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Meine Touren im Überblick

Einleitung  zurück zur Liste

Eigentlich komme ich ursprünglich ja aus dem Plaisir-Klettern, denn im sächsischen Fels waren meine Routen stets auf Genuss, weniger auf Sportlichkeit ausgelegt. Am Bodensee lernte ich dann das Sportklettern näher kennen und lieben, sind doch im Donautal oder am Mägdeberg die Routen exzellent mit Bohrhaken bestückt. Doch wer mich kennt, weiß, dass ich die großen Berge liebe. Immer wieder liebäugelte ich mit alpinen Mehrseillängen, aber auch mit Klettersteigen.

Mit Andreas lernte ich vor Jahren Jemanden kennen, der gleiche Ambitionen hat. 2021 war es nun soweit, dass wir uns gemeinsam in alpines Gelände wagten. Während Andreas schon in Kursen und auf eigenen Touren Erfahrungen sammeln konnte, war mein Know-How eher theoretischer Art. Ich hatte zwar schon im sächsischen Fels Mehrseillängen geklettert, aber im alpinen Raum reden wir hier von einer anderen Hausnummer. Des Weiteren kommen Faktoren wie Wetter, Höhe und lange Zustiege hinzu.

Mit meiner ersten alpinen Tour an der Zimba im Juni 2021 hatte sich nun meine Passion zu solchen Touren bestätigt. Nun will ich mehr, bin auf der Suche nach meinen persönlichen Superlativen. Noch längere Routen, mehr exponierte Touren und vielleicht auch noch etwas anspruchsvollere Mehrseillängen. Dabei sind mir namhafte Gipfelstürme nicht wichtig. Viel mehr bin ich auf der Suche nach Routen, die weniger überlaufen sind.

Eines konnte ich jedoch jetzt schon feststellen. Nachdem ich auch schon Klettersteigerfahrungen sammeln konnte, ist dies in keiner Weise mit alpinen Kletterouten vergleichbar. Ich möchte nicht behaupten, dass Klettersteige langweilig sind, aber alpine Routen fordern mich mehr und treiben mir mehr Adrenalin ins Blut. Diese Mischung aus Abenteuer, kalkuliertem Risiko und physischer Anstrengung macht für mich den Reiz aus.

Ausrüstung  zurück zur Liste

Auf alpinen Mehrseillängen (MSL) ist jedes Gramm zusätzlicher Balast. Also zieht man mit dem Nötigsten los. Die Ausrüstung sollte leicht sein und ihren Zweck erfüllen. Trotzdem muss man für jede Situation gewappnet sein. Einen Großteil der Sportkletter-Ausrüstung kann man auch für alpines Klettern nutzen. Andere Sachen müssen neu angeschafft oder können zu Hause gelassen werden. Alpine Routen bestehen meist nicht nur aus der Klettertour an sich, sondern beinhalten lange Zu- und Abstiege. Außerdem kann es sein, dass es nicht zwingend notwendig ist, die Route mit Kletterschuhen zu bewältigen.

Bei den meisten Tourenbeschreibungen und Topos zu den Routen wird man schon vorab darüber informiert, was für eine Ausrüstung notwendig ist. Mal sind Cams oder Keile von Nöten, mal werden Schlingen oder Anzahl der Expressen vorgegeben. Zusätzlich werden Empfehlungen zur Seillänge geliefert. Das alles steht in Abhängigkeit zur Gesteinsart und der Routenabsicherung (Bohrhaken, Sanduhren, Standplätze etc.). Folgend kann ich Euch nur meine persönlichen Erfahrungen auflisten, wie ich aufgerüstet habe und wie mein Equipment für alpine Routen ausschaut:

