Eltern spontan am Zuger See zu treffen. Sie waren gerade mit ihrem Wohnwagen unterwegs. Ob es wohl passen würde? Ich frühstückte genüßlich und war 9 Uhr startklar. Entlang an den Grießbachfällen und hinab nach Unterbach zum Flughafen war ich noch allein unterwegs, der Schock erwartete mich erst im Anstieg zum Brünigpass.
Klar, es war Pfingstmontag. Alle waren unterwegs. Es zog sich eine Blechlawine den Anstieg hinauf, da half auch das krze entspannte Stück durch Brienzwiler nicht. Hier gab es leider keine ruhige Alternative, ich musste genervt den Autolärm hinnehmen, genau so wie die Autofahrer mich als Störquelle auf „ihrem“ Asphalt hinnehmen mussten. Daher wollte ich schnell durchziehen und die schlappen 400 Höhenmeter in einem Ritt machen. Es war schnell geschafft und ab und an belohnte mich ein toller Ausblick auf Meiringen.
Nun folgte dafür wieder eine rasante Abfahrt und ein abgelegenes Sträßchen. Ab dem Lungerner See ging es seelisch entspannt auch am Sarner See vorbei. Eine tolle Landschaft, viele Seen, viel Wald und viele Radfahrer. Das Wetter spielte auch heute super mit. Bei Sarnen war dann Mittagspause angesagt und da mir der Brünigpass mächtig gestunken hatte, plante ich ab Küssnacht meine Tour spontan um und umging die noch stärker befahrene Schwyz Ebene.
Erst einmal musste aber der Vierwaldstätter See umfahren werden. Luzern als größter Ort am See wieder einmal ein Nadelöhr voller Touristen. Irgendwie bekam ich aber nicht soviel mit wie erwartet, das Navi lenkte mich durch ruhige Abschnitte und bald war ich in Küssnacht. Kurz danach eine letzte größere Pause, denn die Sonne brannt ordentlich. Ich sagte meinen Eltern ab, die nur 3 Kilometer entfernt ihr Camp bezogen hatten. Ich war knapp im Zeitplan und wusste, dass ich mich sonst bei denen verquatscht hätte.
Nun ging es erst einmal flach am südlichen Ufer des Zuger Sees entlang und in Goldau wählte ich die Steinerbergstraße, die mich geradewegs auf den Sattelpass führen sollte. Anfangs noch ruhig, nahm der Verkehr weiter oben zu, da hier die Straße von Schwyz auch lanfführte. Die Hochebene lud zum Verweilen ein, aber mich jagte nun eine Regenwand. Ich wollte ihr entkommen, aber immer wieder erwischte mich das Nass von oben. Es war aber hinnehmbar, eine Pause wollte ich nicht mehr einlegen. Bald bog ich von der Hauptstraße ab und hatte als letzten Ort Einsiedeln am Sihlsee im Visier. Hier ergab sich noch einmal die Möglichkeit, Essen und Trinken nachzukaufen.
Ich überquerte dann den See auf einem schmalen Damm und stand nun vorm letzten Anstieg des Tages. Ich folgte nicht der Hauptstraße zum Sattelegg, sondern einer etwas südlich gelegenen Bergstraße. Wieviel Höhenmeter es noch werden würden, hing stark vom Camp ab. Ich hatte aber genügend Zeit, es war nur 17.30 Uhr. Gechillt und ohne Stress drehte ich den Shifter auf 2 und kurbelt verschlafen den Anstieg nach oben. Es ergaben sich schon hier tolle Möglichkeiten zum übernachten, doch von Wasser weit und breit keine Sicht. Bald waren auch die letzten Höfe hinter mir, der Asphalt endete, eine Forstpiste verschwand im Wald.
Es dauerte keine 10 Minuten mehr und ich war am Wegepunkt „Camp?“ angekommen. Genau hier war ein kleiner Bach und ein offenes Camp war auch schnell gefunden. Am Ende von allen das schönste, mit kleiner Aussicht, Sonnenuntergang garantiert und Badestelle direkt am Platz. Was für ein Traum. Das entschädigte mich ein wenig für den Lärm des Tages. Hier oben machte nur noch ich Geräusche. Idylle pur. Ich genoss die Atmosphäre in vollen Zügen, kochte ein leckeres Menü und schaukelte noch bis 23 Uhr in meinem Stuhl und starrte in Hobo-Feuer bevor es mich dahinraffte.
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5.Tag | Sattelegg – Tösstal – Winterthur – Stein am Rhein
Der letzte Tag brach an und in der Vergangenheit habe ich den Heimweg immer als notwendiges Übel betrachtet, da ich ja nur nach Hause wollte und keine Nacht mehr im Freien lockte. Somit genoss ich den Morgen in vollen Zügen, ließ mir ein wenig mehr Zeit als sonst und startete so erst gegen 10 Uhr. Es folgten noch ein paar Höhenmeter bis zum Sattelegg. Dann eine einsame Abfahrt, die sicher dem Dienstag geschuldet war. Die Feiertage waren vorbei und ich hatte die Straße für mich. Der Verkehr nahm aber abrupt in der Ebene des Zürich Sees wieder zu. Ich musste mich daran gewöhnen, denn ab hier begann wieder die urbanen Großräume der Schweiz.
Aus der Ebene musste ich nun wieder 300 Höhenmeter in Richtung Wald hoch, um danach eine lange und entspannte Talfahrt ins Turbenthal zu genießen. Irgendwie war ich dieses Mal begeistert vom Routenverlauf. Er war so schön, dass ich gar nicht heim wollte. Ich machte aller 20 Kilometer Pause, wo es gerade schön war. Die 113 Kilometer würde ich ja locker bis heim schaffen, ich hatte genug Zeit. Zu Hause wartete auch Frau und Kind nicht, denn die waren in Richtung Heimat unterwegs. Also dehnte ich die Tour ein wenig aus.
Bald kam ich in bekannte Gefilde. Winterthur als einziger Großstadt des Tages musste noch einmal durchfahren werden, dann wurde es wieder ruhig. Es stellten sich immer wieder kleine Bergrücken in den Weg, aber die großen langen Anstiege waren es nicht mehr. Die Sonne knallte wieder mal ordentlich runter und ich freute mich immer auf die Waldstücke im Anstieg. Die Brunnen in den kleineren Orten wurden immer als Frische- und Wasserspender genutzt. Bald erreichte ich Stein am Rhein und war nun keinen Kilometer später wieder in Deutschland und eine halbe Stunde später wieder zu Hause.
Es war am Ende eine kurze Tour, sicherlich nicht mit den Hammeranstiegen, dafür aber einfach wieder draußen unterwegs. Besonders gefiel mir bei dieser Runde der große Anteil der ruhigen Abschnitte, auf die ich nur gekommen war, weil ich bei der Routenplanung „waymarked cycles“ in gpsies angehakt hatte und diesen farbigen Routen gefolgt war.
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