  1. Zustiegsschuhe – Sie werden gern auch als Approachschuhe bezeichnet. Es handelt sich dabei um leichte Halbschuhe, die eine Symbiose aus Wander- und Kletterschuh darstellen. Mit diesem Schuhwerk kommt man ohne Probleme zum Einstieg und kann auch bis in den 4.Grad Routen klettern. Sie haben griffige Vibram-Sohlen, die am Rand hoch gezogen sind, um Kletterpassagen zu meistern. Die Schnürung geht meist bis tief in die Zehen, um den Fuß variabel zu stabilisieren. Der Komfort spielt hier eine primäre Rolle, da man den Schuh am Ende über 10 Stunden trägt. Meinen Recherchen zufolge sind der Scarpa Mescalito, der La Sportiva TX Guide oder der Garmont Dragontail LT idealer Wegbegleiter.
  2. Kletterrucksack – Hier kann man nicht pauschalisieren, da es auf den Verlauf der Tour ankommt, welches Volumen man benötigt. Ist man auf einer Tagestour unterwegs, sind 15 bis 22 Liter völlig ausreichend, plant man mit einer Übernachtung und muss Proviant und Kleidung mitschleppen, ist man mit einem 30 Liter Rucksack gut beraten. Wichtige Kriterien bei der Wahl sind die Details. Alle Rucksäcke bieten meist eine Aufnahme fürs Kletterseil, Fixierungen für Eisgeräte und Trinkblasen-Tauglichkeit. Letzteres hat für mich eine große Bedeutung, da man so jederzeit an Flüssigkeit kommt und dabei die Hände frei hat und nicht den Rucksack absetzen muss. Oft sind die kleinen Rucksäcke bis 20 Liter hoch geschnitten und haben einen spärlichen Hüftgurt. Somit behindert der Rucksack am Ende nicht den an der Hüfte sitzenden Klettergurt.
  3. Notfallausrüstung – Was gehört dazu? Das liegt sicherlich in eigenem Ermessen. Ein abgespecktes Erste-Hilfe-Set ist dabei aber sicher genau so unumstritten wie eine Rettungsdecke und/oder ein Biwaksack. In modernen Zeiten gehört sicher auch ein Handy dazu oder bei abgelegenen Routen ein Satelliten-Rescue-Messenger wie Spot oder Garmin InReach. Sicher gehört auch eine gute Wetterjacke dazu, um sich vor Kälte und Wind am Standplatz zu sichern.
  4. Sicherungsequipment – Hier braucht man alles, was für einen Standplatz nötig ist: Selbstsicherung, Bandschlingen und Schraubkarabiner. Dazu kommen je nach Routenbeschaffenheit Cams/Friends, Klemmkeile, Expressen und Schlingen. Dazu kommen noch Abseilachter oder Tuber, um den Abstieg zu sichern. Um sicher unterwegs zu sein, ist auch ein Helm unverzichtbar. Nirgendwo mehr muss man mit Steinschlag rechnen als in alpinen Routen.
  5. Dies und Das – Je nach Schwierigkeit der Route kann man auch Kletterschuhe einpacken. Natürlich sollten auch Pausensnacks dabei sein. Optional sind Kamera, Navigationsgerät oder zusätzliche Kleidung wie Softshell-Jacke, Klettersteighandschuhe etc. Ob man eine Sonnenbrille und Sonnencreme benötigt, sollte Jeder für sich entscheiden. Bei sehr langen Routen kann es zu Verständigungsproblemen kommen und kleine Handfunkgeräte könnten Sinn machen.

Vorbereitung und Planung  zurück zur Liste

Vermutlich ist die es die erste Herausforderung, unter den vielen Routen die richtige für sich zu finden. Mir persönlich helfen da reine Routenbeschreibungen nicht weiter. Ich muss mich visuell auf eine Tour einstellen und benötige dazu eine Topo. Auf diesen ist der komplette Verlauf der Route eingezeichnet, es wird auf Sicherungspunkte hingewiesen und markante Punkte sind vermerkt. Außerdem wird das Gelände bildlich beschrieben (Bänder, Verschneidungen, Scharten etc.). In vielen Fällen wird auch die reine Gehzeit und die zu absolvierenden Höhenmeter, sowie nötiges Equipment mit deklariert.

Hat man seine Tour gefunden, macht man sich über die Anreise ins Zielgebiet Gedanken und wie man den Zustieg zur Route und den Abstieg bewältigen kann. Meist ist es praktisch, am Vorabend anzureisen. Wo übernachtet man dann? In einer Berghütte, im Auto, auf dem Campingplatz oder nahe am Einstieg in einem Biwak? Obwohl es für mich die schönste Option ist, wild im Zelt in den Bergen zu übernachten, scheint es die schlechteste Variante zu sein, da man viel Gepäck mitschleppen muss und ggf. seine Ausrüstung versteckt zurücklassen muss, um leicht voranzukommen. Für mich sind Auto oder Hütte daher die bessere Wahl, um mit wenig Gepäck in die Route zu steigen.

Ein Blick auf das Wetterradar ist nicht nur sinnvoll, sondern elementar. Wie ist die Wetterlage? Beständig, wechselhaft, windig oder regnerisch. Im Zweifel lieber eine Tour vertagen, als am nassen Fels abzuschmieren. Manchmal hilft auch ein Anruf beim Hüttenwirt einer nahe gelegenen Hütte. Diese kennen die aktuellen Wetterverhältnisse und auch die Routenbeschaffenheit. Ist überhaupt schon Jemand in der aktuellen Saison in die Route gestiegen? Liegt noch Schnee? Ist die Route gesperrt? Die Insider geben gern Auskünfte und schlagen auch Alternativen vor.

Zeitaufwendige Routenplanungen wie bei großen Wanderungen gibt es nicht. Meist sind die Zustiege und Abstiege gut markiert oder kurz. Es kann jedoch nicht schaden, ein Navi dabei zu haben. Wichtiger ist es, die Topo der Tour auf dem Papier oder Handy zu haben, um vor Ort Fels und Verlauf abzugleichen. Mehr Vorbereitung gilt der nötigen Ausrüstung. Neben den Standardequipment muss man nur noch die Sicherungsmaterialien wie Expressen oder Cams anpassen. Dabei kann man sich als Zweier-Seilschaft auch reinteilen. Während der Eine das Seil schleppt, trägt der Andere den Rest.

Bei der Planung muss auch berücksichtigt werden, wie vor Ort geklettert wird. Steigt immer nur Einer vor oder wird in Wechselführung geklettert. Um flüssiger voranzukommen, ist es besser, sich abzuwechseln. Der erste Vorsteiger klettert bis zum Standplatz und holt den Nachsteiger nach. Dieser klettert über den Standplatz hinweg weiter und meistert nun den Vorstieg. Hierbei sollten sich die Kletterpartner schon vorher einig sein, wer welchen Abschnitt klettert. Der bessere Kletterer steigt so in den schwierigeren Passagen vor, der schlechtere in den leichteren.

Am Ende der Route sollte man wissen, wie der Abstieg gemeistert werden muss. Nutzt man Seilbahnen für die Talfahrt, sollte man wissen, wann die letzte Bahn fährt. Dementsprechend sollte genügend Pufferzeit eingeplant werden, für Pausen oder Wegfindungsprobleme. Muss man abseilen, ist es wichtig zu wissen, wie lang das Seil sein muss. In den Alpen ist es besser, 60 m und mehr dabei zu haben. Es kann auch Sinn machen, zwei 50 bis 60 m Halbseile dabei zu haben. So kann man im Doppelstrang redundant sichern und mit voller Länge am Doppelseil abseilen, was die Hälfte an Zeit kostet.

Nützliche Links  zurück zur Liste

Bergsteigen.comDie wohl übersichtlichste und informativste Seite, zumal immer eine Topo der Route mitgeliefert wird. Das erspart eine Sammlung an Topo-Büchern
Hikr.orgEine spezielle Seite, wo Jeder seine Touren und Erfahrungen posten kann, nur teilweise mit Topo, dafür meist mit viel Bildern
TheCrag.comEine eher unbekannte, aber dafür spezielle Seite für nicht so bekannte Touren

Meine Klettertouren im Überblick  zurück zur Liste

Zimba – Westgrat | Österreich Vorarlberg

Kurzinfos

  • Topo zur Tour
  • Schwierigkeit 3+/3-
  • ab Heinrich-Hüter-Hütte 877 Höhenmeter zum Gipfel, Dauer ca. 5:30 Stunden
  • Abstieg ebenfalls über Westgrat, 1 bis 3 Abseilen
  • brüchiges Gestein, viel Gehpassagen, weniger Kletterei
  • gut gesichert mit vielen, neuen Bohrhaken, aber auch vereinzelt zweifelhafte, alte Schlaghaken
  • Material: Helm, mind. 5 Expressen, lange Schlingen zur Sicherungsverlängerung, 60m Seil
  • Zum Klettern reichen Approach-Schuhe völlig aus
  • Überschreitung: Über den Ostgrat (Topo)auf die Zimba und über den Westgrat absteigen

Die Zimba war meine erste, wirkliche Alpintour im Juli 2021. Leider wurden wir an der Heinrich-Hüter-Hütte enttäuscht und mussten den Westgrat in Angriff nehmen. Der Ostgrat mit seinem Klettersteig wäre anspruchsvoller und abwechslungsreicher gewesen, aber ich war nur zu Gast und so war es mir egal, wie meine erste alpine Tour ausschauen würde.

Ausgangsort ist Vandans auf 700 Meter Höhe. Da die Hütte als Startpunkt auf 1766 Metern Höhe liegt, kann man sich überlegen, wie man den Höhenunterschied bewältigt. Der einfache Weg ist mit dem Wanderbus bis zur Rellstal Kapelle / Alpengasthof Rellstal auf 1460 Metern Höhe, die restlichen 300 Höhenmeter müssen dann zu Fuß bewältigt werden. Es gibt auch auf 800 Metern Höhe den letzten Wanderparkplatz, der kostenfrei ist. Dann kann man die 1000 Höhenmeter zu Fuß oder mit Rad zurücklegen. Letzteres wird ein wenig beschwerlicher. Ab dem Parkplatz wird nämlich gleich auf ein Fahrverbot auf der Straße für Fahrräder hingewiesen. Entweder ignoriert man diesen Hinweis, der nur für 500m gilt oder aber man fährt ab dem Parkplatz wieder ein wenig ab und biegt dann links auf eine schmale Straße ab. So stößt man auch wieder auf die gleiche Route.

Nun wird der Weg beschwerlich, stetig steil, mit wenig Entspannung. Zum Glück geht es auf Asphalt und wenig frequentierter Straße bergauf.  Etwa 300 Meter nach der Kapelle erreicht man einen Abzweig, rechts geht es zur Hütte hinauf, links führt der Weg weiter am Rellsbach entlang. Den Weg zur Hütte ziert eine ein Verbotsschild für „Durchfahrt verboten“, was eigentlich auch für Radfahrer gilt. Aus Unwissenheit passieren wir trotzdem und steigen weiter auf zur Hütte. Später erfahren wir vom Hüttenwirt, dass er generell kein Problem mit Radfahrern hat, so lange sie keine E-Biker sind. Diese würden sich selbst überschätzen und nehmen mittlerweile Überhand. An der Hütte sichern wir unsere Räder.

Für meine spartanischen Verhältnisse ist die Hütte purer Luxus. Warm duschen, Fernsehen, Essen a la Carte etc. Mir ein wenig „too much“, aber ich nehme es stoisch hin. Von der Hütte sind es zum Einstieg in die Zimba ca. 300 Höhenmeter, man könnte es als schweren Wanderweg oder leichten Klettersteig bezeichnen. Der Weg führt steil nach oben auf das Zimbajoch, welches auf 2380 Metern Höhe liegt. Bis hierhin sollte man schon einen Helm tragen, da das Gebiet steinschlaganfällig ist. Ab dem Zimbajoch wählt man den Weg nach rechts gen Osten und sollte den Klettergut anlegen. Kletterschuhe sind nicht zwingend notwendig, da man mehr wandert als klettert und im III-Bereich sind Approach-Schuhe noch ausreichend, da es Tritte und Griffe in Hülle und Fülle gibt.

Nun geht es noch weiter auf einen Trampelpfad, bis man an eine Stelle kommt, an der man vor eine scheinbar betonierten Reibungsplatte (Sohm-Platte) steht. Ab hier beginnt nun die Kletterei. Hält man sich gerade nach oben, ist es leichter, folgt man dem schräg nach links oben verlaufenden kleinen Band ist es nach meinem Anschein die schwierigste Stelle der gesamten Route. Gut mit Bohrhaken versichert, steigt man steil auf, immer unterbrochen von Gehpassagen in Zweier-Seilschaft. Je höher man kommt, umso exponierter wird es. Obwohl die Zimba als das „Matterhorn des Montafons“ bezeichnet wird, ist sie doch sicher um einiges einfacher.

Da ich beim Sportklettern bis in der 6-er Bereich klettere, denke ich, dass eine Sicherung zwar psychologisch, aber nicht sportlich von Interesse ist. Ab etwa. 80 Höhenmeter unterhalb des Gipfels ist es mit dem Klettern vorbei und man folgt de schier zahllosen Pfaden auf de Gipfel. Die Aussicht vom Gipfelkreuz war für meine erste alpine Klettertour grandios, doch hier oben merkte ich, das ich unterfordert war. Dabei ging es mir nicht darum, den noch mehr Kitzel zu suchen, eher darum, permanenter und exponierter zu klettern. Nach dem Abstieg beschloss ich für mich und mit meinem Kletterpartner Andreas, dass es doch noch länger, weiter und höher gehen müsste.

Zwei Wochen später standen wir auf der Zugspitze.

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Gipfelsturm! Kein Dreitausender, aber im Herzen mindestens ein Mount Everest

Zugspitze – Eisenzeit | Deutschland Bayern

Kurzinfos

  • Topo zur Tour
  • Schwierigkeit 4- (2 kurze Passagen, 1.Stelle nach Harakiri nicht so exponiert wie 2.Stelle)
  • ab Seilbahn Parkplatz Eibsee 2150 Höhenmeter, ab Zahnradbahn Station Riffelriss 1450 Höhenmeter, ab Sprengseilbahn 1250 Höhenmeter
  • Dauer zwischen 5:30 bis 8:10 Stunden je nach Startpunkt
  • Abstieg über die Seilbahn Zugspitze oder als Kombitour mit Jubiläumsgrat (Übernachtung Münchner Haus oder Biwak)
  • In Vertikalen feste Tritte und Griffe in Hülle und Fülle, ab und an Steinschlaggefahr
  • Viel horizontale Gehpassagen ohne Sicherung möglich, kritische Stellen sind die 4-er Stellen und der Abschnitt nach dem Tunnel
  • Im Steilgelände teilweise Wegfindungsprobleme, gerade nach dem Tunnek
  • an den neuralgischen Stellen gut gesichert mit vielen, neuen Bohrhaken
  • Material: Helm, mind. 5 Expressen, lange Schlingen zur Sicherungsverlängerung, 50m Seil (mit 2 Halbseilen á 50m kann man in einem Rutsch auf den Klettersteig abseilen)
  • Zum Klettern reichen Approach-Schuhe völlig aus
  • Kombitour: Über den Jubiläumsgrat (Topo)auf die Alpspitze mit möglichen Biwak in den Tunneln auf 2350 Metern Höhe

Wirklich prickelnd fand ich den Gedanken nicht, am Ende des Tages auf der Zugspitze zu stehen. Wer Eins und Eins zusammenzählen kann, weiß, was Einen auf dem Gipfel erwartet: Massen an Touristen und Zivilisation dort, wo sie nicht sein sollte. Trotzdem fügte ich mich wieder einmal, weil ich die Tour sehr abwechslungsreich fand.

Allein der Start ab Eibsee hat es in sich. Bevor die Tour wirklich losgeht, muss man bis zur Sprengseilbahn (kleines Häuschen) 900 Höhenmeter aufsteigen. Wenn man bereits hier Schnappatmung bekommt, sollte man gleich wieder absteigen, weil es nicht wirklich entspannter wird. Geplant sind für diesen Zustieg 2 bis 2.5 Stunden, wir waren nach 1.5 Stunden da. Da der Weg sich teilweise durch den Wald schlängelt, kann man auch direkt auf der Piste bis zur Station Riffelriss aufsteigen. Unterwegs trifft man noch einige Male auf Wasserressourcen.

Das kleine Sprenghaus sieht man erst, wenn man aus dem Waldstück nach der Zahnradstation auf freies Gelände stößt. Irgendwann erscheint ein Holzpflock links des Wegesrandes. Entweder geht man hier steil links hoch oder man folgt dem normalen Pfad weiter hoch und geht dann später rechts hoch zum Startpunkt. Ab hier sollte der Helm aufgesetzt werden. Ob ab hier der Klettergurt nötig ist, muss Jeder selbst entscheiden. Für mein Verständnis folgt nun eher exponiertes Wandern mit teilweise versicherten Stahlseilen.

Man hat viel Zeit, die Aussicht zu genießen, während man schnell aufsteigt. Nach einer langen Querung gen Osten folgt der Aufstieg zur Harakiri Leiter im felsigen Gelände. Vor und nach dieser ominösen Leiter sind Bohrhaken vorhanden. Lange wird die Leiter nicht mehr halten, jedoch kann man diese auch gut im 2-3er Bereich links umklettern. Danach folgt der alte Strommast mit Flutlichern. Auch hier haben wir die Klettergurte noch nicht angelegt, da die erste 4er Stelle in einer Nische folgt, wo man spotten kann. Wirklich schwierig erschien mir die Stelle im Nachhinein nicht, da die lange Schuppe mit Untergriff guten Halt bietet und es am Ende nur ein Zug ist. Danach steht man wieder auf einem Pfad.

Nun folgt die Abwechslung. Nach einer Leiter steht man im alten Tunnelsystem mit einem alten baufälligen Haus. Kurz darauf muss man wieder absteigen, um in das längere Tunnelsystem zu gelangen. Hier und auch vorher findet man viel Wasser in Form von Schnee, Regenwasser oder Pfützen. Mein Herz blüht auf und innerlich sehe ich mich hier biwakieren. Altes Holz für ein Feuer gibt es genug, aussichtsreiche Lage und Abgeschiedenheit pur. Wir gehen hier und heute aber weiter.

Nun darf man sich nicht mit der Angabe „Tunnelfenster IV“ irritieren lassen. Einfach bis zum letzten Fenster gehen, raustreten oder links den Fels hochklettern. Hier quert man ein wenig gen Osten und klettert dann grade nach oben. Wir wählen eine kleine Verschneidung, die für mich extrem exponiert ist und am Ende anspruchsvoller als die 4er Stellen sind. In der Topo wird sie als „2“ angegeben. Hier kann es gut sein, dass wir uns ein wenig verklettert haben, aber bald stehen wir am Stand.

Es geht nun wieder entspannt weiter zur Schlucht vor der 2.Stelle im 4er Bereich. Hier staut es sich nun, weil die Seilschaften vor uns alles absichern. Das verunsichert mein bis dahin entspanntes Vorankommen. Andreas und Daniel bemerken meine Verunsicherung und behandeln mich fortan als behinderten Kletterer. Wir legen also unsere Klettergurte an, da aus der Ferne die 4er Stelle schwer aussieht. Von der Schlucht bis zur großen, markanten Sanduhr queren wir ohne Sicherung. Ab hier steigt Daniel nun gesichert vor, wir folgen eingebunden im gleichen Seil in 5 Meter Abstand. Eine Expresse soll uns minimal sichern.

Als Daniel die 4er Stelle überstiegen hat geht es wieder einfach hinauf. Es kommt Gelächter in unserer Seilschaft auf. „Mir ist das hier zu blöd, ich geh‘ weiter!“ Das Gelände ist einfach, eine Sicherung für uns nicht notwendig. Da wir sonst im 6er bis 7er Bereich klettern, läuft es immer flüssiger, vor allem weil nun wieder eine Querung gen Osten ansteht. Bald stehen wir am Schuttfeld, welches im Juli immer noch von Schnee durchsetzt ist. Diese kleinen Schneefelder kann man ungefährlich queren oder an den Rändern umgehen.

Mittig auf halber Höhe des Schuttfeldes steigt man dann bald rechts in den letzten Kletterabschnitt ein. Ein Orientierungspunkt ist ein kleines Felsgebilde im Schuttfeld. Hier muss man rechts queren und erkennt bald einen kleinen Pfad, der zu der schwarzen Wulst führt. Mit Balance und gehocktem Körper ist auch diese Stelle schnell gemeistert.

Danach geht es im steilen, griffigen Gelände geradewegs hinauf zum Finger, den man nun schon gut sehen kann. Auf diesem Grat auf 2680 Metern Höhe hat man nun die eigentliche Tour „Eisenzeit“ erreicht. Als ich den ersten Blick auf den Höllentour-Klettersteig  erspähen kann, beglückwünsche ich bereits hier Andreas und Daniel mit einem „Berg Heil“. Alles, was nun folgen würde, zähle ich als notwendiges Übel. Am Abseilstand zum Klettersteig staut sich genau so wie auf dem Klettersteig an sich.

Auf dem Klettersteig folgt nun eine 310 Höhenmeter Kletterkarawane. Schlimmer kann ich es mir nur noch an der Hillary Step vorstellen. Schleppend geht es voran, eine Menschenkette in einen Meter Abstand. Kurz vorm Gipfelkreuz reicht es mir und ich pfeife Andreas und Daniel zurück. „Lasst uns hier idyllisch Pause machen, mir reicht der überfüllte Anblick aus der Ferne!“. Wir genießen die Ruhe am Einstieg des Jubiläumsgrat und steigen erst später zur Seilbahn auf. Den Weg auf das Gipfelkreuz ersparen wir uns.

Unter den Gipfelstürmern vom Klettersteig oder der Eisenzeit kommend gesellen sich Seilbahn-Touristen auf dem Pfad hinzu, die meinen, mit der Bergfahrt eine Wegepriorität erkauft zu haben. Sie beanstanden, dass immer nur Leute vom Gipfelkreuz absteigen, sie aber nicht aufsteigen dürfen. Ich beruhige sie mit den Worten: „Der Gipfel ist überfüllt, lass‘ doch erstmal die Leute absteigen, bevor Du aufsteigen kannst!“ 

Nun noch schnell ein Talfahrt-Ticket gekauft und einfach nur weg hier. Ab der Eibsee Talstation müssen wir noch mal 100 Höhenmeter bis zum Parkplatz rechts des Wegesrandes absteigen, wo unser Camper steht, in dem wir die Nacht zuvor ohne Repressalien übernachtet hatten. Die letzten 1-2 Stunden blenden wir nun Alle aus. Am Ende sind es 2300 Höhenmeter, die wir in 7 Stunden bewältigt hatten, ohne den Klettersteigstau wären sicher 6 Stunden drin gewesen. Die flotte Zeit resultierte am Ende auch an der kompromisslos minimalen Sicherung.

Abschließend möchte ich festhalten, dass wir die Tour nicht leichtsinnig geklettert haben, sondern im Rahmen unserer Möglichkeiten. Die Tour an sich kann durchaus ein Projekt für Anfänger sein, jedoch sollte man konditionell echt fit und schwindelfrei sein. Für mich war es trotz der negativen Impressionen eine Tour, die Bock auf mehr gemacht hat, Bock auf einsamere Gipfel.

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6 Uhr Start 100 Höhenmeter unterhalb vom Eibsee

 

 

 

 

 


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